Piastri verliert WM-Führung Safety-Car stoppt wahnwitzigen Verstappen bei Norris-Sieg
26.10.2025, 22:42 Uhr
Max Verstappen verpasste die erste Kurve.
(Foto: IMAGO/NurPhoto)
Im 20. von 24 Rennen dieser Formel-1-Saison schiebt sich das Top-Trio in der Fahrer-WM noch enger zusammen. Lando Norris gelingt ein überragender Sieg, während Max Verstappen nach einem heiklen Start seine überragende Klasse zeigt. Oscar Piastri muss die WM-Führung abgeben.
Der Dreikampf um den Formel-1-Titel hat sich in der dünnen Höhenluft von Mexiko-Stadt noch mal dramatisch zugespitzt. Mit einer makellosen Leistung fuhr Lando Norris von der Pole zum Sieg beim spannenden Großen Preis von Mexiko-Stadt und übernahm mit einem Punkt Vorsprung die WM-Führung vor seinem McLaren-Teamkollegen Oscar Piastri. "Ein unglaubliches Ergebnis", funkte Norris an die Box.
Mit einer gewagten Reifenstrategie rettete sich Titelverteidiger Max Verstappen als Dritter ins Ziel hinter Norris und Ferrari-Pilot Charles Leclerc. Platz zwei schien sogar möglich, eine virtuelle Safety-Car-Phase verhinderte aber eine finale Attacke. "Manchmal hilft Dir das Safety Car, manchmal läuft es gegen dich", sagte der 28 Jahre alte Niederländer von Red Bull.
Piastri kam nicht über den fünften Platz hinaus und landete noch hinter dem Überraschungsvierten Oliver Bearman im Haas. Zum vierten Mal in Folge verpasste Piastri die Podiumsplätze - inklusive der Sprints hatte er bis dahin in dieser Saison in 17 von 19 Fällen einen Top-Drei-Platz erreicht.
Vier Grand Prix vor dem Saisonende sind die drei WM-Rivalen dadurch noch enger zusammengerückt. Norris kommt auf 357 Punkte, es folgt Piastri (356), Verstappen (321) folgt als Dritter mit 36 Punkten Rückstand auf Platz eins. Vor dem Grand Prix von Mexiko-Stadt waren es 40 Zähler Rückstand gewesen. Weiter geht es in zwei Wochen in Brasilien, danach stehen noch die Rennen in Las Vegas, Katar und Abu Dhabi an.
Ferrari-Duo schiebt Max Verstappen in die Auslaufzone
Nervenstark und souverän hatte sich Norris die Pole Position am Tag vorher geholt. Verstappen war da nicht rangekommen, erst recht nicht Piastri, dessen sportliche Krise sich fortsetzte. Vor einer Woche der Crash in Austin, für den er die Teilschuld übernahm. Im Gegenzug wurde Norris von der nicht näher gekannten Folge des eines Vorfalls in Singapur wieder von den Teambossen freigesprochen: Neuanfang im Teamduell.
Und die Gelegenheit für Norris, zu zeigen, ob er die Nerven in der entscheidenden WM-Phase im Griff und das Zeug für den Titel hat. Denn selbst wenn Piastri als Siebter in der Startaufstellung weit weg war: Hinter Norris lauerten in Rekordchampion Lewis Hamilton im Ferrari und Verstappen zusammen elf WM-Titel auf den Positionen drei und fünf. Zweiter im Qualifying war Leclerc geworden.
Wegen der längsten Anfahrt auf Kurve eins im Rennkalender gilt vor allem Position drei auf dem Kurs als aussichtsreich wegen des Windschattens. Und die über 100.000 Fans bekamen Spektakel vom Feinsten auf der ersten Runde geboten. Norris erwischte einen Top-Start und verteidigte Platz eins ziemlich souverän. Dahinter wurde es eng, hart und staubig. Hamilton kam an Leclerc ran, beide fuhren gleichauf. Und dann schob sich auch noch Verstappen daneben. Drei nebeneinander - Verstappen musste mit der linken Fahrzeugseite durchs Gras, um eine Kollision zu vermeiden.
Strafe beendet Lewis Hamiltons Hoffnungen auf erstes Ferrari-Podium
"Ich bin eingequetscht worden wie verrückt", klagte Verstappen über Funk. Die nachfolgende Schikane musste er abkürzen, letztlich reihte er sich wieder als Vierter ein - was George Russell im Mercedes erzürnte. Der Brite, der sich gern auch immer wieder verbal mit Verstappen duelliert, forderte umgehend eine Strafe. Diese bekam Verstappen aber nicht.
Dafür wurde er ein paar Runden später von Oliver Bearman im Haas überholt. Schon nach dem zweiten Training, das Verstappen mit der Tagesbestzeit beendet hatte, hatte er Sorgen über die Leistung über längere Distanzen geäußert. Das Rennen entwickelte sich dann für Verstappen auch zur etwas quälenden Schwerstarbeit, während Norris ganz vorn das Rennen dominierte.
Leclerc lag deutlich als Zweiter zurück, danach kam Hamilton. Allerdings musste der siebenmalige Champion beim Reifenwechsel eine Zehn-Sekunden-Strafe absitzen. Die Rennleitung ahndete ein Manöver gegen Verstappen, als Hamilton abkürzte. Als 14. reihte sich Hamilton, der beste Chancen auf seinen ersten Podestplatz im Ferrari gehabt hatte, wieder ein.
Verstappen macht das scheinbar Unmögliche möglich
Norris zehnter Karrieresieg geriet nie in Gefahr. Die Frage, die sich stellte, war: Wie viele Punkte holt er auf Piastri auf? Der Australier hatte zuletzt in Zandvoort gewonnen, es war sein siebter Saisonsieg gewesen. 34 Punkte hatte er damals mehr als Norris, 104 mehr als Verstappen. Seitdem schwächelt der 24-Jährige. In über 2200 Metern Höhe hechelte er auch wieder lange nur hinterher.
Als Verstappen nach seinem Reifenwechsel zurück auf die Strecke kam, fiel er zunächst auch hinter Piastri zurück: Platz acht für den Niederländer, der fünf der bisher neun Rennen in Mexiko-Stadt seit der Rückkehr 2015 gewonnen hatte. Hätte Norris nicht die Hände am Steuer lassen müssen, hätte er sie sich genüsslich reiben können. Allerdings zeigte Verstappen taktisch und fahrerisch, warum er als einer der Besten in der Geschichte der Formel 1 gilt.
Auf den weichsten Reifen fuhr er in einem von Beginn an schweren Rennen mit einem nicht ausreichend schnellen Auto dank einer wahnwitzigen Aneinanderreihung schneller Runden noch aufs Podest. Eine virtuelle Safety-Car-Phase in der vorletzten Runde verhinderte noch eine Attacke auf Leclerc und damit auf Platz zwei. Für den einzigen deutschen Piloten, Nico Hülkenberg im Sauber, endete das Rennen vorzeitig wegen eines Defekts.
Quelle: ntv.de, tsi/dpa