Si Jiahui lebt Snooker-"Märchen" WM-Überraschung warnt davor, ihn großartig zu finden
27.04.2023, 20:22 Uhr
Sein entspannter Ansatz hat Si Jiahui weit gebracht.
(Foto: picture alliance / empics)
Seit 20 Jahren, seit der Legende Ronnie O'Sullivan, ist Si Jiahui der jüngste Halbfinalist bei einer Snooker-WM. Der junge Chinese war im Vorjahr nicht einmal auf der Profi-Tour unterwegs - und verfolgt deshalb einen überraschend entspannten Ansatz.
Si Jiahui fühlte sich "wie im Märchen. Ich habe das niemals erwartet", sagte der Chinese nach seinem Coup bei der Snooker-WM. Mit 20 Jahren jüngster Halbfinalist seit Legende Ronnie O'Sullivan 1996, dazu der erste Debütant in der Vorschlussrunde seit 28 Jahren. Der Youngster beeindruckt in Sheffield, dabei war Si vor einem Jahr noch nicht einmal im Besitz einer Karte für die Profi-Tour.
Si war entsprechend überrascht nach dem 13:12 über den Schotten Anthony McGill, welches ihn als dritten Chinesen nach Ding Junhui und Marco Fu ins Halbfinale des Turniers im legendären Crucible Theatre führte, wo er nun auf O'Sullivan-Bezwinger Luca Brecel trifft. Dem sich aufdrängenden Vergleich zu Ding, der 2016 bis ins Finale vorgedrungen war, schob er jedoch gleich einen Riegel vor: "Bitte halten Sie mich nicht für so einen großartigen Spieler."
Doch der steile Aufstieg weckt große Hoffnungen im Snooker-verrückten Heimatland, dessen Image derzeit sehr unter der "Match Fixing"-Affäre leidet. Wegen mutmaßlicher Ergebnisabsprachen und damit einhergehender Wettgewinne hatte der Weltverband WPBSA im Januar zehn chinesische Spieler angeklagt und vorläufig gesperrt.
"Jeder Spieler ist hier besser als ich"
Die Ausgangslage könnte bei Si großen Druck erzeugen. Den lässt der Weltranglisten-80. aber erstaunlicherweise an sich abprallen: "Wenn ich das Gefühl habe, dass ich gewinnen kann, setze ich mich zu sehr unter Druck. Ich will aber keinen Druck haben, ich will es einfach genießen, hier zu spielen."
Das scheint zu funktionieren. Mit dem Gedanken, dass "jeder Spieler hier viel besser ist als ich", hatte der Qualifikant bereits in der ersten Runde in Shaun Murphy einen der Topfavoriten ausgeschaltet. Die beiden verbindet eine unschöne Geschichte: Der Weltmeister von 2005 hatte nach der Niederlage bei der UK Championship 2021 gewettert, Amateure wie Si sollten bei diesen wichtigen Turnieren "nicht mal im Gebäude sein", sich dafür später aber entschuldigt.
Nach dem erneuten Sieg seines Kontrahenten, der sich vor allem im "Decider", dem entscheidenden Spiel beim Stand von 9:9, besonders nervenstark zeigte, schlug der Weltranglistenvierte nun ganz andere Töne an: "Ich denke, er wird der erste chinesische Weltmeister." Damit könnte es nun überraschend schnell gehen.
Quelle: ntv.de, ses/sid