Sport

NBA sperrt Basketball-Superstar Waffe im Stripclub bedroht Karriere von Ja Morant

imago1024637878h.jpg

(Foto: IMAGO/USA TODAY Network)

In einem Nachtclub posiert Ja Morant mit einer Schusswaffe, die Bilder davon schickt der Basketballer selbst an seine Millionen Follower. Die NBA verkündet nun ihre Sperre, der Profi der Memphis Grizzlies sucht sich professionelle Hilfe. Denn es gilt, Schlimmeres zu verhindern.

Ja Morant ist eines der größten Basketball-Talente der Welt. Er ist das Gesicht der neuen amerikanischen NBA-Generation, die einmal LeBron James und Steph Curry beerben soll. Morant hat fette Werbedeals mit Powerade und Nike geschlossen und für 200 Millionen Dollar bei den Memphis Grizzlies verlängert. Morant ist einer der Topscorer der Liga (27,1 Punkte), eine Ein-Mann-Highlight-Show, er liefert mit seinen gerade einmal 1,88 Metern Körpergröße spektakuläre Dunkings am Fließband. Morant ist ein Publikumsliebling, sein Trikot gehört zu den meistverkauften der Liga. Morant, so sollte man glauben, hat es geschafft, die Welt liegt ihm zu Füßen. Er ist 23, spielt in einem der besten Teams der Liga, liegt mit seinen Memphis Grizzlies auf dem zweiten Platz im Westen. Was kostet die Welt?

Nun, Ja Morant ist leider auch: aktuell die größte Skandal-Maschine der NBA und damit so etwas wie der unrühmliche Nachfolger von Querdenker-Profi Kyrie Irving. Ein junger Mann, der offenbar seine persönlichen Probleme nicht im Griff hat und immer wieder mit brisanten Vorgängen in Zusammenhang gebracht wird. Urplötzlich also pausiert die steile Karriere des Highflyers. Er ist aktuell nicht beim Team, hat laut US-Sender ESPN eine Therapie angetreten, um sein Verhalten zu überdenken. Die Polizei hat die Ermittlungen im jüngsten Pistolen-Eklat zwar eingestellt, die Liga aber weiter ermittelt. Mit acht Spielen Sperre kommt er glimpflich davon, darf in wenigen Tagen wieder zu den Grizzlies stoßen. Dennoch droht die Karriere von Morant ins Wanken zu geraten. Aber der Reihe nach.

Es sind aktuell vier Vorfälle, die Sport- und Medienwelt intensiv beschäftigen. Im vergangenen Sommer soll Morant bei einem Streetball-Spiel auf seinem Anwesen in Tennessee einen 17-Jährigen verprügelt haben. Wie die "Washington Post" Anfang März berichtete, soll der Basketball-Star dabei demonstrativ seine Waffe gezeigt und den 17 Jahre alten Jungen damit bedroht haben. Morant bestritt dies, verteidigte aber seine Prügel: Der Teenager soll ihm einen Ball an den Kopf geworfen haben.

Ein roter Laser einer Waffe, der auf Gegenspieler zeigt?

Im Zuge dieser Veröffentlichung berichte die Zeitung von einem weiteren Zwischenfall im Sommer. Morants Mutter war in einer Mall in Memphis in einen Streit geraten. Nach einem Anruf tauchte Morant mit einer neunköpfigen Entourage auf, machte Alarm und brach offenbar eine verbale Auseinandersetzung mit der Mall-Security vom Zaun. Er soll sich zudem geweigert haben, den Ansagen der Polizei Folge zu leisten und den Parkplatz zu verlassen. Ein Mann aus der Gruppe soll einen Sicherheitsmann auch physisch attackiert haben.

Noch brisanter sind folgende zwei Vorfälle, die erneut eine Waffe im Mittelpunkt haben. Das Portal "The Athletic" berichtete im Februar von einem schockierenden Ereignis nach einem NBA-Spiel der Grizzlies gegen die Indiana Pacers. In der Partie Ende Januar hatten Pacers-Spieler einen verbalen Schlagabtausch mit Morants Vater und einem Freund des NBA-Stars begonnen, auch Morant selbst mischte sich ein. Wie "The Athletic" berichtet, sollen später auf dem Parkplatz vor der Arena Pacers-Teammitglieder bedrängt worden sein. Einige Pacers-Mitglieder entdeckten kurz darauf einen roten Laser, der mutmaßlich von einer Waffe stammte. Dieser rote Laser kam, so der Vorwurf, aus einem SUV, in dem auch Morant saß. Der NBA-Star bestritt auch hier alle Vorwürfe.

Der aktuelle Auslöser der Morant-Zwangspause ist sein folgenreicher Ausflug in einen Stripclub während eines Auswärtstrips zu den Denver Nuggets. Nach der Partie am 4. März mietete er einen VIP-Raum in dem Nachtclub "Shotgun Willie's". Jüngst veröffentlichte Fotos zeigen den Boden voll mit Dollar-Noten. Kurios, aber mehr auch nicht, frei nach dem Motto "Wer hat, der kann." Weitaus problematischer: Morant ging mit seinem Account bei Instagram live, rappte zu einem Song - und fuchtelte wild mit einer Waffe herum. Wohlgemerkt kurz nach den Anschuldigungen, die die "Washington Post" rund um die Vorfälle im Sommer veröffentlicht hatte. In einem Spiel zuvor hatte er mit seinen Händen eine Pistole geformt und auf diese Weise einen Korb gefeiert. Nach Einsicht bei dem NBA-Profi sah das nicht unbedingt aus.

Morant muss abseits des Feldes professioneller werden

Noch in der Nacht und am Morgen gingen die Aufnahmen viral, kein Wunder, sein Account hat rund neun Millionen Follower. Der nächste Eklat war vorprogrammiert. Die örtlichen Behörden ermittelten zunächst, ob jemand mit der Waffe bedroht wurde, stellten die Ermittlungen aber wieder ein. Auch die NBA prüfte die Geschehnisse, die Grizzlies suspendierten ihn, dann verkündete die Liga ihr Strafmaß: acht Spiele Sperre. Morant hatte sich da längst beim Team, den Fans und der Stadt Memphis entschuldigte. Vorübergehend deaktivierte er seine Accounts bei Instagram und Twitter. "Ich werde mir eine Auszeit nehmen und versuchen, Methoden zu lernen, wie ich mit Stress besser umgehen kann."

Dann folgte Stille. Wie der TV-Sender ESPN berichtet, beginnt er in diesen Tagen eine Therapie. Er suche sich in Florida Hilfe, hieß es. Wann er zu den Grizzlies zurückkehrt, ist unklar, auch wenn die NBA den Weg für eine Rückkehr nun bereitet hat. Für das Team ist der Morant-Skandal eine heikle Angelegenheit. Morant zieht Zuschauer an, ist der wichtigste und bekannteste Spieler des Klubs, bald stehen die Playoffs vor der Tür. Ob Memphis mit Morant in der Meisterschaftsrunde plant, ist nicht bekannt. Immerhin holten die Grizzlies in den vergangenen drei Spielen drei Siege, sind immer noch Zweiter in der Westen Conference. Allerdings hat sich auch Forward Brandon Clarke zuletzt schwer verletzt, fehlt mit Achillessehnenriss lange. Die Chancen auf einen tiefen Run in den Playoffs schwinden, sollte auch Morant über die von der Liga verhängte Auszeit hinaus fehlen.

Doch womöglich steht für den 23-Jährigen viel mehr auf dem Spiel als nur ein paar Playoff-Serien. Der Waffen-Eklat könnte ein Wendepunkt für den Guard werden. Schafft er es, sein Off-Court-Verhalten professionell zu gestalten, wird er weiter als nächster großer Star und Gesicht der NBA gelten. Schon sein bisheriger Weg ist erstaunlich. Er packte es vom Underdog zum Star. Nach der Highschool waren Angebote von den größeren Colleges ausgeblieben, mit seinen starken Leistungen bei Murray State gelang ihm dennoch den Sprung in die NBA, als 2. Pick im Draft 2019. Im ersten Jahr wurde er als "Rookie des Jahres" ausgezeichnet, seither verbesserte er sich Jahr für Jahr. Der Teamerfolg auch.

Erinnerungen an Allen Iverson

Andernfalls aber torpediert er seine eigene Karriere und bringt auch die Liga sowie Werbepartner in Bedrängnis. Erste Konsequenzen gab es bereits. Powerade, das zur Coca-Cola Company gehört, zog eine Kampagne mit Morant zurück. Nike wollte in den kommenden Wochen einen eigenen Signature Shoe von ihm launchen. Der Konzern begrüßte Morants Entscheidung, sich helfen lassen zu wollen. Mehr teilte der Schuhhersteller bisher nicht zur Thematik mit.

Die Vergleiche zu Allen Iverson drängen sich geradezu auf. Der ebenfalls relativ kleine Spieler (offiziell 1,83 Meter, tatsächlich eher ein paar Zentimeter weniger) entwickelte sich Ende der 90er und Anfang der 2000er zum absoluten Megastar der NBA, der Hip-Hop-Vibes in die Liga brachte. Einer, der auf dem Feld mit der explosiven Spielweise und abseits mit Kleidung, Style, Frisur, Tattoos begeisterte und die Liga veränderte.

Nun erinnern nicht nur Größe und Teile der Spielweise an Iverson, sondern auch (leider) das Verhalten abseits des Platzes. Iverson war berühmt-berüchtigt dafür, nach Spielen mit großer Entourage noch einen drauf zu machen. Also so richtig. Mit Alkohol und allem, was vermeintlich so dazugehört. Bedeutet: lange Abend, kurze Nächte, schlechte Regeneration. Der 76ers-Star schlief oft bis mittags, Training nahm er auf fast schon legendäre Weise nicht ernst ("We're talking about practice"), fehlte immer wieder mit fadenscheinigen Ausreden.

Schlagzeilen kann er viel leichter füllen

Auch mit einem irritierenden Waffen-Vorfall sorgte er einst für Aufsehen. 2002 schmiss er seine damalige Ehefrau Tawanna aus dem Haus, suchte sie dann manisch in Philadelphia, mit einer Waffe im Gürtel. Die Polizei ermittelte, nahm ihn fest, später wurde er mangels Beweisen freigesprochen. Iverson blieb zwar trotzdem ein NBA-Superstar, in der Spätphase seiner aktiven Zeit zahlte es ihm sein Körper heim.

Mehr zum Thema

Als die Athletik nicht mehr mithielt, war er wandelnde Nostalgie. Ein Altstar, der aber längst nicht mehr dominierte. Später enttäuschte er bei den Detroit Pistons und auch den Memphis Grizzlies die hohen Erwartungen. Am Ende der Karriere war Iverson pleite und mit privaten Problemen überhäuft. Auch wenn Morant noch weit weg von einem solchen Karriere-Endpunkt ist, sollte es ihm ein abschreckendes Beispiel sein.

In den USA gibt es Stimmen, die meinen, Morant wolle mit seiner Art auf dicke Hose, auf "Hood" und Gangster machen, obwohl er das ja überhaupt nicht sei. Er überkompensiere sozusagen. Inwiefern hier einige Funken Wahrheit dabei sind, weiß wohl nur Morant selbst. Klar ist: Er braucht Hilfe, er holt sie sich nun. Und wirklich alle - Familie, Freunde, Fans, Liga, Teams, Business-Partner und er selbst - sollten die Daumen drücken, dass er geläutert zurückkommt und sein Verhalten überdenkt. Sein Spiel ist so überragend, damit allein kann er jeden Tag die Schlagzeilen füllen.

Quelle: ntv.de

ntv.de Dienste
Software
Social Networks
Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen