Formel1

Ferrari-Debüt in Hockenheim Geduldiger Vettel bricht mit seinen Prinzipien

Noch sind Sebastian Vettel und Ferrari nicht da, wo sie gerne sein würden.

Noch sind Sebastian Vettel und Ferrari nicht da, wo sie gerne sein würden.

(Foto: dpa)

Der viermalige Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel ermahnt sich vor dem Großen Preis von Deutschland zur Geduld. Vor dem Heimspiel ist sich der 29-Jährige bewusst, dass der Weg zurück an die Spitze mit Ferrari nur über einen langen Atem führt.

Beim Streben nach seinem fünften WM-Titel, dem ersehnten ersten mit Ferrari, musste Sebastian Vettel zuletzt ganz neue Tugenden entwickeln. "Geduld ist eigentlich keine gute Eigenschaft für einen Rennfahrer, das passt nicht ins Prinzip", sagte der 29-Jährige vor dem Großen Preis von Deutschland mit einem Lachen, erklärte aber: "Ich kann sagen: Der Wechsel zu Ferrari war kein Schnellschuss. Ich habe nicht gedacht, dass morgen alles klappen muss."

WM-Stand nach 20 von 21 Rennen

1. Nico Rosberg (Mercedes) 367 Punkte

2. Lewis Hamilton (Mercedes) 355 Punkte

3. Daniel Ricciardo (Red Bull) 246 Punkte

4. Sebastian Vettel (Ferrari) 197 Punkte

5. Max Verstappen (Red Bull) 192 Punkte

6. Kimi Räikkönen (Ferrari) 170 Punkte

7. Sergio Perez (Force India) 97 Punkte

8. Valtteri Bottas (Williams) 85 Punkte

9. Nico Hülkenberg (Force India) 66 Punkte

10. Fernando Alonso (McLaren) 53 Punkte

Dieser Verdacht hat sich für Vettel seit Saisonbeginn bitter bestätigt. Nach drei überraschenden Erfolgen 2015 hat der 42-malige Grand-Prix-Sieger im zweiten Ehejahr mit den Roten den Umgang mit Enttäuschungen in einem Intensivkurs lernen müssen. In Zahlen liest sich das so: Kein Sieg in elf Rennen, Platz fünf in der Fahrer-WM, 82 Punkte Rückstand auf Spitzenreiter Lewis Hamilton.

"Euch fehlt die Weitsicht"

In diesem Prozess hat Vettel auch ausgeteilt, als er die Medien mit harschen Worten zur Räson bringen wollte. "Euch fehlt die Weitsicht", fuhr er in England einen Journalisten an. In Ungarn setzte er erst vor Wochenfrist nach: "Ich glaube, bei den meisten Sachen, die in diesem Jahr geschrieben wurden, kann man pauschal sagen, dass es Quark ist. Das Problem ist, dass es teilweise gelesen wird."

Nach Platz vier in Budapest in einem Auto, "das eigentlich sehr gut lief", blickt Vettel nun doch mit einiger Vorfreude auf sein Heimspiel in Hockenheim am Sonntag (14 Uhr/RTL und Sky). Dabei darf sich der Heppenheimer, der gerade einmal 40 km entfernt von der badischen Traditionsstrecke aufwuchs, wohl auf die intensivsten Heimatgefühle des deutschen Fahrer-Quartetts freuen.

"Druck haben wir überall, zu Hause gibt es aber einen Extra-Ansporn. Ich kenne Hockenheim schon lange, das ist so etwas wie mein Wohnzimmer. Und das erste Mal mit Ferrari ist auf jeden Fall etwas Besonderes", sagte Vettel, der zwar an der Strecke schlafen werde, aber dennoch eine spezielle Nähe zu Heppenheim verspüre: "Meine ganze Familie und viele Freunde werden da sein, das macht es besonders."

Nicht bloß wirtschaftliche Aspekte

Fraglich ist allerdings, wie oft er dieses Heimspiel-Feeling noch erleben darf. Hockenheim hat nur noch für 2018 einen Vertrag mit dem Formel-1-Management um Promoter Bernie Ecclestone - Fortsetzung durchaus fraglich. Der Nürburgring scheint mit dem Zampano überhaupt keine Gesprächsbasis mehr zu haben. Für Vettel wäre es "extrem schade", wenn Deutschland von der Grand-Prix-Landkarte verschwände. Bei allem Verständnis für "wirtschaftliche Aspekte" der Formel-1-Macher täte es dem Sport weh, "wenn ein Stück Geschichte von heute auf morgen wegfällt."

Apropos morgen: Im Kampf gegen Mercedes setzt Vettel, der 2013 im Red Bull auf dem Nürburgring seinen einzigen Heimsieg gefeiert hatte, bereits bei Saisonhalbzeit eher auf eine rote Zukunft als auf eine goldene Gegenwart. Einschneidende Reglement-Änderungen beim Design, der Aerodynamik und den Reifen könnten 2017 einiges durcheinanderwirbeln und die zugunsten von Mercedes zementierten Kraftverhältnisse aufbrechen.

"An den Autos wird sich schon sehr viel ändern. Das stellt die Uhr für alle in gewisser Weise auf null", sagte Vettel und schob hoffnungsvoll hinterher: "Ich glaube schon, dass es nächstes Jahr noch mal deutlich enger werden kann. Beim Motor fehlt uns noch ein bisschen. Aber die Schritte, die wir in den vergangenen Monaten gemacht haben, waren großartig. Kein anderes Team hat solche Fortschritte gemacht."

Quelle: ntv.de, Marco Heibel & Thomas Weitekamp, sid

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