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Formel-1-Krise in Deutschland Vettel und Co. pausieren, Touristen fahren

Ungewisse Zukunft: Beide deutschen Formel-1-Rennstrecken haben finanzielle Probleme.

Ungewisse Zukunft: Beide deutschen Formel-1-Rennstrecken haben finanzielle Probleme.

(Foto: picture alliance / dpa)

Ferrari-Star Sebastian Vettel und seine Kollegen haben an diesem Wochenende unfreiwillig frei: Das Traditionsrennen auf dem Nürburgring wird aus Finanznot in diesem Jahr gestrichen. Die Zukunft des Formel-1-Sports in Deutschland steht in den Sternen.

Ab 27 Euro ist das Formel-1-Feeling an diesem Wochenende auf dem Nürburgring zu haben. Die legendäre Grand-Prix-Strecke in der Eifel öffnet von 8.00 bis 20.00 Uhr ihre Tore und lädt zu "Touristenfahrten" auf "adrenalingetränktem Asphalt" ein. Motorsportfans können sich auf den 5,14 Kilometern fühlen wie Ferrari-Fahrer Sebastian Vettel und Co. - weil die Stars am Lenker unfreiwillig frei haben.

"Das ist echt schade. Der Grand Prix von Deutschland ist immer ein Highlight in der Saison", sagte Mercedes-Pilot Nico Rosberg. Doch diesmal fällt der eigentlich für dieses Wochenende geplante PS-Showdown auf dem Nürburgring wegen finanzieller Probleme aus.

Weil die Ausrichter zuletzt immer wieder Verluste einfuhren, war Nürburgring-Geschäftsführer Carsten Schumacher nicht mehr bereit, die von Bernie Ecclestone aufgerufene Antrittsgage in zweistelliger Millionenhöhe an den Chefpromoter der Königsklasse zu überweisen. "Wir konnten aus wirtschaftlichen Gründen das Risiko nicht eingehen, die finanziellen Forderungen von Herrn Ecclestone zu akzeptieren", sagte Schumacher der Bild-Zeitung. Und so macht die Formel 1 erstmals seit 55 Jahren (!) nicht Station im Land von Rekordweltmeister Michael Schumacher und des Traditionsrennstalls Mercedes.

Besonders die deutschen Piloten trifft die Absage hart. "Gefühlt war es schon immer dabei und jedes Jahr als feste Station eingeplant. Dass es jetzt wegfällt, ist sehr schade", sagte Vierfach-Champion Vettel unlängst: "Gerade als deutscher Fahrer ist es schön, wenn man einen Heim-Grand-Prix genießen kann." Und Rosberg meinte: "Das ist sehr enttäuschend für alle, aber es ist nur ein Pause. Das ist auch wichtig. Der Grand Prix von Deutschland ist legendär in der Formel-1-WM. Das Rennen muss dabei sein." Im nächsten Jahr soll es wieder so weit sein. 2016 ist das Rennen auf dem Hockenheimring für den 31. Juli geplant.

"Nicht zu diesen Rahmenbedingungen"

Doch die mittel- bis langfristige Zukunft der Rennen in Deutschland liegt in den Sternen. Auch der Hockenheimring machte aufgrund des geringen Interesses mit dem Rennen 2014 ein Minus von 2,5 Millionen Euro. Die Formel 1 gibt es in Deutschland nicht mehr um jeden Preis. "Ob die Formel 1 2017 auf dem Nürburgring Halt macht, steht heute noch in den Sternen", sagte Schumacher.

In Verbindung mit den hohen Antrittsgagen trägt zu dieser Einschätzung auch der viel diskutierte Attraktivitätsverlust der Rennserie bei: "Die heutige Fahrergeneration ist nicht mit den Typen von früher zu vergleichen. Die Formel 1 ist im Moment blutleer, da sind mir zu wenig Emotionen im Spiel."

In fast allen europäischen Kernländern der Formel 1 steckt der PS-Zirkus in der Krise. Der Grand Prix von Frankreich wurde schon vor Jahren gestrichen, für 2016 wackelt mit Monza ein weiteres Traditionsrennen aus finanziellen Gründen. Auch der belgische Grand Prix in Spa steht immer wieder einmal auf der Kippe. Nur in totalitär geführten Ländern wie Bahrain oder Abu Dhabi klingelt noch die Kasse. Die Machthaber dort lassen sich die Imagepolitur bis zu 40 Millionen Dollar kosten. Im nächsten Jahr drehen Vettel und Co. erstmals in Aserbaidschan ihre Runden.

"Ich denke, dass es grundsätzlich möglich ist, die Formel 1 in Deutschland zu veranstalten", sagte Schumacher: "Aber nicht zu den jetzigen Rahmenbedingungen." Die Zukunft der Formel 1 in Deutschland ist ungewiss.

Quelle: ntv.de, fma/sid

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