Formel1

"So etwas gar nicht erst sagen" Vettel widerspricht Formel-1-Boss deutlich

Mann mit Haltung.

Mann mit Haltung.

(Foto: IMAGO/Motorsport Images)

Die Formel 1 tut sich seit Jahren schwer damit, Frauen zu fördern. Sebastian Vettel sieht einen Grund dafür auch in Aussagen, wie sie Formel-1-Boss Stefano Domenicali nun getroffen hat. Der Deutsche geht klar auf Distanz dazu und hält dessen Denken für nicht mehr zeitgemäß.

Sebastian Vettel ist absolut nicht einverstanden mit dem, was Formel-1-Boss Stefano Domenicali da gesagt hat. "Das war eine ziemlich unglückliche Wortwahl", sagte der Aston-Martin-Fahrer, denn "genau solche Aussagen sind es, mit denen Mädchen und Frauen konfrontiert werden, wenn sie große Träume haben." Stattdessen müsse "diese Art des Denkens in Stereotypen, die gerade langsam auf dem Rückzug ist, komplett verschwinden", so der 35-Jährige weiter. Damit reagierte er auf die Worte Domenicalis, in den nächsten fünf Jahren werde ziemlich sicher keine Frau den Schritt in die Formel 1 schaffen, "außer, ein Meteorit schlägt auf der Erde ein".

Für den deutschen Vierfachweltmeister sendet der Boss der global populärsten Rennserie, die aktuell an nahezu jedem Grand-Prix-Wochenende neue Zuschauerrekorde vermeldet, damit eine völlig falsche Botschaft aus. Beispielhaft skizziert Vettel ein Gespräch am Frühstückstisch. An diesem sitzen Mädchen, die "über ihre Träume sprechen und sagen, dass sie gerne Rennfahrerin werden wollen. Und dann hätte der Vater aber gerade genau so ein Statement (wie das von Domenicali; Anm.d.Red.) gelesen" - und würde antworten: "Du magst doch auch andere Sachen, warum konzentrierst du dich nicht darauf?" Dies hätte dann Vettel zufolge drastische Auswirkungen, denn "dann konzentrieren sie sich eben vielleicht auf andere Sachen, hören mit dem Rennfahren auf oder verfolgen die Idee gar nicht weiter."

"Solche Vorurteile gehören nicht in unsere Welt"

Deshalb, so Vettel weiter, "ist es wichtig, dass wir solche Aussagen gar nicht erst treffen", da sich die Folgen gar nicht abschätzen ließen. "Ich sehe überhaupt keinen Grund, warum nicht auch eine Frau" den Schritt in die Formel 1 schaffen sollte. Zumal schon in den Anfangstagen der Serie, in den 1950er-Jahren, mit Maria Teresa de Filippis die erste Frau sich für drei Rennen qualifiziert hatte und Lella Lombardi es beim Großen Preis von Spanien 1975 als erste (und bis heute einzige) Frau in die Punkteränge geschafft hatte. Seit 1992 allerdings, seit Giovanna Amati dreimal an der Qualifikation zum Grand Prix scheiterte, ist die Formel 1 mit Ausnahme von wenigen Test- und Trainingsfahrten rein männlich dominiert.

Mehr zum Thema

"Es kann nicht sein", führt Vettel seine einmal mehr klare Haltung aus, "dass wir in einer modernen Welt noch sagen: 'Das kannst du nicht, weil du ein Mädchen oder eine Frau bist.'" Der 53-fache Grand-Prix-Sieger setzt sich seit Jahren für Gleichberechtigung, für Chancengleichheit und für Gleichbehandlung ein. "Solche Vorurteile gehören nicht in unsere Welt", so Vater von drei Kindern, der auch deshalb immer wieder öffentlich seine Gedanken formuliert, wie er sich einen Wandel zum Besseren vorstellt und wie sich dieser gestalten und umsetzen ließe.

Auch deshalb stärkt Vettel, der nach dieser Saison seine Karriere beendet, dem weiblichen Nachwuchs ganz bewusst und öffentlich den Rücken. Er mache "das Gegenteil" von Domenicali: "Ich ermutige alle Mädchen am Frühstückstisch, sich zu Wort zu melden und zu beweisen, dass Stefano und alle anderen Leute in diesem Fall Unrecht haben." Zwar betonte auch der Formel-1-Boss, dass die Rennserie sich bemühe, "das System zu verbessern" und dass es entscheidend sei, "Frauen auf dem Weg in die Formel 1 die maximalen Möglichkeiten zu geben" - verbreitet hat allerdings vor allem die nun von Vettel deutlich kritisierte Aussage.

Quelle: ntv.de, tsi

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen