"Bringt aber nichts" Mercedes-Boss zweifelt an Hamiltons Titelgewinn
02.11.2021, 19:01 Uhr
Fünf Rennen stehen in der Formel-1-Saison 2021 noch aus. Der Kampf um die Weltmeisterschaft ist spannend wie lange nicht mehr. Mercedes-Teamchef Toto Wolff sieht seinen Piloten Lewis Hamilton im Hintertreffen - allerdings nur "rein mathematisch".
Der Titelkampf in der Formel 1 spitzt sich unweigerlich zu. Zwölf Punkte liegt der noch amtierende Weltmeister Lewis Hamilton hinter dem WM-Führenden Max Verstappen. Der Niederländer in Red-Bull-Diensten schickt sich an, die sieben Jahre währende Dominanz von Mercedes zu brechen und Hamilton daran zu hindern, sich vom mit Michael Schumacher geteilten Titel zum alleinigen Rekordchampion der Königsklasse des Motorsports zu machen. Mercedes-Teamchef Toto Wolff erklärt im exklusiven Interview mit RTL/ntv, dass er seinen Piloten leicht im Nachteil sieht: "Rein mathematisch 45:55" stehen demnach die Chancen, "aber rein mathematisch bringt im Motorsport nichts".
Mit dem Großen Preis von Mexiko an diesem Sonntag (20 Uhr im Liveticker bei ntv.de) bleiben Hamilton noch fünf Chancen, den Rückstand auf Verstappen zu verkürzen, um Saisonende doch noch seinen achten WM-Titel einzufahren. Allerdings gilt das Autodromo Hermanos Rodriguez als starke Red-Bull-Strecke, Verstappen siegte hier in den Jahren 2017 und 2018 mit einem dem Mercedes klar unterlegenen Auto. Wolff sagte dazu: "Mexiko ist immer ein aufregendes Rennen, weil es eine völlig andere Situation ist", so der 49-Jährige: "Wir sind dort über 2.000 Meter hoch, dadurch ist, was das Setup des Autos und des Motors betrifft, immer alles anders."
Der 4,304 Kilometer lange Kurs in Mexico City war in den vergangenen Jahren "nicht immer ein gutes Pflaster" für Mercedes, erklärt Wolff, "weil wir mit der Architektur unseres Motors versuchen, den besten Durchschnitt über das ganze Jahr zu erreichen". Das Aggregat, seit 2014 das Nonplusultra der Formel 1, soll auf allen Strecken gut funktionieren, vom Highspeed-Kurs in Monza bis zum in Sachen Durchschnittsgeschwindigkeit für gewöhnlich langsamsten Rennen in den Straßenschluchten von Monaco. "Und da ist Mexiko ein absoluter Außenseiter", so Wolff. Eine durchaus kalkulierte Schwäche also, die sich Mercedes aber bislang problemlos erlauben konnte.
Nur: In diesem Jahr "ist alles anders", wie Wolff betont, der einst auf der legendären Nordschleife einen Rundenrekord für Fahrzeuge ohne Turbomotor aufstellte. Einerseits, weil mit Red Bull und Verstappen endlich wieder ein Gegner im Feld ist, der Mercedes nachhaltig herausfordert und Fehler konsequent bestraft. Verstappens WM-Führung ist kein Zufall, mit acht Rennsiegen stand der Niederländer dreimal häufiger ganz oben auf dem Podest als Hamilton.
Keine andere Wahl als volle Attacke
Andererseits, so Wolff, "haben wir gesehen, dass vermeintliche Red-Bull-Strecken Mercedes-Strecken geworden sind und umgekehrt". Das habe etwa der Große Preis der USA in Austin gezeigt. Auf dem anspruchsvollen Kurs in Texas siegte erstmals in der 2014 begonnenen Hybrid-Ära kein Mercedes, sondern eben Verstappen. Eine Überraschung, auf die Wolff nun auch im fünftletzten Lauf der Saison hofft: "Deswegen gehen wir guten Gewissens nach Mexiko und zu den anderen Rennen, um auch dort zu performen."
Wobei die Alternativen spärlich sind, denn "es bleibt uns auch nichts anderes übrig", sagt Wolff. Die Führung in der Konstrukteurswertung (Mercedes steht bei 460,5 Punkten und Red Bull bei 437,5) ist knapp, bei den Fahrern droht sogar die Wachablösung. Mexiko ist dabei der Auftakt zu einem für alle Beteiligten anstrengenden Triple Header, denn auf den Grand Prix im 129-Millionen-Einwohner-Land folgen unmittelbar die Rennwochenenden in Brasilien (Sonntag, 14. November, 20 Uhr) und Katar (Sonntag, 21. November, 15 Uhr/jeweils live im Ticker bei ntv.de), erst dann gibt es eine Woche zum Durchschnaufen.
Die Formel-1-Premiere in Katar ist rechnerisch zugleich das erste Rennen, bei dem die Entscheidung in der Meisterschaft fallen könnte. Angesichts der geringen Abstände ist es jedoch wahrscheinlicher, dass es Feierlichkeiten frühestens beim Grand Prix von Saudi-Arabien (5. Dezember/live bei RTL) oder sogar erst beim Saisonfinale in Abu Dhabi (12. Dezember) geben wird.
Quelle: ntv.de, tsi/rtl.de