Nach Wolfsgruß-Debatte bei EM Mesut Özil sitzt mit Erdogan auf der Tribüne in Berlin
06.07.2024, 21:57 Uhr
Mesut Özil, Recep Tayyip Erdogan und Emine Erdoğan.
(Foto: dpa)
Nicht nur der türkische Staatschef Recep Tayyip Erdogan ist für das EM-Viertelfinale der türkischen Fußballer nach Berlin gereist. Auch Mesut Özil sitzt im Berliner Olympiastadion auf der Tribüne - in unmittelbarer Nähe zum Präsidenten.
Der frühere deutsche Fußball-Nationalspieler Mesut Özil hat das EM-Viertelfinale der Türkei gegen die Niederlande besucht. Der 35-Jährige saß bei der hochbrisanten Partie im Berliner Olympiastadion auf der Tribüne hinter dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan und dessen Ehefrau Emine und verfolgte von dort die 1:2 (1:0)-Niederlage.
Zuvor hatte Özil mit einem Bild bei Instagram für Aufsehen gesorgt und die aufgeladene Wolfsgruß-Debatte weiter angeheizt. Er teilte ein Foto des umstrittenen Jubels des türkischen Nationalspielers Merih Demiral. Versehen war es mit einer Anfeuerung für die Türkei. Demiral war für die Geste von der UEFA für zwei Spiele gesperrt worden.
Özil hatte bereits im vergangenen Jahr mit einem Foto für Aufsehen gesorgt, das ihn mit einer Tätowierung auf der Brust mit drei Halbmonden und einem heulenden Wolf zeigte. Diese Symbole werden den "Grauen Wölfen" zugeordnet. Özil, der in Deutschland, Spanien und England lebte und für Werder Bremen, Real Madrid und den FC Arsenal spielte, suchte bereits in den vergangenen Jahren die Nähe zum Autokraten Erdogan. Özil machte ihn 2019 sogar zu seinem Trauzeugen. 2023 bejubelte er den Wahlsieg des Amtsinhabers mit einem "Gott sei Dank".
Wolfsgruß-Debatte heizt die Stimmung zusätzlich auf
Der 26 Jahre alte Demiral hatte beim 2:1 im Achtelfinale gegen Österreich nach seinem zweiten Treffer mit beiden Händen das Handzeichen und Symbol der "Grauen Wölfe" geformt. Als "Graue Wölfe" werden die Anhänger der rechtsextremistischen "Ülkücü-Bewegung" bezeichnet, die in Deutschland vom Verfassungsschutz beobachtet wird.
Zahlreiche türkische Fans zeigten während der Nationalhymne die umstrittene Geste, der Wolfsgruß war vermehrt auf den Tribünen zu sehen. Ultras hatten nach der politisch aufgeladenen Diskussion um den türkischen Nationalspieler Merih Demiral im Vorfeld dazu aufgerufen. Kurz vor Beginn des Spiels hatte die Polizei einen Fanmarsch beendet, nachdem die Geste dort "massiv" gezeigt worden sei, wie die Behörden mitteilten.
Der Wolfsgruß drückt in der Regel die Zugehörigkeit oder das Sympathisieren mit der türkischen rechtsextremen Ülkücü-Bewegung und ihrer Ideologie aus. In der Türkei wird er etwa von der ultranationalistischen Partei MHP genutzt, die Partner der Regierung unter Präsident Erdogan ist.
Durch den Wolfsgruß-Wirbel war die Stimmung vor der Partie aufgeheizt. "Diese voreingenommene und unfaire Entscheidung hat unsere gesamte Nation zutiefst enttäuscht", hatte Verbandspräsident Mehmet Büyükeksi in einer Verbandsmitteilung gesagt.
Quelle: ntv.de, tsi/dpa/sid