Fußball

Fifa-Chef blockiert den Wandel Blatter: "Schuldig sind Einzelne"

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Blatter will weitermachen wie bisher - ohne "langwierige Diskussionen".

(Foto: REUTERS)

Zur Eröffnung des denkwürdigen Fifa-Kongresses redet Präsident Joseph Blatter seine Verantwortung für den Korruptionssumpf klein. Er scheint sich seiner Wiederwahl sicher zu sein. Doch seine Gegner planen schon die nächsten Schritte. 

Fifa-Präsident Joseph Blatter hat zur Eröffnung des mit Spannung erwarteten Kongresses des Fußball-Weltverbandes persönliche Verantwortung für die Korruptionsaffäre abgestritten. "Die Schuldigen, die dahinter stehen - wenn sie denn als schuldig verurteilt werden - sind Einzelpersonen. Es ist nicht die gesamte Organisation", sagte Blatter. "Es sind Einzelne, die vergessen haben, dass sich unser Fußball auf Disziplin, Respekt und Fair Play stützt."

Andererseits betonte er, dass nicht nur er als Präsident, sondern das Exekutivkomitee der Fifa, sowie alle Mitgliedsverbände und auch die Klubs Verantwortung für die Organisation trügen. Von einem Wandel, den seine Kritiker fordern, war in Blatters Ansprache keine Rede. "Und ich bin gerne dazu bereit, diese Verantwortung zu teilen und auch zu tragen. Wir sind an einem Scheideweg. Deshalb müssen wir uns zusammenschließen, nach vorne blicken und weitermachen", sagte Blatter.

Der Schweizer forderte die 209 Mitglieder im Hallenstadion von Zürich angesichts des jüngsten Korruptionsskandals zur aktiven Mitarbeit auf. "Heute rufe ich Sie zum Teamgeist auf, damit wir gemeinsam fortschreiten können. Wir sind zusammengekommen, um die Probleme anzupacken."

Kongress-Höhepunkt ist die Wahl des Präsidenten, bei der Blatter gegen Prinz Ali bin al-Hussein weiterhin als Favorit ins Rennen geht. Allerdings zeichnet sich die wohl knappste Entscheidung bei einer Fifa-Wahl ab, seitdem Blatter 1998 die Regentschaft übernahm. "Es war gestern auf der Dinner-Veranstaltung vielfach zu spüren, wenn man mit den Leuten gesprochen hat, dass bei dem einen oder anderen Land eine Umkehr in der Meinung eingetreten ist", sagte der deutsche Ligapräsident Reinhard Rauball.

Symbolischer Erfolg der Blatter-Gegner

Offenbar wird es erstmals keine Fifa-Konföderation geben, die en bloc für einen Kandidaten stimmt. Neuseeland, Australien und die USA hatten kurzfristig bekanntgegeben, dass sie für Al-Hussein stimmen wollen. Auch Tunesien scheint in diese Richtung zu tendieren. Zumindest die 54 Stimmen Afrikas galten als sicher für Blatter.

Uefa-Chef Michel Platini, der Blatter noch am Donnerstag in einem persönlichen Gespräch zum Rücktritt aufgefordert hatte, rechnet mit 45 oder 46 der 53 europäischen Stimmen für Al-Hussein, darunter sicher die des Deutschen Fußball-Bundes. Schon ein zweiter Wahlgang, der nötig wäre, wenn Blatter im ersten Anlauf keine Zwei-Drittel-Mehrheit erreicht, wäre zumindest ein symbolischer Erfolg für die Blatter-Gegner, die erst am Donnerstag auf einen kurzzeitig erwogenen Boykott verzichteten.

Die Opposition verstummte während des Kongresses jedoch nicht. Der Chef des englischen Fußballverbands sprach sich sogar für einen Boykott der Weltmeisterschaft 2018 in Russland aus, sollte Blatter wiedergewählt werden. Eine Absage von ein oder zwei Ländern mache keinen Sinn, sagte Greg Dyke der BBC. "Aber wenn die ganze Uefa das sagen würde, und alle Länder willens wären, das zu tun, dann finde ich das richtig."

Lieber "keine langwierigen Diskussionen"

Auf Antrag der USA wurde in Zürich beschlossen, dass die Präsidentenwahl nicht mit dem elektronischen Wahlsystem, sondern geheim per Stimmzettel erfolgen soll. Die Fifa rechnet mit einem ungewöhnlich langen Kongress. Die traditionelle Pressekonferenz mit dem Präsidenten wurde schon vorab auf Samstag verlegt, im Anschluss an die anberaumte Sondersitzung des Fifa-Exekutivkomitees, bei der über die künftigen WM-Startplatzquoten entschieden werden soll.

"Die Ereignisse von Mittwoch haben einen echten Sturm ausgelöst", sagte Blatter zur Festnahme von sieben Funktionären, darunter seine Stellvertreter Jeffrey Webb und Eugenio Figueredo. "Machen wir uns an die Arbeit, bleiben wir konzentriert, keine langwierigen Diskussionen, gehen wir nach vorne, suchen wir die Lösung", sagte der 79-Jährige Blatter zu den Zukunftsaufgaben der Fifa.

Quelle: ntv.de, mbo/dpa/sid

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