Mit den Vize-Bayern zum EM-Titel? Löw schiebt BVB auf lange Bank

Längste Bank der Welt? Bundestrainer Joachim Löw, Assistenztrainer Hans-Dieter Flick, Torwarttrainer Andreas Köpke, Mannschaftsarzt Dr. Hans-Wilhelm Mueller-Wohlfahrt, Physiotherapeut Klaus Eder, Miroslav Klose, Ersatztorwart Tim Wiese, Mario Götze, Marco Reus, Lars Bender, Mats Hummels, Andre Schuerrle, Benedikt Höwedes, Marcel Schmelzer, Ilkay Guendogan und Ersatztorwart Ron-Robert Zieler.

Längste Bank der Welt? Bundestrainer Joachim Löw, Assistenztrainer Hans-Dieter Flick, Torwarttrainer Andreas Köpke, Mannschaftsarzt Dr. Hans-Wilhelm Mueller-Wohlfahrt, Physiotherapeut Klaus Eder, Miroslav Klose, Ersatztorwart Tim Wiese, Mario Götze, Marco Reus, Lars Bender, Mats Hummels, Andre Schuerrle, Benedikt Höwedes, Marcel Schmelzer, Ilkay Guendogan und Ersatztorwart Ron-Robert Zieler.

(Foto: dapd)

Bundestrainer Joachim Löw ignoriert konsequent die Dortmunder Erfolge und setzt voll auf die Vize-Bayern. Und auch wenn es gegen Israel nur ein Test für die EM war, die Startaufstellung von Leipzig könnte auch die von Lemberg sein, wo die DFB-Elf ins Turnier startet. Es sei denn, Bastian Schweinsteiger ist fit. Aber der ist ja auch ein Bayer. Bleibt die Frage, ob das gutgeht.

Mario Götze darf sich geehrt fühlen. Als einziger Dortmunder durfte er an diesem verregneten Donnerstagabend in Leipzig für die deutsche Fußball-Nationalmannschaft spielen, die ihr vor der Europameisterschaft mit 2:0 gewann. Für knappe zehn Minuten, eingewechselt für den Münchner Toni Kroos. Zur Erinnerung: Die Dortmunder, das sind die, die in der just beendeten Saison die Meisterschaft und den Pokal gewannen. Den Rest der Bande, also Ilkay Gündogan, Marcel Schmelzer und Mats Hummels, ließ Bundestrainer Joachim Löw auf der Bank. Denn für ihn gilt: "Die Bayern sind wieder in der Spur."

Die Bayern, das sind zwar die, die jüngst in drei Wettbewerben Zweiter wurden, was an sich nicht schlecht ist, nach Münchner Maßstäben aber nah an einer Katastrophe. Besonders das im Elfmeterschießen verlorene Finale in der Champions League gegen den FC Chelsea hat ihnen arg zugesetzt. Präsident Uli Hoeneß wird auch gut zwei Wochen nach diesem Drama nachts wach und kann es nicht fassen. Die Bayern, gegen Israel sieben an der Zahl, sind aber trotzdem die, mit denen der Bundestrainer in Polen und der Ukraine den Titel holen will. Bleibt die Frage, ob das gutgeht.

Deutschland - Israel 2:0 (1:0)

Tore: 1:0Gomez (40.), 2:0 Schürrle (82.)
Deutschland: Neuer - Boateng, Mertesacker, Badstuber, Lahm - Khedira(88. Bender), Kroos (86. Götze) - Müller (83. Reus), Özil, Podolski (67.Schürrle) - Gomez (67. Klose)
Israel: Harosh - Yadin (86. Tzedek), Shpungin, Ben Haim, Tibi, Gershon -Natcho (73. Biton), Zahavi (67. Sahar), Melikson (46. Damari), Benayoun (46.Vermouth) - Shechter (46. Refaelov
Schiedsrichter: Kevin Blom (Niederlande)
Zuschauer: 43.241 (ausverkauft)

Für Joachim Löw ist das keine Frage. Oder wenn, dann sagt er es nicht. Er sagt: "Das verlorene Finale gegen Chelsea spielt keine Rolle mehr." Ansonsten sei der glanzlose Erfolg gegen Israel "ein ganz ordentliche Abschlussprüfung der Vorbereitung" gewesen. "Das wird uns etwas Rückenwind geben." Nach zwei freien Tagen für die Nationalspieler am Wochenende startet der DFB-Tross am Montag um 13.35 Uhr vom Flughafen in Frankfurt am Main aus nach Danzig, wo er im noblen Stadtteil Oliwa im luxuriösen Hotel "Dwor Olinski" sein EM-Quartier bezieht. Dort gelte es, eine Woche intensiv zu arbeiten. Denn: "Man hat auch gemerkt, es läuft noch nicht alles so rund. Wir müssen natürlich konsequenter mit unseren Torchancen umgehen. Die Organisation war schon besser, das aggressive Stören noch nicht. Da gibt es schon noch was zu tun." Wie Recht er doch hat.

Keine allzu stürmische Angriffslust des Gegners

Die deutsche Mannschaft spielte gegen ein weitgehend harmloses Team aus Israel in der Abwehr vor einem nur einmal ernsthaft geforderten Torhüter Manuel Neuer diszipliniert und geordnet, was den Münchnern Jerome Boateng, Holger Badstuber und Kapitän Philipp Lahm sowie dem Londoner Rekonvaleszenten Per Mertesacker nicht sonderlich schwer fiel, weil sie dabei nicht durch eine allzu stürmische Angriffslust des Gegners gestört wurden. Der Bundestrainer bilanzierte nüchtern, die Organisation der Abwehr sei "viel besser als gegen die Schweiz gewesen." In Basel kassierte die DFB-Elf erstmals fünf Tore, seit Joachim Löw der Chef ist. Dass der Dortmunder Hummels dabei nicht besonders glücklich agierte, dürfte ein Grund dafür gewesen sein, das Mertesacker in Leipzig den Vorzug erhielt, um nach langer Verletzung Spielpraxis zu sammeln. Und auch Hummels BVB-Kollege Schmelzer hatte sich gegen die Schweiz trotz zuletzt toller Spiele in der Bundesliga nicht für den Job des linken Außenverteidigers aufgedrängt.

Schwerer tat sich das Team im Mittelfeld, wo die Vize-Bayern Toni Kroos und Thomas Müller, die Madrilenen Sami Khedira und Mesut Özil sowie der Noch-Kölner Lukas Podolski so spielten, wie die ganze Mannschaft: Solide, aber ohne großen Glanz und irgendwie ein wenig verkrampft. Das gilt auch für den Torschützen Mario Gomez, der, Sie ahnen es, ebenfalls in München sein Geld verdient. Aber die Spieler folgten ihrem Trainer und ordneten das als alles halb so wild ein. Philipp Lahm schob die zahlreichen Ballverluste auf die mangelnde Konzentration. Das sei aber wenig überraschend. "Wir Bayern haben erst drei Tage mit der Mannschaft trainiert, da kann noch nicht alles hundertprozentig laufen. Dass heute nicht alles funktioniert, ist doch ganz normal. Wichtig ist, dass wir im ersten EM-Spiel hellwach sind." Das sah auch sein Kollege Manuel Neuer so: "Es war eine konzentrierte Leistung, auch defensiv war das heute gut. Jetzt ist unser Fokus natürlich auf der EM.

Nicht nur seiner. Was wird werden bei diesem Turnier, für das die deutsche Mannschaft nach makelloser Qualifikation als einer der großen Favoriten gilt? Der Bundestrainer formuliert das so: "Ich bin weder in Sorge, noch kann ich mich völlig zurücklehnen. Ich gehe entspannt und freudig in die nächste Woche." Auch, weil am Ende dieser Woche die Vorbereitung vorbei ist. "Ich möchte Wettkämpfe, und da freue ich mich drauf. Dann ist auch richtig was los." Es deutet viel darauf hin, dass die Mannschaft, die in Leipzig gegen Israel begonnen hat, auch die ist, die am 9. Juni im ukrainischen Lemberg gegen die Portugiesen ins Turnier startet. Es sei denn , der erstmals ohne Schmerzen trainierte, wie der Bundestrainer berichtete, ist dann wieder im Vollbesitz seiner Kräfte. Dann wird er neben Sami Khedira auf der Doppelsechs vor der Abwehr spielen, und Toni Kroos muss weichen. Münchner für Münchner, Vize für Vize. Und die Dortmunder schauen zu.

Quelle: ntv.de

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