Formel1

Die Formel-1-Lehren aus Ungarn Bottas' Massencrash befeuert Stänkerduell

Bottas hat abgeräumt.

Bottas hat abgeräumt.

(Foto: imago images/HochZwei)

Sebastian Vettel darf bei der Siegerehrung des Großen Preises von Ungarn mitwirken - und ist anschließend doch kräftig gefrustet: Disqualifikation. Valtteri Bottas kommt nicht einmal bis dahin, sondern verursacht ganz früh einen heftigen Unfall - der für das nächste Kapitel im Red-Bull-Ärger mit Mercedes sorgt.

Erst Freude, dann großer Frust bei Vettel

Schon im Ziel war Sebastian Vettel zwiegespalten. Platz zwei, zum zweiten Mal in dieser Saison. Eine gute Nachricht, zumal er den Start alles andere als gut hinbekommen hatte. Aber halt auch nur der erste Rang hinter dem Sieger. An Esteban Ocon im Alpine kam Vettel nicht ran. Egal, was er im Aston Martin probierte. Platz zwei also auch ein Grund für ein "bisschen" Enttäuschung. Dass die zwei Stunden vor Mitternacht in totalen Frust umkippen würde, damit dürfte er nicht gerechnet haben. 0,3 Liter Sprit stellten die Kontrolleure nur fest, 1,0 müssen es sein. Futsch war der zweite Platz.

Seine Bilanz in der ersten Saisonhälfte im neuen Team liest sich auch durchwachsen. Sechsmal in elf Rennen kam er nicht in die Top Ten, einmal wurde er (und blieb auch) Zweiter, einmal Fünfter, einmal Neunter, dazu ein Ausfall in Silverstone und nun die Disqualifikation. Positiv: Vettel setzte in Ungarn ein Zeichen für Toleranz. Der 34-Jährige trug einen Helm sowie Mund-Nasen-Schutz in Regenbogenfarben, außerdem Sneakers mit Regenbogenmuster. Im Kampf um mehr Gleichberechtigung für die LGBTQ-Bewegung in Ungarn setzte Vettel ein klares Statement. Wofür ihm nun ebenfalls eine Strafe droht, wie er selbst erzählte.

Fehler "wie in einer Formel-Nachwuchsklasse"

Red Bulls Teamchef Christian Horner ergriff die nächste Gelegenheit. Der erneute Unfall zum Leidwesen seines Teams, diesmal verursacht von Valtteri Bottas im Mercedes, konnte wahrlich keinen befriedenden Beitrag zum Stänkerduell zwischen dem einstigen Serien-Weltmeister und dem aktuellen Branchenführer Mercedes leisten. Seien es die Kosten für die Reparaturen, die fehlenden Punkte - Horner ließ nichts aus, verständlicherweise, weil weder Verstappen noch Sergio Perez auch nur den Hauch einer Schuld am Massencrash auf dem Hungaroring traf. Und auch Verstappen betonte genervt: "Schon wieder ein Mercedes."

"Das geht auf uns", räumte Mercedes-Teamchef Toto Wolff auch uneingeschränkt ein, nachdem Bottas durch einen Fehler "wie in einer Formel-Nachwuchsklasse" (Horner) den Unfall mit mehreren Autos ausgelöst hatte. Dass das Schuldeingeständnis beschwichtigend wirkt, bleibt stark zu bezweifeln. Fortsetzung folgt nach der Sommerpause.

Bottas bedroht seinen Job selbst immer weiter

So wirbt kein Pilot für eine Weiterbeschäftigung. Mit seinem kapitalen Fahrfehler hat Valtteri Bottas seine Chancen auf ein weiteres Jahr an der Seite von Superstar Lewis Hamilton im Mercedes, der nach letztlich Platz zwei mit acht Punkten Vorsprung auf Max Verstappen die WM-Führung zurückeroberte, weiter geschmälert. Die Spekulationen um den potenziellen Nachfolger George Russell waberten auch in den Tagen vor dem Ungarn-Rennen durchs Fahrerlager bei Budapest. Und während Bottas sich reumütig sogar bei seinen Kontrahenten entschuldigte, raste Russell im unterlegenen Williams bis auf Platz neun - und rückte durch Vettels Sprit-Verstoß auch noch auf Position acht vor. Das fällt schon eher unter Eigenwerbung.

Kapitaler Mercedes-Fauxpas

Es war ein historisches Bild: Lewis Hamilton stand mit seinem Mercedes ganz alleine in der Startaufstellung, die roten Lichter gingen aus, und der Weltmeister stürmte los. Dass die Konkurrenz geschlossen in die Box ging, um angesichts der inzwischen abgetrockneten Strecke von Regenreifen auf Slicks zu wechseln, hatte Mercedes nicht auf dem Schirm. Der kapitale Fauxpas kostete den von der Pole gestarteten Rekordchampion zwar den 100. Sieg in der Formel 1, trotzdem hatte der Engländer einen guten Trost: Erneute WM-Führung nach Platz zwei, acht Punkte vor dem großen Rivalen Max Verstappen im Red Bull - damit lässt es sich für Hamilton definitiv entspannter in die Sommerpause gehen. Was aber eben auch nur dem Fahrfehler seines Noch-Teamkollegen geschuldet ist, da der Niederländer arg Zeit verlor.

Alonso kann es noch - und Ocon schon

40 Jahre und immer besser in Form. Den sensationellen Sieg hatte Esteban Ocon auch seinem routinierten Teamkollegen zu verdanken. An Alonso kam Lewis Hamilton bei seiner rasanten Aufholjagd über mehrere Runden hinweg einfach nicht vorbei. "Er hatte knapp 1,5 Sekunden Vorteil gegen mich und das schnellere Auto. Aber er hat das nicht ausnutzen können und hat auch ein paar kleine Fehler gemacht. Deswegen ist er lange hinter mir geblieben", sagte Alonso beim Sender Sky. Mit Platz vier am Ende fuhr der Weltmeister von 2005 und 2006 seit seiner Rückkehr in die Formel 1 zu dieser Saison nach einer zweijährigen Pause das beste Ergebnis ein. "Mir haben viele Leute einiges über Fernando erzählt, bevor er ankam, aber ich kann sagen, sie haben alle falsch gelegen. Die Zusammenarbeit ist fantastisch", sagte Ocon.

Der 24-jährige Franzose wird mit einem breiten Lächeln eingeschlafen sein. Erster Sieg im 78. Rennen in der Formel 1, völlig unverhofft im Alpine-Renault. "Es ist verrückt", sagte Ocon total überwältigt. Gegen Vettel verteidigte Ocon seine Führung viele Runden lang mit dem allerletzten Einsatz - und mit Erfolg. Ocon ging im anfänglichen Regen von Startplatz acht ins Rennen und führte wenig später das Rennen an. Massencrash sei Dank - normalerweise sind Überholmanöver auf dem Hungaroring in Ungarn eine Rarität.

Quelle: ntv.de, ara/dpa/sid

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