Ärger für Schumacher-Kollegen "Mazepin gibt ein sexistisches Bild ab"
09.12.2020, 20:35 Uhr
Es ist nicht der erste Skandal in der Karriere des Nikita Mazepin.
(Foto: imago images / Motorsport Images)
Ein selbst veröffentliches Bild wird zum Problem. Einerseits für den künftigen Formel-1-Piloten Nikita Mazepin, andererseits aber auch dessen Arbeitgeber. Das Team Haas müsse eine Grenze ziehen, fordert RTL/ntv-Motorsportexperte Felix Görner - und notfalls eine harte Entscheidung treffen.
Es ist ein relativ kurzes Video mit großen Folgen. Nikita Mazepin sitzt in einem Porsche und fährt auf dem Beifahrersitz durch die Nacht. Plötzlich dreht sich der künftige Formel-1-Pilot nach hinten und grapscht einer Frau auf der Rückbank an die Brüste, diese wehrt sich dem Anschein nach und zeigt den Mittelfinger. Anschließend landen die Aufnahmen im Netz. Es folgten eine angeblich reumütige Entschuldigung des Russen und ein Statement von Haas.
Auf den Vorfall angesprochen, sieht RTL/ntv-Motorsportexperte Felix Görner bei Mazepin ein grundlegendes Problem. "Die Aktion zeigt, dass er nur wenig Verantwortungsbewusstsein als Vorbild und als Formel-1-Fahrer hat. Mick Schumacher zum Beispiel würde das nie passieren. Die Erziehungen sind hier auch völlig anders. Mazepin sei eher der Typus reicher Sohn, allerdings mit eher lässiger Erziehung."
Auch der US-Rennstall, bei dem Mazepin ab 2021 zusammen mit Mick Schumacher in der Formel 1 fährt, reagierte deutlich. "Haas duldet das Verhalten Nikita Mazepins in dem kürzlich geposteten Video nicht", hieß es in einer Mitteilung: "Allein die Tatsache, dass dieses Video veröffentlicht wurde, empfinden wir als abscheulich." Man werde die Angelegenheit nun "intern" klären und sich vorerst nicht weiter äußern. Ob es dabei bleiben wird? Zahlreiche Formel-1-Fans reagierten auf das von Mazepin selbst zunächst gepostete und dann gelöschte Video, so stark, dass sie sogar per Petition forderten, dass dem 21-Jährigen das feststehende Cockpit in der Königsklasse verweigert werde.
Nach dem Bekanntwerden versuchte die junge Frau aus dem Video offenbar den Schaden zu begrenzen. Der Gesamtfünfte der gerade beendeten Formel-2-Saison und sie seien "seit langer Zeit gute Freunde" und die Aktion sei "nicht ernst", sondern ein "dummer Spaß" gewesen, schrieb sie bei Instagram. Doch die Bilder waren da natürlich längst in der Welt. "Selbst wenn es im Einverständnis mit der Frau passierte, gibt es ein sexistisches Bild ab - von einem jungen Mann, der keine Manieren hat. Man kann nur hoffen, dass er daraus lernt. Es war dumm und töricht", sagt Görner deshalb.
Es geht auch um ziemlich viel Geld
Problematisch ist der Skandal aber nicht nur für Mazepin persönlich, sondern auch für dessen zukünftigen Arbeitgeber Haas. Es führe neben der Frage nach einer möglichen Belästigung auch zu einem "Imageproblem", erklärt Görner. "Die Formel 1 versucht sich seit Jahren von einem althergebrachten, sexistischen Bild zu verabschieden. Gerade in Amerika und bei Besitzer Gene Haas wird sowas genau unter die Lupe genommen. Am Ende ist es auch geschäftsschädigend, was er da macht." Die Zeit der Grid Girls, also leicht bekleideter Frauen im Umfeld der Rennserie, ist Vergangenheit, der Fokus soll auf dem Sport liegen.
Somit erwarte Mazepin ein "ernsthaftes Gespräch mit Teamchef Günther Steiner", sagt Görner. Das Problem für Haas ist der Zwiespalt: Den 21-Jährigen rauszuschmeißen, das würde unmittelbare finanzielle Einbußen zur Folge haben. Mazepins Vater Dimitri ist mit seinen Milliarden aus dem Düngemittel-Business - er ist Mehrheitseigentümer des russischen Chemiekonzerns Uralchem - ab 2021 eben auch Hauptsponsor des Teams. Selbst bei Haas macht man aus der Tatsache, dass Sohn Nikita als "Pay Driver" im Cockpit sitzt, keinen Hehl. So ging der Sitz neben Mick Schumacher an den jungen Russen mit dem finanzstarken Hintergrund und beispielsweise nicht an Ferrari-Junior und Formel-2-Vizemeister Callum Ilott.
Wie also geht es für Mazepin bei Haas weiter? RTL/ntv-Experte Görner ist sich sicher: "Haas muss sich entscheiden: War es ein einmaliger Vorfall? Oder gibt es bei ihm ein größeres Problem, sich an gewisse Manieren und Verhaltensweisen als Vorbild in der Formel 1 und in der Öffentlichkeit zu verhalten?"
Haas-Teamchef Steiner hatte jüngst schon prophezeit, sein Rennstall habe sich mit Mazepin "mit Sicherheit Arbeit" hereingeholt, meinte damit aber eigentlich dessen bisweilen riskante und gefährliche Fahrweise auf der Strecke. Nun beginnt der Stress allerdings schon, bevor der 21-Jährige seine ersten Kilometer in der Königsklasse hinter sich gebracht hat.
Quelle: ntv.de, tsi/rtl.de