Star droht mit Interviewabbruch Überraschte Shiffrin kann WM-Gold kaum fassen
16.02.2023, 15:42 Uhr
Fand die Goldspur im Riesenslalom: Mikaela Shiffrin.
(Foto: Michael Kappeler/dpa)
Trotz eines Fahrfehlers im zweiten Durchgang rettet Mikaela Shiffrin ihren Vorsprung ins Ziel und bejubelt WM-Gold im Riesenslalom. Sie selbst ist überwältigt, reagiert aber auch bockig. Über die überraschende Trennung von ihrem Trainer mag sie nicht reden und macht eine klare Ansage.
Mikaela Shiffrin schlug ungläubig die Hände vors Gesicht, dann sank sie überwältigt von ihrem knappen Sieg in den weichen Schnee unter dem blauen Himmel über Meribel. Nur zwei Tage nach der plötzlichen Trennung von ihrem Trainer Mike Day fuhr sie wie erwartet zu WM-Gold im Riesenslalom - ein Selbstläufer aber war es nicht. "Ich fühle eine Mischung aus Ungläubigkeit, Stolz und Glück", sagte die Ski-Königin und bekannte: "Ich hatte Angst, dass ich den zweiten Lauf vermassle."
Shiffrin war die große Favoritin auf den Sieg, ihr Vorsprung am Ende aber knapper als erwartet. Nur 0,12 Sekunden lag sie vor der neuen Kombinations-Weltmeisterin Federica Brignone aus Italien. Bronze sicherte sich Ragnhild Mowinckel aus Norwegen (+0,22), 2018 bei Olympia Zweite im Riesenslalom und in der Abfahrt. Für Titelverteidigerin Lara Gut-Behrami aus der Schweiz reichte es nur zu Rang vier, für Olympiasiegerin Sara Hector aus Schweden nur zu Rang 13. Emma Aicher belegte als einzige Deutsche lediglich Rang 31.
"Für diese Frau gibt es keine Superlative"
Shiffrin, sagte ARD-Experte Felix Neureuther anerkennend, habe "es extrem spannend gemacht. Cooles Rennen. Hut ab vor ihr. Mit der Vorgeschichte, mit dem Trainer. Für diese Frau gibt es keine Superlative." Es scheint so: Nach Silber im Super-G war der Sieg im Riesenslalom der siebte, die Medaille die 13. bei einer WM. In der ewigen WM-Bestenliste liegt die Amerikanerin damit nun auf Rang zwei hinter der deutschen Legende Christl Cranz (15 Medaillen/12 Siege).
Die Trennung von ihrem Trainer blieb trotzdem ein Thema, dem Shiffrin nicht entkam. "Ich habe", sagte sie zunächst mit sehr zittriger Stimme, "einen hohen Stresslevel in diesen Tagen. Den Fokus zu behalten, ist eine meiner Stärken, aber es war schwierig, ihn zu behalten." Dass Day nach der unüblich frühen Aufkündigung der Zusammenarbeit zum Ende der Saison am Dienstag einfach abgereist war, hatte sie erkennbar mitgenommen.
"Es ist ein bisschen unglücklich gelaufen"
"Ich bin traurig", versicherte Shiffrin, "dass es so weit gekommen ist. Es ist ein bisschen unglücklich gelaufen." Dann ergänzte sie stockend: "Ich möchte Mike einfach nur danke sagen für die sieben Jahre, in denen er ein integraler Bestandteil meines Teams war. In einer Phase, die eine der erfolgreichsten, aber auch herausforderndsten meines Lebens war." Day sei "Familie" gewesen.
Vermutlich aber hatte es in den vergangenen Tagen Knatsch gegeben mit dem Trainer. Shiffrins als resolut bekannte Mutter Eileen hat auch in allen sportlichen Belangen das letzte Wort. Überraschend ist deshalb nur der Zeitpunkt der Trennung. Shiffrins Freund Aleksander Aamodt Kilde versuchte sich derweil an einer Erklärung. "Mike ist ein sehr guter Trainer, und es hat mit Mikaela super funktioniert", sagte der Norweger, "aber ab und zu muss man ein bisschen was ändern. Vielleicht nur, um neue Motivation zu bekommen."
Quelle: ntv.de, tno/sid