
Waru und seine Erschafferin, Klara Bühl.
(Foto: dpa)
Einem neuen DFB-Star fliegen die Herzen zu: Waru. Der gehäkelte Koala von Klara Bühl ist der absolute Fan-Liebling. Das Stofftier entfacht einen großen Hype. Fans lernen häkeln, um selbst einen Waru zu erschaffen, auch im Team wird der Handarbeit gefrönt. Sogar auf der Pressekonferenz darf Waru nicht fehlen.
Wer ist eigentlich der absolute Shootingstar in der deutschen Fußball-Nationalmannschaft bei dieser Weltmeisterschaft in Australien und Neuseeland? Geht es nach Aufmerksamkeit und nicht ums Sportliche, ist die Wahl eindeutig: Waru. Der kleine Koala hat einfach den Knuddelfaktor auf seiner Seite. Außenbahnspielerin Klara Bühl hat ihn vor der WM als Maskottchen für das Team gehäkelt - und damit voll ins Schwarze getroffen.
Der Glücksbringer ist inzwischen so populär, dass er seinen eigenen Platz auf der Pressekonferenz bekommt. Bühl und Sara Doorsoun haben ihn mitgebracht, sind traurig, dass er nicht prominent seinen Platz auf der Bühne bekommen kann, dass er zu klein ist, um von den anwesenden Medienvertretern gesehen zu werden.
"Du brauchst einfach das Spielglück. Ich hoffe, dass der Koala uns da in die richtige Richtung bringt und mit einem Deutschlandtrikot, das er anhat, sowieso", hatte Bühl dem Radiosender SWR1 gesagt, bevor der Hype kam. "Fünf bis sechs Stunden reine Arbeitszeit habe ich gebraucht", erzählt Bühl in Wyong, "vier Stunden hat der Koala benötigt, noch einmal eineinhalb Stunden das Trikot." Dann war der noch namenlose Koala fertig. Kapitänin Alexandra Popp initiierte über den Teamchat schließlich eine Abstimmung über den Namen, die Frauen informierten sich über Namen und ihre Bedeutungen und die Wahl fiel auf Waru, erklärte Bühl: "Der Name bedeutet so ein bisschen 'Feuer' und das passt ganz gut zu uns."
Waru ist der niedliche Bankdrücker
Waru ist überall mit dabei. Beim 6:0-Auftaktsieg gegen Marokko zeigen die Spielerinnen auf dem Rasen, was sie können. Und doch sind die TV-Kameras während dieser 90 Minuten auch auf den Koala gerichtet. Waru ist Bankdrücker und wird dabei gut umsorgt. Warm und kuschelig darf er bei der verletzt fehlenden Lena Oberdorf in der Jacke sitzen, artgerecht für einen Koala, also quasi in einem Beutel. Als die 21-Jährige später Flaschen an ihre Mitspielerinnen verteilt, ist der Glücksbringer in ihre Kapuze umgezogen. Erst nach dem Spiel gibt Oberdorf den Koala ab - notgedrungen, sie muss zur Dopingprobe, da haben Häkel-Koalas nichts verloren.
Aber Waru ist in der Zeit nicht allein, das Team kümmert sich gut um ihn. Sara Doorsoun hält ihn auf ihrem Kopf, strahlt mit ihm in die Kamera. Er darf auf der Musikbox sitzen, wird von Marina Hegering gezogen - und scheint mit der Titelauswahl recht zufrieden, das zeigt zumindest sein Dauerlächeln. Im Flugzeug auf dem Weg zurück vom Spielort Melbourne nach Sydney kuschelt er dann mit der schlafenden Spielerin des Spiels, Popp. Überhaupt hat der gesamte DFB-Tross den Koala adoptiert, Bühl selbst sieht ihn nur "ab und zu" wieder: "Er ist im ganzen Team unterwegs, mal im Medienbüro, mal auf der Bank. Ich freue mich immer, wenn ich ihn sehe."
Bühl hat das Häkeln für sich entdeckt, weil es der perfekte Ausgleich zum Trubel und dem stressigen Alltag sei. "Altmodisch, aber entspannend", lautet das Urteil der 22-Jährigen. "Ich kann mich hinsetzen und drauflos häkeln, mal abschalten." Schon im vergangenen Jahr bei der so erfolgreichen Europameisterschaft in England hatte sie zu Nadel und Garn gegriffen. Als sie das Halbfinale und Finale wegen einer Corona-Infektion verpasste, häkelte sie für alle Mitspielerinnen kleine Herzen. "Ich konnte so meinen kleinen Teil beitragen und das hat mir auch mental sehr geholfen", so Bühl in einem Beitrag der FIFA. "Das war eine sehr, sehr süße Geste von ihr", so Bayern-Kollegin Lina Magull. Freigang zeigte in der ZDF-Doku "Born for this", dass sie ihres noch immer am Schlüsselbund trägt.
Häkel-Boom bei Fans und im Team
Mit ihrem Hobby und vor allem mit Waru hat Bühl einen regelrechten Häkel-Boom ausgelöst. Sogar teamintern ist die Angreiferin vom FC Bayern eine Vorreiterin. Unter anderem Sjoeke Nüsken versucht sich inzwischen ebenfalls in der Handwerkskunst, zeigen Bilder in den sozialen Netzwerken. "Sehr viele haben viel Potenzial, aber das bleibt ein kleines Geheimnis", so Bühl. "Jede, die es veröffentlichen möchte, kann es selbst machen."
Die 22-Jährige hatte die Anleitung im Internet gekauft und teilt diese auch, zudem kursieren weitere Ideen zum Nachmachen. Die Erfinderin erhält viele Fotos von Fans, die ihre gehäkelten Koalas vorstellen: "Das finde ich superschön." Inzwischen hat Waru sogar eine Instagram-Fanseite, der Bühl folgt. "Ich hätte nicht gedacht, dass das so an die Öffentlichkeit gelangt", so Bühl.
In Wyong, wo die DFB-Elf ihr Basecamp aufgeschlagen hat, gibt es derweil Plakatankündigungen, dass Waru im September zu Besuch kommt. Dann ist das Team längst wieder abgereist - aber keine Sorge, der Deutschland-Koala muss nicht allein in Australien bleiben. Der Waru von Wyong ist eine Schildkröte. Das Plakat bewirbt ein Theaterstück für Kinder des Bangarra Dance Theatre, das am 22. und 23. September Halt macht im Ort nördlich von Sydney. Die Popularität des niedlichen Häkel-Koalas aber wird die Schildkröte längst nicht bekommen.
Quelle: ntv.de