Formel1

Mercedes-Zoff nach China-Triumph Hamilton dominiert, Rosberg tritt nach

Einmal Lust, einmal Frust: Lewis Hamilton wurde in Shanghai überlegen Erster - vor Teamkollege Nico Rosberg, der das Siegen verlernt hat.

Einmal Lust, einmal Frust: Lewis Hamilton wurde in Shanghai überlegen Erster - vor Teamkollege Nico Rosberg, der das Siegen verlernt hat.

(Foto: dpa)

Mit einer Gala untermauert Weltmeister Lewis Hamilton in Shanghai seine Ausnahmestellung in der Formel 1. Während Niki Lauda Hymnen auf den Briten singt, ist Mercedes-Teamkollege Nico Rosberg frustriert. Er fühlt sich von Hamilton unfair ausgebremst.

Für den angefressenen Nico Rosberg gab es eine volle Champagner-Breitseite vom Sieger, Sebastian Vettel nahm zufrieden einen großen Schluck aus seiner Magnum-Flasche. Das deutsche Herausforderer-Duo musste sich in Shanghai aber dem souveränen Titelverteidiger und WM-Spitzenreiter Lewis Hamilton geschlagen geben. Der Brite fuhr in seinem Mercedes von der Pole aus im dritten Formel-1-Saisonrennen ungefährdet seinen zweiten Sieg ein. Dahinter kassierte Rosberg eine erneute Niederlage im Team-Zweikampf und machte aus seinem Frust mit einer Attacke gegen den dominanten Teamkollegen keinen Hehl.

"Es gibt nicht viel zu sagen: Ich bin wirklich mit dem Messer zwischen den Zähnen gefahren", meinte der 29-Jährige direkt nach dem Rennen und wirkte dabei bereits ziemlich zerknirscht: "Zweiter Platz, ist halt so jetzt, das war's." Bei der offiziellen Pressekonferenz platzte Rosberg dann aber doch der Kragen. "Es ist interessant, von dir zu hören, Lewis, dass du nur an dich selbst gedacht hast. Das hat mein Rennen negativ beeinflusst", blaffte Rosberg den Engländer in Shanghai an und eröffnete damit eine neue Episode im "Krieg der Sterne".

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(Foto: dpa)

Rosberg warf dem Briten vor, phasenweise langsamer gefahren zu sein als notwendig. Nachdem sich Rosberg im Rennen darüber per Teamfunk beschwert hatte, wurde der Brite tatsächlich zu einem höheren Tempo aufgefordert. Hamilton habe ihm durch seine Fahrweise die Reifen ruiniert und auch dem Druck von Verfolger Sebastian Vettel im Ferrari ausgesetzt, klagte Rosberg: "Ich musste langsamer fahren als nötig. Da habe ich von der Strategie her einiges verloren." Das ärgere ihn sehr, "denn so habe ich wichtige Rennzeit verloren", sagte Rosberg: "In den letzten Runden ging dann nichts mehr, weil die Reifen abgebaut hatten."

"Hätte versuchen können, vorbeizufahren"

Hamilton reagierte auf die Kritik des China-Zweiten sichtlich unbeeindruckt. "Es ist nicht meine Aufgabe, mich um das Rennen von Nico zu kümmern", sagte er. "Meine Aufgabe besteht darin, meinen Wagen zu beherrschen und den Wagen so schnell wie möglich heimzubringen. Das habe ich auch gemacht." Außerdem, fügte Hamilton süffisant an: "Nico hätte versuchen können vorbeizufahren. Das hat er nicht gemacht."

Das allerdings war auch nicht möglich. Zu groß war die Dominanz des Briten, sagte er auch selbst: "Es ist super, wenn es so entspannt läuft an einem Wochenende. Ich konnte den Abstand zu Nico ganz gut kontrollieren." Von der Pole (seiner 41.) in sein 151. Rennen gestartet, beherrschte Hamilton das Geschehen zu jeder Zeit. Sämtliche Taktikfinten der beiden Deutschen wehrte der 30-Jährige cool ab. Nicht einmal ein heißer Sitz brachte ihn sonderlich aus der Fassung.

Ferrari wartet vergeblich auf Fehler

Sebastian Vettel stand im dritten Saisonrennen im Ferrari zum dritten Mal auf dem Podium.

Sebastian Vettel stand im dritten Saisonrennen im Ferrari zum dritten Mal auf dem Podium.

(Foto: dpa)

Anders als im schwülheißen Malaysia konnte auch Ferrari-Pilot Sebastian Vettel Hamilton diesmal nicht gefährden. In der Schlussphase drohte er sogar seinen dritten Platz an Teamkollege Kimi Räikkönen abgeben zu müssen, dessen Reifen noch etwas besser waren. Als zwei Runden vor Schluss aber der Toro Rosso des 17-jährigen Max Verstappen auf der Start- und Zielgeraden stehen blieb, musste das Safety Car raus.

Durch das Überholverbot war Platz drei für Vettel gerettet. "Ich konnte den Podiumsplatz sichern, das ist wieder ein großer Erfolg." Vorbei kam Vettel trotz der früheren Boxenstopps an Rosberg aber nicht. "Wir haben drauf gewartet, dass Mercedes einen Fehler macht, aber da kam keiner", sagte Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene. Vettels Fazit lautete: "Alles in allem ein sehr großer Erfolg. Ich denke, wir sind deutlich näher dran als vor vier Wochen."

In der WM-Wertung baute Hamilton seine Führung weiter aus. Nach seinem 35. Karriere-Sieg reist er mit 68 Punkten zum nächsten Rennen bereits am kommenden Sonntag in der Wüste von Bahrain. Vettel, der nach seinem dritten Rang in Australien und dem Sieg in Malaysia erneut aufs Podium kam, verteidigte seinen zweiten Rang mit 55 Zählern vor Rosberg (51).

Hamilton auf dem Höhepunkt

Seine Spitzenposition verteidigte Hamilton in Shanghai von Beginn an im Kampfmodus: Der Brite stellte seinen Wagen schräg in die Parkbox, um so direkt nach rechts vor Rosberg ziehen zu können. Der Plan ging auf, dahinter reihte sich Vettel ein und wenig später Räikkönen. Der Finne zog noch vor der ersten Runde an den Williams von Valtteri Bottas und Felipe Massa vorbei.

Überholmanöver blieben danach Mangelware auf dem 5,451 Kilometer langen Kurs. Alles drehte sich um die Frage: Wer kommt wann zum Reifenwechsel rein? Und jedesmal machte Vettel den Anfang unter den Top-Fahrern. Auf den weicheren Reifen konnte er zumindest Rosberg unter Druck setzen. Als alle auf den härteren unterwegs waren, sah das anders aus.

Erst recht, was Hamilton betraf: Nach dem Sieg in Australien und Platz zwei in Malaysia erwies er sich in China auch noch als Reifenflüsterer. Seinen erneuten Erfolg bejubelte Hamilton feixend und sichtbar gut gelaunt inklusive Schampus-Gesichtsdusche für Rosberg. "Er fährt auf einem Höhepunkt seiner Fahrqualitäten", lobte RTL-Experte und Mercedes-Teamaufsichtschef Niki Lauda China-Sieger Hamilton.

Quelle: ntv.de, cwo/dpa/sid

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