Europameister ist interessiert Sammer ist beim DFB Favorit auf Bierhoff-Nachfolge
06.12.2022, 12:21 UhrOliver Bierhoff verlässt nach dem WM-Desaster mit dem Vorrunden-Aus den DFB, ein Nachfolger muss schnell gefunden werden. Die Aufgaben sind groß, das nächste Turnier ist schon in Sichtweite. Der DFB hat sich offenbar auf einen Wunschkandidaten verständigt.
Oliver Bierhoff greift der ursprünglich für den morgigen Mittwoch angekündigten großen Analyse des neuerlichen Debakels der deutschen Fußball-Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft in Katar vor und verlässt den Deutschen Fußball-Bund (DFB). Damit ist der nun ehemalige "Geschäftsführer Akademie und Nationalmannschaft" der Erste im Verband, der persönliche Konsequenzen aus dem zweiten Vorrunden-Aus bei einer WM in Folge zieht.
Mit Blick auf viele sportliche und atmosphärische Baustellen bei Deutschlands wichtigster Mannschaft muss schnell ein Nachfolger für den mit großer Machtfülle ausgestatteten Bierhoff gefunden werden. Die Zeit drängt, 18 Monate vor Beginn der Heim-Europameisterschaft im Juni 2024. Beim Verband haben sie sich offenbar schon auf einen Wunschkandidaten geeinigt.
Nach Informationen der "Sportschau" soll Matthias Sammer nach Wunsch der Verbandsspitze zum DFB zurückkehren und das Team, das zuletzt bei drei großen Turnieren in Serie enttäuschte, wieder in der Weltspitze installieren. Sammer arbeitete bereits zwischen 2006 und 2012 als Sportdirektor beim DFB, im Anschluss riss er als Sportvorstand den FC Bayern München aus der Lethargie der zweiten Plätze. 2016 erlitt Sammer einen leichten Schlaganfall, in der Folge lösten beide Parteien den Vertrag einvernehmlich auf. Seit 2018 ist der Europameister von 1996 externer Berater von Borussia Dortmund.
"Klare Meinung" für einen "neuen Spirit"
Sammer genießt in der Branche hohes Ansehen, sein Name wurde entsprechend oft genannt. Rekord-Nationalspieler Lothar Matthäus hatte schon vor dem Bierhoff-Aus in seiner Kolumne für den Pay-TV-Sender Sky dafür geworben, Leute wie Matthias Sammer, die "mit einer anderen Sichtweise und einer klaren Meinung neuen Spirit in den DFB bringen" könnten, in den möglichen Reformprozess des DFB einzubeziehen.
Sammer selbst hatte zuletzt mehrfach abgewiegelt, als es um ein mögliches Engagement beim DFB ging - "vor allem mit Blick auf die EM 2024 und die schlechte Stimmungslage rund um die Nationalmannschaft", wie die "Sportschau" schreibt. Dieser innere Widerstand soll jedoch inzwischen gebröckelt sein. Möglicherweise auch, weil mit Hans-Joachim Watzke ein enger Vertrauter Sammers beim DFB mit größerem Einfluss ausgestattet wurde. Der Geschäftsführer von Borussia Dortmund und DFB-Vizepräsident wurde von DFB-Präsident Bernd Neuendorf jüngst ausdrücklich bestellt, um Teil der angekündigten Krisensitzung zum Zustand der Nationalmannschaft zu sein. Watzke und Sammer arbeiten bei Borussia Dortmund seit Jahren zusammen.
Als sportlicher Leiter an Flicks Seite?
Einem Bericht der ARD-"Sportschau" zufolge soll es bei einem Gespräch, an dem auch Watzke teilnahm, darum gegangen sein, Bierhoff den Bereich Nationalmannschaft zu nehmen und in Zukunft nur noch für die DFB-Akademie zuständig sein. Dies habe Bierhoff aber abgelehnt. Bundestrainer Hansi Flick hatte Bierhoff am Morgen bewegend verabschiedet: "Meinem Trainerteam und mir fällt im Moment die Vorstellung schwer, wie die durch Olivers Ausscheiden entstehende Lücke fachlich und menschlich geschlossen werden kann. Unsere Zusammenarbeit war immer von Loyalität, Teamgeist, Vertrauen und Zuverlässigkeit geprägt. Zusammenhalt war die DNA unseres Teams", schrieb Flick, der 2014 bei Deutschlands WM-Triumph Co-Trainer und später selbst kurz als Sportdirektor beim DFB tätig war. "Für mich persönlich war Oliver innerhalb des Teams mein erster Ansprechpartner und Freund. Wir hatten als gemeinsames Ziel das Projekt EM 2024 in Deutschland."
Welche Aufgabe Sammer beim DFB nun übernehmen soll - die freigewordene Stelle als Geschäftsführer der DFB GmbH, zuständig für Akademie und Nationalmannschaften, oder als Sportdirektor - ist nicht bekannt. Sollte Flick im Amt bleiben, könnte ihm auch ein sportlicher Leiter zur Seite gestellt werden. Auch Bierhoff hatte in seinen DFB-Anfangsjahren eine ähnliche Manager-Rolle ausgefüllt.
Quelle: ntv.de, ter