So läuft der 26. Spieltag Bayern brauchen Druck, BVB-Nullinger Tore
20.03.2015, 15:01 Uhr
(Foto: REUTERS)
FC Bayern gegen Gladbach, das war mal ein Klassiker. Wird er es wieder? Der BVB muss in Hannover dem Chancentod 2.0 von der Schippe springen. Schalke erlebt ein Finale zweier grandioser Verlierer.
Wie hoch gewinnen die Bayern?
Nach dem lockeren 4:0 beim aufmüpfigen SV Werder in Bremen steht für den FC Bayern nun wieder ein Heimspiel an. Zum Abschluss dieses 26. Spieltags der Fußball-Bundesliga ist am frühen Sonntagabend die Mönchengladbacher Borussia zu Gast in München. Das ist wieder so eine Partie, vor der alle, die es gerne in dieser längst entschiedenen Meisterschaft ein klein wenig spannender hätten, darauf spekulieren, dass irgendetwas Überraschendes passiert. Will meinen, dass die übermächtigen Bayern doch bitte einmal nicht gewinnen. Schließlich spielt hier der Tabellendritte beim Spitzenreiter. Da muss doch was drin sein! Oder?
Im Prinzip ja. Schon im Hinspiel hatte die Borussia die Münchner in einem hochklassigen 0:0 am Rande einer Niederlage. Und pünktlich zum Wiedersehen sprach der Mönchengladbacher Torhüter Yann Sommer mit dem "Kicker" und appellierte: "Aus meiner Sicht sind in erster Linie die anderen Vereine gefragt, etwas gegen die Langeweile zu unternehmen. Der FC Bayern kann sich doch nicht hinstellen und sagen: Jetzt lasst uns doch mal schlecht spielen, damit ein bisschen Spannung in den Meisterschaftskampf kommt. Es liegt an der Konkurrenz, sie muss Druck ausüben." Dementsprechend versprach Sommer auch, dass seine Mannschaft sich am Sonntag sehr anstrengen werde. "Die Bayern spielen einen tollen Fußball und schießen viele Tore. Trotzdem sollte der Respekt auch nicht übergroß werden. Wir jedenfalls wollen dagegenhalten. Wir müssen versuchen, auch dem FC Bayern in gewisser Weise unser Spiel aufzudrängen." Wir sind gespannt.
Wie läuft die Dortmunder Aufholjagd?
Aufholjagd, allein das Wort schon! Dortmund trägt Trauer. Der Champions-League-K.o. gegen Juventus Turin steckt dem BVB noch in den Knochen. Es weiß ja keiner, wann die Dortmunder das nächste Mal in der Königsklasse vorspielen dürfen - und welche Spätfolgen die Deklassierung durch Italiens Rekordmeister für den weiteren, ohnehin nicht ganz unproblematischen Saisonverlauf hat. Keine, hofft Trainer Jürgen Klopp einfach mal, er richtete den Fokus umgehend auf die verbliebenen nationalen Aufgaben. Dort warten statt spektakulärer Europapokal-Festtage jetzt ein sportlich bedeutungsloses Duell mit dem FC Bayern und ein Pokal-Viertelfinale gegen Hoffenheim als "Zuckerbissen" - und ein Gastspiel bei Hannover 96 als nächste Aufgabe. Und dort, sagte Klopp, "müssen wir alles an Kraft und Zuversicht reinpacken".
Denn dort geht es für die Dortmunder darum, den peinlichen Eindruck der absoluten Hilf- und Chancenlosigkeit gegen Juventus vergessen zu machen und nicht erneut den Dortmunder Chancentod 2.0 zu erleiden. Nach Jahren, in denen Klopps BVB spielte, als wollte er als größtmöglicher Chancenverschwender in die Bundesliga-Annalen eingehen, erspielt sich der BVB plötzlich keine Chancen mehr, die er dann verschwenden könnte. Dreimal in Folge stand bei den Dortmundern zuletzt vorne die Null. Das soll und muss sich bei den 2015 noch sieglosen Hannoveranern ändern, forderte Klopp von seinem BVB. Sonst könnte aus der ernüchternden Stagnation im Tabellenniemandsland wieder eine Abwärtsspirale Richtung der Abstiegsplätze werden. Abstiegskampf, allein das Wort schon!
Was passiert sonst noch?
Bremen in den Europapokal! Das war nach dem 9. Spieltag noch ein formidabler Schenkelklopfer. Werder war sieglos Letzter der Fußball-Bundesliga und entschied sich deshalb, Trainer Robin Dutt freizustellen, auf dass der doch einen anderen Bundesligisten mit seinen wechselnden Job-Vorlieben und seinem peinlichen Nichtwissen in Sachen Fußballdoping beglücken könne. Es traf den VfB Stuttgart, der anders als die Bremer weiter ganz tief im Keller steckt. Werder ernannte Viktor Skripnik zum Coach, der nun kurz davor steht, den Abstiegskampf für beendet zu erklären. Ein Sieg gegen den zuletzt gegen Frankfurt (4:2) und Dortmund (0:0) äußerst erfolgreichen 1. FC Köln würde das Punktekonto auf 36 Zähler aufstocken und den Blick Richtung Europa erlauben, sagte Skripnik: "Dann könnten wir auch an andere Dinge denken und nach oben schauen." Für Tore soll Franco di Santo sorgen: "Er wird spielen, er kann ja aus dem Nichts ein Tor machen."
Konkurrenz im Kampf um Europa bekommen die Bremer aus Augsburg, bei denen der vorzeitige Klassenerhalt zu einer Leistungsdelle geführt. In Freiburg will der FCA bei der Operation Europa trotz großer Personalprobleme neu durchstarten, sagte Pierre-Emile Hojbjerg: "Die Mannschaft, auch das Trainerteam, ist heiß, dieses Ziel zu erreichen." Dabei helfen könnte die eklatante Abschlussschwäche der Freiburger, die Coach Christian Streich partout nicht öffentlich diskutiert haben möchte. Seine Begründung: "Wir dürfen das nicht zerreden, sonst werden die Jungs alles, nur nicht sicherer." Seine Lösung: "Üben und die Spieler bestärken - damit sie sich trauen und eine Leichtigkeit im Spiel entwickeln." Und mit Toren wieder zu Punkten kommen.
Dringend Punkte braucht auch der SC Paderborn. Der Aufsteiger klebt nach nur vier Punkten in der Rückrunde auf dem Relegationsrang. Trotzdem reist 1899 Hoffenheim mit viel Respekt nach Ostwestfalen, Coach Markus Gisdol warnt: "Zu Hause sind sie gut und der Trainer will die Mannschaft zur Schlussphase der Saison natürlich noch einmal wachrütteln. Es wird ein schweres Spiel." Das erwartet den VfL Wolfsburg nach dem Triumph bei Inter Mailand auch in Mainz. Beflügeln könnte die schweren VfL-Beine die Aussicht auf weitere glanzvolle Europapokal-Abende. Next Stop für Wolfsburg: Neapel.
Wo wird’s brisant?
Im einzigen Endspiel des 26. Spieltags, das in Gelsenkirchen zwischen Schalke und Leverkusen steigt. Die Partie ist nicht nur das Stelldichein der spektakulär in der Champions League Gescheiterten. Sie ist vor allem relevant für die Beantwortung der Frage, welche der beiden Mannschaften eventuell auch in der nächsten Saison einen dramatischen K.o. in der Königsklasse erleiden darf. Als Vierter liegt Leverkusen im Moment drei Zähler vor den Schalkern. Allerdings kommen die Leverkusener maximal demoralisiert zum Endspiel angereist. Nach den drei blamablen Fehlschüssen vom Elfmeterpunkt gegen Atletico Madrid sagte Roger Schmidt, er könne die Spieler "mit keinen Worten der Welt aufrichten", sein Stürmer Josip Drmic schluchzte: "Es ist sehr schwierig, wir müssen das jetzt so schnell wie möglich vergessen." Womöglich setzt Sportchef Rudi Völler vor dem Spiel zu einer motivierenden Variante seiner legendäre Käse-Weißbier-Scheißdreck-Rede an, möglicherweise assistiert von Geschäftsführer Michael Schade. Der stellte vor dem Spiel klar: "Wir wollen in Europa dabei sein - und zwar in der Champions League und nicht im Ural."
Vorausgesetzt es gibt keinen Strafstoß für Bayer, könnte ein Leverkusener Trumpf im Schalker Tor stehen. Der 19-jährige Timon Wellenreuther patzte zuletzt mehrfach und kostete die Schalker wichtige Punkte. Damit sich das nicht wiederholt, setzt S04-Coach Roberto di Matteo auf die Kraft der Worte: "Ich schenke dem Jungen mein Vertrauen", sagte er, denn: "Wir hatten unter der Woche ein gutes Gespräch. Ich bin mir sicher, dass Timon eine gute Leistung abliefern wird."
Für welchen Trainer wird’s eng?
Wer wissen will, welcher Übungsleiter um seinen Job bangt, der muss einfach nur hören, wer wo wem die Treue schwört. Das ist seit jeher und bis auf wenige Ausnahmen ein sicheres Zeichen dafür, dass der Trainer das nächste Spiel möglichst nicht verlieren sollte. Zumal, wenn es gegen den Abstieg geht. Also Obacht, Tayfun Korkut! Der empfängt wie erwähnt mit Hannover die Dortmunder Borussia und weiß, dass er seit neun Partien nicht mehr gewonnen hat. Und was sagt Manager Dirk Dufner? "Die Bedeutung der Partie ist enorm, aber weder für den Trainer noch für die Mannschaft ist es ein Entscheidungsspiel. Diese Form von Druck lehne ich deutlichst ab." Das klingt gefährlich.
Weiter geht's nach Stuttgart. Dort macht Huub Stevens bei seiner zweiten Rettungsmission keinen glücklichen Eindruck. Was damit zusammenhängen könnte, dass der VfB auf dem letzten Tabellenplatz steht. Am Samstag geht's zur Eintracht. Und nun Sie, Robin Dutt. Wie sieht's aus? "Gegen Frankfurt ist High Noon." Aha. Der Sportdirektor sagt aber auch: "Ich gebe seit fünf Wochen die gleiche Antwort und stärke Huub Stevens den Rücken." Okay. Stevens zeigt sich dennoch cool: "Nennen Sie es, wie Sie wollen: Schicksalsspiel, Endspiel, ich will jedes Spiel gewinnen, auch beim Karten spielen." Womit wir in Hamburg sind. Dort spielt Josef Zinnbauer an diesem Freitagabend mit dem HSV gegen die ebenfalls nicht auf Rosen gebettete Hertha aus Berlin. Hier äußert sich der Vorstandschef höchstselbst zur Lage in der Freien und Hansestadt. "Wir wollen das mit Joe natürlich durchziehen, das ist klar." Klingt eher nach einer Jobgarantie der abgeschwächten Form. Denn: "Wir müssen natürlich auch unsere Ziele erreichen." Natürlich. Aber gilt das nicht überall? Eben!
Wer spielt das beste Phrasenschach?
"Ich kann nicht erzählen, was in der Kabine passiert. Gott sei Dank haben wir da noch kein Big-Brother-Geschehen." Stuttgarts Trainer Huub Stevens mag nicht sagen, wie er seine Spieler motiviert.
Quelle: ntv.de