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Weitspringerin zieht Konsequenz Mihambo schildert Lungenprobleme nach EM-Kollaps

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Trotz ihrer Beschwerden ist Mihambo in Berlin nicht zu schlagen.

Trotz ihrer Beschwerden ist Mihambo in Berlin nicht zu schlagen.

(Foto: IMAGO/Fotostand)

Ihren ersten Wettkampf nach den Europameisterschaften gewinnt Malaika Mihambo. In Berlin gibt die Weitspringerin zudem einen Einblick, wie sie die Atemnot und den Zusammenbruch vor zwei Wochen verarbeitet hat. Ihre Lunge ist noch nicht bei 100 Prozent - aber sie hat schon einen Weg, damit umzugehen.

Malaika Mihambo strahlt eine außergewöhnliche Gelassenheit aus, eine in sich ruhende Zuversicht. Selbst dann, wenn sie über etwas Ernstes spricht. Sie merke "auch heute noch", sagt sie nach ihrem Sieg beim ISTAF in Berlin, "dass mir im wahrsten Sinne des Wortes schneller die Luft wegbleibt". Gleich im ersten Versuch fliegt sie auf 6,92 Meter und lässt danach zwei Sprünge aus, um ihren Körper nicht zu überfordern. Die Lunge sei noch nicht wieder ganz da, wo sie für gewöhnlich ist, sagt sie, und, "dass die Atemeffizienz noch ein bisschen unterdurchschnittlich ist." Mihambo reduziert deshalb die Belastung ganz bewusst, indem sie auf den zweiten und den vierten Versuch verzichtet. Es ist die Konsequenz aus den dramatischen Momenten, die die 28-Jährige bei der Europameisterschaft in München durchlebt hat.

Vor zwei Wochen gewinnt Mihambo die Silbermedaille, geht in Schwarz-Rot-Gold gehüllt auf die Ehrenrunde und dann in die Interviews. Plötzlich klagt sie über Atemnot. Zusammenbruch, ärztliche Hilfe. Erst um 0.41 Uhr verschickt der Deutsche Leichtathletik-Verband eine erste Entwarnung, ein "es geht ihr wieder besser".

Im Nachgang der Titelkämpfe habe sie "im Krankenhaus vorbeigeschaut und alles checken lassen", sagt sie nun in Berlin, dabei wurde die Beeinträchtigung der Lunge diagnostiziert. "Nur leichtgradig" zwar, gibt sie zusätzlichen Einblick in die Untersuchungsergebnisse, aber eben doch spürbar. Auch beim ISTAF merkt sie, "dass ich von den Lungen her noch schneller an meine Grenzen komme".

Nach München habe sie sich erst einmal erholen müssen, "weil der Wettkampf so viele Ressourcen gekostet hat". Sie sei insgesamt "überanstrengt" gewesen, aber ihre Lunge im Besonderen. Die Folgen einer Corona-Infektion während der Vorbereitung auf die Europameisterschaften, die der Olympiasiegerin von 2021 nach eigener Aussage emotional "näher am Herzen" sind als die Weltmeisterschaften kurz davor in den USA. Aufgrund der Olympia-Verschiebung finden WM und EM im Drei-Wochen-Abstand statt, eine ohnehin schon hohe Belastung, die sich in Mihambos Fall durch die Covid-19-Erkrankung noch weiter zu steigern scheint - und in einer sichtbaren Überlastung endet.

"... und das ist die Hauptsache"

In der Woche nach dem Kollaps "habe ich erstmal ein paar Tage frei gemacht", sagt sie, sie habe "Zeit gebraucht", um sich zu erholen. Erst wenige Tage vor dem ISTAF steigert sie die Umfänge wieder, macht wieder Sprünge in die Grube und Sprints. Dabei habe sie sich "sehr gut" gefühlt. Zusätzlich versucht sie mit Physiotherapie, die Genesung zu unterstützen - den "Thorax freimachen", also die Muskulatur rund um den Brustkorb zu lockern. Auch von einer "Atemschule" berichtet sie, weshalb sie darauf hofft, "dass ich ganz schnell wieder bei meinen 100 Prozent bin". Die Frage scheint nicht zu sein, ob diese Entwicklung eintritt, sondern nur, wann.

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Um dabei mitzuhelfen, nimmt sie außerdem laut eigener Aussage "ein Spray zur Unterstützung" ein, "einfach, dass die Lungen sich schneller regenerieren können". Bei Sprays werden all jene, die Dopingvergehen suchen, hellhörig. So überlegt, ausgeruht und gründlich, wie Mihambo und ihr Umfeld allerdings seit Jahren ein großes Weitsprungfinale nach dem anderen (mit-)bestimmen, ist davon auszugehen, dass der Einsatz dieses Sprays genauestens geprüft ist. Die Kombination all dieser Behandlungen hat die Beschwerden zwar noch nicht final vertreiben können, "aber es sieht alles gut aus und das ist die Hauptsache", so Deutschlands dreifache Sportlerin des Jahres.

Dass sie nach ihrer Corona-Infektion dennoch so leistungsfähig ist - Quali fürs EM-Finale mit 6,99 Meter, Silber bei der EM mit 7,03 Meter, Sieg beim traditionsreichen ISTAF mit 6,92 Meter -, führt Mihambo derweil auch ganz simpel auf ihre Disziplinwahl zurück. "Ich denke, das funktioniert jetzt alles noch gut, weil ich eben Weitsprung mache und keine 5000 Meter." Vom Anlauf bis in die Grube dauert es nur wenige Sekunden, eine für den Moment zwar maximale, aber kurze Belastung. Eine Belastung, der sich Mihambo beim Diamond-League-Finale in Zürich am kommenden Wochenende noch einmal stellen will, ehe die Saisonpause ansteht. Für die sie ganz zuversichtlich davon ausgeht, dass sich die Problematik mit der angeschlagenen Lunge "wieder gibt, wenn ich sie natürlich auch nicht ganz so fordere".

(Dieser Artikel wurde am Montag, 05. September 2022 erstmals veröffentlicht.)

Quelle: ntv.de

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