Fußball

Ronaldo feixt, Juanfran weint Atléticos Simeone verliert mit Stil

"Das Team, das gewinnt, ist immer das bessere": Atlético-Trainer Diego Simeone zeigt in der Niederlage Größe.

"Das Team, das gewinnt, ist immer das bessere": Atlético-Trainer Diego Simeone zeigt in der Niederlage Größe.

(Foto: dpa)

Diego Simeone gilt als einer der Härteren. Doch nach der Niederlage gegen Real Madrid im Finale der Champions League zeigt Atléticos Trainer durchaus Größe. Die Fans aber haben genug - eine Schicksalsgemeinschaft.

Wieder nichts. Dabei waren sie dieses Mal so nah dran. Wieder einmal. Während die Spieler auf dem Rasen warten mussten, bis der glückliche Sieger den Pokal bekam, hatten die Fans in Rot und Weiß genug. Sie gingen, schwiegen und überließen am Ende eines aufregenden Fußballabends das Stadio Guiseppe Meazza denen in Weiß. Während Real nach dem "Derbi madrileno" zu Mailand die "Undecima" feierte, den elften Titel in der Champions League, blieb für Atlético der Schmerz der Erkenntnis, dass es zum dritten Mal nicht gereicht hatte.

Niedergeschlagen: Atléticos Fernando Torres.

Niedergeschlagen: Atléticos Fernando Torres.

(Foto: REUTERS)

Wie 1974 im Finale des Europapokals der Landesmeister gegen den FC Bayern, als Georg Schwarzenbeck quasi mit dem Schlusspfiff Ausgleich und so ein Wiederholungsspiel erzwang, das die Münchner mit 4:0 gewannen. Und wie vor zwei Jahren in Lissabon, als sie schon einmal im Endspiel der Königsklasse auf den verhassten und ungleich erfolgreicheren Nachbarn aus der spanischen Hauptstadt trafen. Bis zur 93. Minute hatte Atlético geführt, doch dann gelang Sergio Ramos der Ausgleich.

In der Verlängerung hatte die Mannschaft von Diego Simeone nichts mehr zuzusetzen, brach ein und verlor am Ende mit 1:4. Das war an diesem Samstagabend nicht so. Reals Kapitän Ramos hatte zwar wieder getroffen, doch das bereits nach einer Viertelstunde. Und er stand dabei im Abseits. Die ermatteten Fans Atléticos zeigten sich noch tief in der Nacht in der U-Bahn diese Szene auf ihren Handys. "Ein Skandal! Schau Dir das an!" Wie dem auch sei. Es half nichts.

Eine Lotterie namens Elfmeterschießen

Der englische Schiedsrichter Mark Clattenburg ließ das Tor gelten, weil ihm sein Assistent nichts angezeigt hatte. Aber dieses Mal war es Atlético, das sich aufbäumte und immer besser damit zurecht kam, dass die Königlichen ihnen ungewohnt häufig den Ball überließen. Der belgische Nationalspieler Yannik Carrasco glich nach 79 Minuten aus, nach wunderbarer Vorarbeit von Juanfran - und alles war wieder offen. Doch nach einer weniger aufregenden Verlängerung, in der sich 22 müde Männer über den Rasen des San Siro schleppten, fiel kein Tor mehr. Und in der Lotterie namens Elfmeterschießen versagten eben jenem Juanfran die Nerven, während ein bis dahin arg blasser Ronaldo den letzten Elfmeter ins Tor schoss - und dann jubelte, feixte und sich dafür feiern ließ, als habe er den Gegner im Alleingang besiegt.

Umso bemerkenswerter war es, dass Simeone in der Niederlage ein Maß an Größe zeigte, das ihm vielleicht nicht jeder zugetraut hätte. In seiner kurzangebundenen Art konstatierte er: "Das Team, das gewinnt, ist immer das bessere." Und, dabei rang er sich ein Lächeln ab: "Zuallererst müssen wir Real gratulieren." Zuvor hatte er erst einmal seine Spieler getröstet, Fernando Torres, der im Mittelkreis saß. Und Juanfran, den Unglücksschützen, der nach dieser bitteren Niederlage ebenfalls weinte. Danach war Simeone zu den Anhängern seiner Mannschaft gegangen. Er applaudierte ihnen und verneigte sich.

Hinterher betonte er mehrmals, wie stolz er auf seine Spieler sei und sagte: "Was mich aber am meisten schmerzt ist, wenn ich all die Fans sehe, die mitgereist sind und uns unterstützt haben." Ansonsten mochte er nicht über seine Gefühle sprechen und bat darum, ihm ein wenig Zeit zu geben, um das Spiel zu analysieren. Ob er sich nicht vom Schicksal ungerecht behandelt fühle, nun schon das zweite Endspiel so knapp und unglücklich verloren zu haben? "Nein! Ich glaube nicht an Ungerechtigkeit und ich glaube nicht an Entschuldigungen. Ich bin verantwortlich für diese Mannschaft und konnte den Fans nicht geben, was sie sich so gewünscht und was sie verdient hätten." Abgesehen davon sei es so: "Ich hatte es in meinem Leben niemals leicht, um ehrlich zu sein." Das ist ein Schicksal, dass er nicht erst seit gestern mit den Anhängern Atléticos teilt.

Quelle: ntv.de

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