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"Ihr steht doch für feiern und so" Red Bull hatte Kult-Klubs im Visier

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In Leipzig hat Red Bull nach seinem Einstieg sportlich einige Erfolge vorzuweisen.

(Foto: imago/Picture Point)

Red Bull und Leipzig, seit Jahren ist diese Symbiose im deutschen Fußball erfolgreich. Doch was mittlerweile zur Gewohnheit geworden ist, war alles andere als eine Selbstverständlichkeit. Denn Red Bull hatte eigentlich ein Auge auf mehrere Kult-Klubs geworfen.

Red Bull St. Pauli, undenkbar? Nicht für die Verantwortlichen des österreichischen Konzerns. Denn bevor sich das Unternehmen von Dietrich Mateschitz für den Standort Leipzig entschied, spielte der linksalternative Klub aus der Hansestadt eine zentrale Rolle bei der Suche nach einem Engagement im deutschen Profifußball – und es gab laut einem Bericht der "Welt" offenbar bereits konkrete Gespräche.

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Dietrich Mateschitz wollte unbedingt ein Engagement im deutschen Profifußball. In Leipzig würde er fündig.

(Foto: dpa)

Die Geschichte beginnt vor achteinhalb Jahren: Zwei Mittelsmänner treten an die Verantwortlichen des FC St. Pauli heran und bekunden das Interesse eines Konzerns. Sie wollen ein Treffen mit einem Gedankenaustausch organisieren. Es gehe um ein groß angelegtes Sponsoring. Die Vereinsvertreter werden hellhörig: Sportlich und wirtschaftlich stehen die Hamburger schlecht da. In der Regionalliga hängt die Mannschaft im Tabellen-Mittelfeld fest. Um wieder nach oben zu kommen, fehlen finanzstarke, überregionale Partner.

Wenige Wochen nach der ersten Kontaktaufnahme kommt es dem "Welt"-Bericht zufolge tatsächlich zu einem Treffen. Red Bull schickt drei Marketingmitarbeiter, darunter der Verantwortliche für den deutschen Markt, auf der Reeperbahn. Doch dass sich die Österreicher nicht bloß finanziell engagieren wollen, wird den Klubverantwortlichen schnell klar. Ähnlich wie nun in Leipzig, sollte der Klub eine neue Identität bekommen - eine Red-Bull-Identität. Doch die Hamburger schlugen das Angebot aus.

Bedenken wegen der Fanszene

Die Vereinsvertreter äußerten ihre Bedenken, wegen ihrer großen und mächtigen Fanszene. Die hatte sich Jahre zuvor mit den Fans von Austria Salzburg solidarisiert und gegen die Übernahme von deren Verein durch Red Bull protestiert. Es half nichts: Im Sommer 2005 übernahm das Mateschitz-Imperium die Austria und änderte neben dem Namen in FC Red Bull Salzburg auch noch Wappen und Vereinsfarben.

Die gewaltigen Unterschiede in Wahrnehmung und Wertigkeit von Vereinsleben, Fußballkultur und Tradition sahen die fußballfremden Konzern-Vertreter offenbar nicht. Mit Sätzen wie: "Ihr steht doch auch für Coolness, Party, feiern und so", wurden vielmehr vermeintliche Gemeinsamkeiten bemüht, heißt es in dem Medienbericht. Das linksalternative Vereinsimage schien die österreichischen Vertreter eher anzuziehen als abzustoßen.

"Für St. Pauli konnte und kann das kein Weg sein"

"Ich hatte damals schon gehört, dass sie Hamburg und unseren FC St. Pauli für einen guten Standort hielten", wird der spätere Klubpräsident Stefan Orth, damals noch Vize-Chef und nicht an den Gesprächen beteiligt, in der Welt zitiert. "Für mich und auch die meisten anderen war aber von Beginn an klar, dass wir nicht zusammenkommen würden. Das Thema schaffte es nicht mal in die Präsidiumssitzung. Für den FC St. Pauli konnte und kann das kein Weg sein." St. Pauli blieb, was es war.

Doch das Nein aus Hamburg stoppte den Weg von Mateschitz nicht. Er schaute sich weiter um und handelte sich zwei weitere Abfuhren: bei 1860 München und bei Fortuna Düsseldorf. Während das Werben im Süden abseits der Öffentlichkeit geschah, wurde das Interesse an der Fortuna im Mai 2007 publik - begleitet von heftigen Protesten. Fans und Mitglieder wehrten sich gegen den Einstieg. Sie wollten verhindern, dass das Unternehmen die Mehrheit von 50+1 Prozent bekommt oder gar den Verein in Red Bull Düsseldorf umbenennt.

Und so wanderte das Unternehmen in den Osten Deutschlands und engagierte sich in der sächsischen Metropole. "In Leipzig wollte man uns wirklich. Wir haben in dieser schönen Stadt keinen getroffen, der nicht von unseren Plänen begeistert war", erinnerte sich Markus Egger, damals als General Manager Soccer bei Red Bull angestellt. Leipzig hat den Reiz einer lukrativen Infrastruktur mit einem feinen, aber nur wenig genutzten WM-Stadion. Und so gründete Mateschitz hier seinen Klub, erwarb für 350.000 Euro das Oberliga-Startrecht des Vorortvereins SSV Markranstädt und beschritt in der fünften Liga den Weg, der den Verein im Sommer, spätestens aber im nächsten Jahr, in die Fußball-Bundesliga führen soll.

Quelle: ntv.de, tno

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