Urkal bedauert Rücktritt Özil kriegt Arsenal-Binde, DFB sucht Kontakt
28.07.2018, 15:21 Uhr
Kapitän gegen Paris: Mesut Özil.
(Foto: dpa)
Im ersten Spiel nach seinem DFB-Rücktritt läuft Mesut Özil als Kapitän für Arsenal auf. Bundestrainer Löw und DFB-Manager Bierhoff planen derweil ein Telefonat mit dem Weltmeister. Ex-Boxer Oktay Urkal bedauert Özils DFB-Abgang - und verteidigt das Erdogan-Foto.
Mesut Özil spielt wieder Fußball. Nach seinem Fehlen im ersten Testspiel in Singapur führte der Mittelfeldspieler den FC Arsenal in der zweiten Partie gegen Paris Saint-Germain als Kapitän an - und erzielte in der 13. Minute den Führungstreffer zum 1:0. In der 64. Minute wurde der 29 Jahre alte Özil beim Stand von 1:1 ausgewechselt. Anschließend erzielten der Pariser Lassana Diarra (Eigentor), Edward Nketiah mit einem Doppelpack und Rob Holding die weiteren Treffer für Arsenals 5:1-Kantersieg. Der frühere PSG- und jetzige Arsenal-Trainer Unai Emery vertraute im Tor der Londoner auf Neuzugang Bernd Leno.
Ein Foto auf der Arsenal-Homepage zeigte Özil vor dem Anpfiff gemeinsam mit PSG-Profi Julian Draxler. Der bisherige DFB-Auswahlkollege hatte Özil als einer von wenigen DFB-Nationalspielern nach dessen Rücktritt für dessen Leistungen gedankt, die Affäre um dessen Erdogan-Fotos aber nicht kommentiert. Beim PSG-Team von Trainer Thomas Tuchel wurde Draxler noch geschont. Für Paris war Christopher Nkunku (60./Foulelfmeter) zum zwischenzeitlichen 1:1 erfolgreich.
Özil saß zuletzt gegen Atlético Madrid im Rahmen des International Champions Cups zwar auf der Bank, gehörte vier Tage nach seinem Rücktritt aus der deutschen Fußball-Nationalmannschaft aber nicht zum Aufgebot. Arsenal hatte dies damit begündete, dass sich Özil nach dem frühen deutschen WM-Aus und anschließendem Urlaub noch in einer sehr frühen Phase des Vorbereitungstrainings befinde. Der 29-Jährige hatte erst zu Wochenbeginn das Training aufgenommen.
"Ich bin stolz, heute Kapitän gewesen zu sein. Es war ein guter Sieg und wieder eine fantastische Unterstützung hier in Singapur", twitterte der Weltmeister nach dem Spiel angesichts der zahlreichen Özil-Fans vor Ort. Auf der Arsenal-Homepage war gar von einer "Mesut-Mania" die Rede. "Wir schauen genau auf Mesut und geben ihm Verantwortung, und ich glaube, dass er Verantwortung wie ein Kapitän übernehmen kann", sagte Teammanager Unai Emery.
Zuvor hatte der Spielmacher am vergangenen Sonntag in seiner weltweit beachteten Rücktrittserklärung auch Rassismusvorwürfe geäußert und DFB-Präsident Reinhard Grindel persönlich angegriffen. Der Deutsche Fußball-Bund und Grindel haben diese Vorwürfe in Stellungnahmen zurückgewiesen. Von Bundestrainer Joachim Löw und Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff gibt es bislang noch keine öffentlichen Äußerungen zum Rücktritt des 92-fachen Nationalspielers. Laut "Bild"-Zeitung hatten sie bisher noch keinen Kontakt zum Weltmeister von 2014. Es soll jedoch zeitnah ein Telefonat mit Özil geben.
Urkal kritisiert und verteidigt Özil
Beim ehemaligen Profi-Boxeuropameister Oktay Urkal stößt Özils Rücktritt aus dem DFB-Team nur begrenzt auf Verständnis. "Besser hätte ich gefunden, wenn er gekämpft, sich durchgeboxt hätte in dem Sinne: Euch Kritikern werde ich es zeigen. Einfach hinzuschmeißen, ist natürlich der einfachere Weg", sagte der ebenfalls türkischstämmige Ex-Champion der "Welt". Wer allerdings "ausgebuht" und immer nur als "scheiß Kanake" bezeichnet würde, könne auch kaum noch Lust haben, "für dieses Land zu spielen".
Özils Begründung für das umstrittene Foto mit dem türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan kann der 1992 eingebürgerte Olympia-Zweite von Atlanta 1996 indes nachvollziehen. Er hätte sich als Boxer der deutschen Nationalstaffel bei entsprechender Gelegenheit ebenfalls mit Erdogan fotografieren lassen, "schon wegen meiner Familie", sagte der gebürtige Berliner.
Kritik an Özils Ignoranz gegenüber Erdogans Menschenrechtsverletzungen in der Türkei setzte Urkal den Blick in Deutschland lebender Türken auf die Entwicklungen in ihrem Herkunftsland entgegen. Erdogan habe eine Krankenversicherung und damit auch dringende Aufnahmen von allen Bürgern in Krankenhäusern eingeführt. Ebenso solle es bald eine Rente für alle und eine Arbeitslosenhilfe nach deutschem Vorbild geben, erläuterte Urkal.
Quelle: ntv.de, cwo/sid/dpa