Sport

Appell an Sportbewegung Wada fordert Olympia-Aus für Russland

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Russland muss von den Olympischen Spielen 2016 ausgeschlossen werden. Das verlangt die Welt-Anti-Doping-Agentur Wada auf Basis des McLaren-Reports. Der zeigt: Mindestens 643 russische Dopingproben wurden gesäubert.

Die Welt-Anti-Doping-Agentur (Wada) hat nach der Veröffentlichung des McLaren-Reports zum jahrelangen systematischen Doping im russischen Sport den Ausschluss Russlands von den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro (5. bis 21. August) gefordert. "Die Wada ruft die Sportbewegung auf, den russischen Sportlern die Teilnahme an internationalen Sportereignissen inklusive Rio zu verwehren, bis sich ein Kulturwandel vollzogen hat", teilte Wada-Sprecher Ben Nichols auf Twitter mit.

Außerdem forderte die Wada den Fußball-Weltverband Fifa auf, den russischen Sportminister Witali Mutko zu überprüfen. Der Spitzenfunktionär ist Mitglied im Council des Fußball-Weltverbands. In dem Bericht der Wada wurden Belege für ein staatlich gesteuertes und kontrolliertes Dopingsystem in Russland präsentiert. Zudem wird eine Mitwisserschaft Mutkos an Vertuschung von Dopingfällen angedeutet. Die WADA empfiehlt daher der Fifa-Ethikkommission, "die Vorwürfe zu untersuchen, die den Fußball betreffen und auch die Rolle, die ein Mitglied des Exekutivkomitees, Minister Witali Mutko, spielt", hieß es.

Der vom Kanadier Richard McLaren im Auftrag der Wada erstellte Bericht zeigt unter anderem, dass zwischen 2012 und 2015 mindestens 643 positive Dopingproben von russischen Athleten in den Analyselabors in Moskau und Sotschi "verschwunden" sind - und anschließend negativ waren. In die gigantische Vertuschungsaktion seien staatliche Stellen wie der Inlandsgeheimdienst FSB und das von Mutko geleitete Sportministerium involviert gewesen.

Die 643 Fälle seien dabei "nur ein Minimum", weil den Ermittlern der Zugang zu allen einschlägigen Berichten unmöglich war, heißt es in dem 97-seitigen Report. Die gefälschten Analysen betreffen Athleten aus rund 30 Sportarten. An der Spitze stehen die Leichtathleten mit 139 Fällen, danach folgen Gewichtheben (117), der paralympische Sport (35) und Ringen (28).

"Ausmaß ist schockierend"

Alfons Hörmann, Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), schloss sich Forderungen nach harten Sanktionen gegen Russland an. "Das Ausmaß der nun bestätigten Vorwürfe ist schockierend", sagte Hörmann, "das IOC wird nun den Bericht auswerten und daraus die notwendigen Konsequenzen ziehen".

Da es sich offenbar um staatlich gelenkte, systematische Vertuschung von Doping und um Betrug handele, "müssen zweifelsohne entsprechende Sanktionen verhängt werden bis hin zum möglichen Ausschluss weiterer Sportarten oder sogar des gesamten russischen NOKs. Wer die Werte des Sports wie Fair Play und Chancengleichheit auf diese bewusste Art mit Füßen tritt, muss auf die Strafbank."

Im Zuge der Sanktionierungen sollte, so Hörmann, allerdings bereits die Zukunft mitbedacht werden. Dem russischen Sport müsse die Chance gegeben werden, in den nächsten Jahren seine Anti-Doping-Arbeit neu aufzustellen und seine Haltung zum Doping zu ändern.

"Schwarzer Tag für den Sport"

Neben dem IOC kündigte auch das Internationale Paralympische Komitee (IPC) an, über Sanktionen gegen Russland nachzudenken. Nach der Veröffentlichung des McLaren-Reports zum jahrelangen systematischen Doping im russischen Sport erklärte IPC-Präsident Sir Philip Craven: "Das Exekutivboard wird entscheiden, welche relevanten Maßnahmen ergriffen werden müssen, um die sauberen Athleten im paralympischen Sport zu schützen." Dies könnten "vorläufige Maßnahmen und Sanktionen mit Blick auf die Paralympischen Spiele in Rio sein", erklärte Craven. Die Paralympics finden vom 7. bis 18. September in der brasilianischen Metropole statt.

Craven führte aus, man sei im IPC "ernsthaft schockiert, entsetzt und tief traurig angesichts des staatlich gelenkten russischen Dopingprogramms vor Sotschi 2014. Die Erkenntnisse des McLaren-Reports markieren einen schwarzen Tag für den Sport." Im McLaren-Report wird unter anderem darüber berichtet, dass zwischen 2012 und 2015 bei russischen paralympischen Sportlern 35 positive Dopingproben verschwunden seien.

Quelle: ntv.de, cwo/sid/dpa

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