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Breite Front gegen US-Präsident Sport läuft Sturm gegen "Arschloch" Trump

Im Abseits: US-Präsident Donald Trump.

Im Abseits: US-Präsident Donald Trump.

(Foto: AP)

Als "Hurensöhne" beschimpft US-Präsident Trump NFL-Profis, die ihr Recht auf Protest wahrnehmen - und erntet dafür breite Ablehnung. Die Profiligen zeigen sich solidarisch mit ihren Sportlern. Die richten deutliche Worte an den Spalter im Weißen Haus.

LeBron James nannte US-Präsident Donald Trump kurzerhand einen "Penner", aber mit bloßen Repliken auf Trump-Niveau durch einige Superstars war es diesmal nicht getan. Der Krieg der Worte, den der mächtigste Mann der Welt mit einer Reihe von Twitter-Attacken vom Zaun gebrochen hatte, hat einen Sturm der Entrüstung im US-Sport entfacht. Nun wendet sich sogar die milliardenschwere Football-Profiliga NFL immer mehr von Trump ab. Der Präsident scheint auf heimischem Terrain eine rote Linie überschritten zu haben.

Trump hatte Footballer, die ihr verfassungsmäßiges Recht wahrnehmen und gegen Rassismus protestieren, als "Hurensöhne" bezeichnet und zudem die Einladung ins Weiße Haus für den amtierenden Basketballmeister Golden State Warriors zurückgezogen. "Du Penner. Stephen Curry hat schon gesagt, dass er nicht kommt. Also gab es keine Einladung. Ins Weiße Haus zu kommen, war eine große Ehre, bis du aufgetaucht bist", giftete Basketball-Superstar LeBron James von den Cleveland Cavaliers auf Twitter, nachdem Trump auf Kritik von Warriors-Starspieler Stephen Curry gewohnt dünnhäutig reagiert hatte.

Curry hatte am Freitag mitgeteilt, dass er die obligatorische Einladung des Präsidenten für den Champion der Basketball-Eliteliga NBA nicht annehmen wolle. "Indem wir handeln und nicht dort hingehen, können wir hoffentlich Veränderungen anregen für das, was wir in diesem Land tolerieren und was wir akzeptieren", sagte der 29-Jährige.

Umgehend feuerte Trump beleidigt zurück. "Ins Weiße Haus eingeladen zu werden, ist eine große Ehre für ein Meister-Team. Stephen Curry zögert, daher ist die Einladung zurückgezogen", twitterte er auf seinem privaten Twitter-Account und bezog sich dabei offenbar auf das gesamte Team von Golden State.

Protest schwappt in andere Ligen

Colin Kaepernick hatte sich als erster NFL-Profi während der Hymne hingekniet.

Colin Kaepernick hatte sich als erster NFL-Profi während der Hymne hingekniet.

(Foto: dpa)

Den Zorn zahlreicher Footballer hatte Trump da schon längst auf sich gezogen. Auf einer Veranstaltung in Huntsville/Alabama forderte er die Klubeigentümer aus der NFL auf, den Boykott der US-Nationalhymne nicht zu tolerieren und protestierende Spieler zu entlassen. Zuschauer sollten laut Trump die Stadien verlassen, wenn Sportler, wie zuletzt vor allem in der NFL geschehen, während der Hymne aus Protest gegen Rassismus und Ungerechtigkeit niederknien. "Würdet ihr es nicht lieben, wenn jemand unsere Flagge verachtet und der Eigner darauf sagt: 'Nehmt den Hurensohn vom Feld. Er ist gefeuert'", polterte der 71-Jährige unter lautem Applaus.

Nachdem er am Samstag bereits NFL-Boss Roger Goodell attackierte hatte, legte Trump am frühen Sonntagmorgen noch einmal nach und attackierte die Football-Profiliga NFL erneut scharf. In einem Tweet behauptete er, dass das Zuschauerinteresse wegen des Hymnenprotests stark zurückgehe: "Ja, die Spiele sind langweilig, aber viele (Fans, d. Red.) bleiben weg, weil sie unser Land lieben." Kurz zuvor hatte er zum Boykott aufgerufen, als er twitterte: "Wenn die Fans sich weigern, zu den Spielen zu gehen, bis die Spieler unsere Flagge und unser Land respektieren, wird es einen Wandel geben. Rauswerfen oder suspendieren!"

Persönliche Attacken auf Trump

Doch der Protest der Spieler, der sich längst auch gegen Trump persönlich richtet, weitet sich aus. Am Samstag trat er erstmals offen in der Major League Baseball (MLB), der ältesten der großen amerikanischen Ligen, zu Tage. Bruce Maxwell, Catcher der Oakland Athletics, kniete beim Abspielen der Nationalhymne nieder.

Footballer Colin Kaepernick, einst ein erstklassiger NFL-Quarterback, ist "Erfinder" der Geste. Auch wegen seiner politischen Statements ist er derzeit arbeitslos. Doch Kaepernick darf hoffen, denn Klubeigentümer und Spitzenfunktionäre rücken immer mehr von Trump ab - und damit auf Kaepernick zu. Als "spalterisch" bezeichnete etwa NFL-Chef Goodell die jüngsten Aussagen des Präsidenten und warf diesem "mangelnden Respekt" vor.

Mehrere der milliardenschweren, weißen Team-Besitzer gingen am Wochenende auf Distanz zu Trump. Die NFL-Spielergewerkschaft sicherte allen Profis demonstrativ Rückendeckung zu.

"Gefährten, gebt ein Statement ab!"

Weitere US-Sportstars reihten sich in den Tenor der Entrüstung ein. "Nach allem, was in unserem Land gerade vor sich geht - warum konzentrierst du dich darauf, wer sich hinkniet und wer das Weiße Haus besucht???", fragte Basketball-Superstar Chris Paul von den Houston Rockets den mächtigsten Politiker der Welt und legte nach: "Ich bezweifle, dass er Manns genug ist, einem dieser Spieler 'Hurensohn' ins Gesicht zu sagen."

Basketball-Legende Kobe Bryant warf Trump vor, "Zwietracht" und "Hass" zu schüren. Noch deutlichere Worte fand LeSean McCoy: "Unser Präsident ist ein Arschloch", twitterte der Running Back der Buffalo Bills. Nicht wenige wünschen sich mittlerweile, dass die US-Profiligen in den kommenden Wochen noch viel breiter Front machen gegen Trump und das Unrecht. Die Zeitung "USA Today" rief die Sportler auf, im Kaepernick-Stil zu protestieren: "Auf geht's, Gefährten, gebt ein Statement ab!"

Schon bei der NFL-Partie in London zwischen den Baltimore Ravens und den Jacksonville Jaguars im Londoner Wembley-Stadion wurde die Zeitung erhört. Zahlreiche Spieler knieten während der US-Nationalhymne anstatt zu stehen.

Zudem distanzierte sich der der amtierende NFL-Champion New England Patriots öffentlich von Trump. Klubeigner Robert Kraft, der sich im US-Wahlkampf offen für Trump ausgesprochen und ihn mit einer Millionenspende unterstützt hatte, ließ in einer Mitteilung verlauten: "Ich bin sehr enttäuscht über die Aussagen des Präsidenten vom Freitag. Ich bin stolz, mit so vielen Spielern verbunden zu sein, die einen enormen Beitrag leisten, unsere Gesellschaft positiv zu beeinflussen."

Quelle: ntv.de, cwo/sid/dpa

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