Nagelsmanns forsche Töne 1899 lauert auf die Sensation gegen Klopp
15.08.2017, 15:57 Uhr
In Lauerstellung: Julian Nagelsmann will die Champions-League-Sensation gegen den FC Liverpool.
(Foto: imago/foto2press)
Erst seit neun Jahren spielt Hoffenheim in der Bundesliga. Nun kommt es beim internationalen Debüt gleich zum Duell mit dem ruhmreichen FC Liverpool. In Ehrfurcht erstarren will der Dorfklub aber nicht. Derweil üben sich beide Trainer in gegenseitiger Zuneigung.
Wenn Julian Nagelsmann am Dienstagabend gegen zwanzig vor neun zum ersten Mal die Champions-League-Hymne von der Trainerbank aus hört, ist Gänsehaut angesagt. "Wir wollen ins Konzert der Großen kommen, also müssen wir auch gegen die Großen gewinnen", sagte der Trainer von 1899 Hoffenheim vor dem ersten der beiden Millionen-Spiele gegen Jürgen Klopps FC Liverpool - und der Bundesligist lauert auf seine Chance.
1899 Hoffenheim: Baumann - Nordtveit (Bicakcic), Vogt, Hübner - Kaderabek, Zuber - Demirbay, Amiri - Kramaric, Gnabry - Wagner; Trainer: Nagelsmann
FC Liverpool: Mignolet - Alexander-Arnold, Lovren, Matip, Alberto Moreno - Can, Henderson, Wijnaldum - Salah, Roberto Firmino, Mané; Trainer: Klopp
Schiedsrichter: Björn Kuipers (Niederlande)
Stadion: Wirsol Rhein-Neckar-Arena
"Ich und meine Spieler können ein, zwei Instrumente spielen - vielleicht klingt es ja ganz gut", sagte Nagelsmann, der sich vor dem Qualifikations-Hinspiel zur Königsklasse (20.45 Uhr im ZDF und im Liveticker bei n-tv.de) "ganz kurz" per SMS mit Klopp ausgetauscht habe. Ob ein, zwei oder sogar drei Stürmer den Grundstein für die Sensation legen sollen, ließ der 30-Jährige am Montagabend offen. Dass sie dafür so oder so zweimal über sich hinauswachsen müssen, ist im beschaulichen Kraichgau jedem bewusst.
Liverpool flog als haushoher Favorit nach Deutschland, auch wenn der Premier-League-Auftakt beim FC Watford misslang (3:3). Zumal sich der Bundesligist am Wochenende beim 1:0 im Pokal bei Rot-Weiß Erfurt nicht mit Ruhm bekleckerte. "Zu Hause, ein Heimspiel in der Champions League - das ist sicher nicht vergleichbar", sagte Stürmer Sandro Wagner, der sich rechtzeitig fit meldete: "Liverpool wird auch selbst das Spiel machen wollen, da werden wir ein paar mehr Räume haben."
Wird Gnabry zur 1899-Überraschung?
Nagelsmann kündigte dennoch Veränderungen an. "Ich habe den groben Plan im Kopf, aber es gibt noch Positionen, die sich nach dem Training und dem Bauchgefühl entscheiden", sagte er. Zurückkehren wird Stammtorwart Oliver Baumann, auch Serge Gnabry hat gute Chancen auf die Startelf. "Die Jungs haben in der vergangenen Saison hart dafür gearbeitet", sagte Gnabry im ZDF: "Jetzt wollen wir den Sack zumachen." Die Rolle des Außenseiters muss dabei kein Nachteil sein. "Der ganze Druck liegt auf ihrer Seite", sagte Andrej Kramaric dem "Kicker": "Sie wissen genau, was für sie auf dem Spiel steht. Wenn sie die Champions League verpassen, ist das, als hätten sie ein ganzes Jahr verloren."
Dass Klopp dann unter Druck geraten würde, dürfte Nagelsmann erst einmal egal sein - auch wenn der 30-Jährige aus seiner Bewunderung keinen Hehl macht. "Er ist nicht wie das Fähnchen im Wind, sondern versucht immer, seine Ideale durchzusetzen", sagte Nagelsmann: "Jeder hat die Bilder vor Augen, wenn er so brutal emotional coacht. Ich mag das sehr, ich mag ihn sehr. Er ist ein super Trainer."
Klopp gab das Lob am Montagabend zurück. "Er lässt sehr guten Fußball spielen und ist ein gutes Beispiel für die aufstrebenden, jungen Trainer in Deutschland", sagte der frühere Dortmunder und Mainzer, der wie Nagelsmann von Marc Kosicke beraten wird: "Ich freue mich auch für meinen Agenten - ich werde älter und älter. Ich bin das alte Pferd im Stall, er das junge." Verzichten muss der frühere BVB-Meistercoach erneut auf den verletzten, aber auch wechselwilligen brasilianischen Star Philippe Coutinho. "Es hat sich nichts geändert. Er steht im Moment nicht zu Verfügung, er kann nicht für Liverpool spielen. Das ist natürlich eine Enttäuschung für uns", sagte Klopp.
Quelle: ntv.de, Jan Mies & Nicolas Reimer, sid