Der ultimative n-tv.de EM-Wegweiser Atempause für Fans, Island ärgert Ronaldo
14.06.2016, 05:59 Uhr
Heute gilt es, die Lücke im Spielplan weise auszunutzen. Und zwar bevor David Alaba und Co. unter Beweis stellen können, warum ihnen plötzlich so viele Herzen zufliegen. Island setzt gegen Cristiano Ronaldo derweil auf Psychospielchen.
Dieses Spiel dürfen Sie nicht verpassen
Leiwand, liebe Österreicher! Mit neun Siegen und einem Remis durch die EM-Qualifikation gebrettert wie Hermann Maier 1999 durch die Abfahrtstore von Beaver Creek, zum ersten Mal aus eigener Kraft bei einer Europameisterschaft dabei – und ein Team beisammen, das den Vergleich mit den Helden von Córdoba nicht scheuen muss: Alleskönner David Alaba, Premier-League-Champion Christian Fuchs und ein geläuterter Marko Arnautovic führen ein Team an, dem nicht nur unser Experte Joachim Hickersberger Platz eins in Gruppe F zutraut. Die detaillierte Vorschau auf die Standortbestimmung gegen Ungarn (18 Uhr, ZDF) liefern wir Ihnen heute Mittag.
Der beste Zeitpunkt für ein EM-Päuschen
Die unergründliche Weisheit der Uefa-Spielplaner beschert uns heute einen freien Block zwischen 15 und 18 Uhr. Das sollte reichen, um dem Pfandautomaten einen Besuch abzustatten und die Chips-Bestände aufzustocken. Bitte nicht zu knapp einkaufen: Bis Samstag gibt es dann wieder jeweils drei Spiele pro Tag. Was für ein Stress.
Was verursacht noch EM-Herzrasen?
Man könnte die Erfolgsstory der Isländer als kitschige Underdog-Geschichte erzählen. Nur 330.000 Einwohner, ungefähr so viele wie Nizza, und doch setzen sie sich in der Qualifikation zur EM gegen die Türkei und die Niederlande durch. Und jetzt hat sich geschätzt jeder zwölfte Einwohner auf den Weg nach Frankreich gemacht, um den Stolz des Landes zu unterstützen. Hinter dem Erfolg der Fußballer steht aber auch gelungene Politik: In den 1990er-Jahren hatte Island ein massives Problem mit Alkoholmissbrauch, vor allem unter Jugendlichen. Das Land setzte auf härtere Regeln – und investierte in Prävention, vor allem in Sportvereine. Hallensportarten boomten, doch der Fußballverband musste gegen die Dunkelheit und die Kälte kämpfen. Den Durchbruch brachten Rasenheizungen und fußballfeldgroße Hallen, heute spielen 20.000 Isländer und Isländerinnen Fußball. Und der Alkoholkonsum? Pro Kopf trinken die Isländer nur halb so viel wie die Deutschen.
Angeberwissen für das Public Viewing
Österreichs Erfolgscoach Marcel Koller fährt ausschließlich Autos mit Automatikgetriebe – ständiges Kuppeln würde sein lädiertes linkes Knie zu sehr belasten. Acht Operationen musste der Schweizer während seiner aktiven Karriere über sich ergehen lassen, heute kann er nicht einmal mehr joggen.
Die Zahl des Tages: 6
Kurz vor der EM hat Cristiano Ronaldo sein eigenes Museum auf Madeira neu eröffnet. Es ist nun dreimal so groß, schließlich musste Platz her für die neue Champions-League-Medaille und eine Wachsfigur sowie "künftige Trophäen", wie er verlauten ließ. Vielleicht dachte er dabei auch an den Goldenen Ball, den der beste EM-Torschütze mit nach Hause – oder, wenn vorhanden, in sein Museum – nehmen kann. Aber vielleicht fängt CR7 ausnahmsweise klein an: mit einem Rekord. Trifft er gegen den großen Außenseiter Island (21 Uhr, ZDF), wäre er der erste Spieler, der sich bei vier EM-Endrunden in die Torschützenliste einträgt. Noch steht Portugals Superstar bei sechs Treffern, die Bestmarke hält Michel Platini mit neun Toren. Vielleicht sollte er mit der Jagd auf die Rekorde und Trophäen aber auch lieber im zweiten Gruppenspiel beginnen – der isländische Koloss Hafþór Björnsson, der in "Game of Thrones" den "Mountain" spielt, hat nämlich eine eindeutige Warnung ausgesprochen: "Wenn du es wagst, ein Tor gegen meine Kollegen zu erzielen, werde ich dich finden und deinen Kopf zerquetschen."
Das EM-Histörchen des Tages: 14. Juni 1972
"Deutschland hat schon Europameisterschaften ohne ein Müller-Tor gewonnen", sagte Thomas Müller vor einigen Tagen in einem Interview auf die Frage, ob er nicht einmal ein EM-Tor schießen wolle. Auch wenn er natürlich mit seinem Verweis auf das Müller-lose Europameisterteam von 1996 recht hat – helfen kann so ein Treffer ungemein. Oder gleich zwei, wie im EM-Halbfinale 1972 gegen Belgien am 14. Juni 1972 in Antwerpen, in dem die favorisierten Deutschen den Gastgeber nach Belieben dominierten und mit 2:1 bezwangen. Gerd Müller traf wie auch vier Tage später im Finale doppelt, er bildete mit Franz Beckenbauer und Günter Netzer die Zentralachse der Mannschaft, die heute als die deutsche Jahrhundert-Elf gilt. Stets bescheiden, fiel Müller Jahre später zu seinen Glanzauftritten nur das ein: "Ich muss sagen, wir hatten im Halbfinale etwas Glück. Wir hatten Glück, und dann habe ich zwei Tore gemacht."
Das Bonmot zum Spieltag
"Portugal hat mit Ronaldo einen der besten Fußballer der Welt, aber er ist auch ein exzellenter Schauspieler. Und dann haben wir ja im Champions-League-Finale noch so einen Auftritt von einem gesehen, der es nach Hollywood schaffen könnte." Wir haben da so eine Ahnung, auf wen Islands Trainer Lars Lagerbäck mit seinem gepflegten Trash Talk anspielen könnte.
Quelle: ntv.de