Der Fifa-Chef trifft den "Zaren" Blatter und Putin harmonieren prächtig
25.07.2015, 23:24 Uhr
Zwei, die sich zum gegenseitigen Vorteil mögen: Joseph Blatter und Wladimir Putin.
(Foto: picture alliance / dpa)
Während der Auslosung zur WM-Quali für das Turnier 2018 lässt Joseph Blatter keine Gelegenheit aus, Wladimir Putin zu loben. Für Putin ist das Event auch ein persönliches Prestigeprojekt. Und die Fifa soll ebenfalls nicht zu kurz kommen.
Demonstrativ Schulter an Schulter schreiten Wladimir Putin und Joseph Blatter durch den prunkvollen Konstantinpalast von St. Petersburg. Es ist für den umstrittenen Fifa-Präsidenten die mit Spannung erwartete erste Auslandsreise seit dem Korruptionsskandal im Fußball-Weltverband. Doch der umstrittene Schweizer kann sich bei WM-Gastgeber Russland sicher und unter Freunden fühlen.
"Konzentrieren wir uns auf den Fußball", sagt Kremlchef Putin, bevor sich beide die Hände jovial in Brusthöhe geben. Lässig nehmen sie auf gepolsterten Biedermeierstühlen Platz. Draußen bilden rote Stiefmütterchen auf einer grünen Wiese den Spruch "Welcome Fifa". Es ist ein Heimspiel für den Fußball-Chef und für Russlands Präsidenten. Putin ist in der Newa-Metropole geboren. Und Blatter gilt als Freund des 63-Jährigen, seit er sich immer wieder überschwänglich über das größte Land der Erde äußert - im Unterschied zum Großteil der alten Fußballwelt, die über Vetternwirtschaft in der Fifa und auch bei Russland debattiert.
Der Gastgeber, so lautet der Vorwurf, habe dem Sieg womöglich mit Geschenken nachgeholfen. Im Konstantinpalast, zwischen dicken Folianten und prächtig bemalten Fabergé-Eiern, wischt Blatter solche Kritik beiseite. "Wir sagen noch einmal Ja zu Russland", meint er und beugt sich fast verschwörerisch über den Tisch zu Putin. Der Kremlchef lächelt. Die in mehr als 150 Länder übertragene Auslosung ist ein Meilenstein auch für den oft als "heimlichen Weltsportminister" bezeichneten Politiker, der viele Großereignisse in sein Land holt - von Olympia bis zur Fußball-WM.
Die Ukraine-Krise lässt sich nicht völlig ausblenden
Es ist auch, als wollte Putin mit der Auslosungs-Gala allen Boykott-Forderungen - etwa wegen Russlands Rolle im Ukraine-Konflikt - Paroli bieten. Und doch spielt die Krise im Nachbarland am Rande eine Rolle: Die Ukraine schickt zur Auslosung nicht Nationalcoach Michail Fomenko, sondern "nur" Assistent Wladimir Onischtschenko. Kremlgegner kritisieren "Putins WM", die in St. Petersburg mit dem Slogan "Hier beginnt der Traum" wirbt, seit langem als Ein-Mann-Show. Für den Lebenstraum des "Zaren" würden inmitten der Wirtschaftskrise Milliarden verpulvert, betonen Kritiker.
Blatter hingegen wird in der Stadt der Weißen Nächte nicht müde, den begeisterten Sportler Putin zu loben. Das russische Volk könne stolz sein auf seinen Präsidenten. Doch Brasilien hat 2014 mit seiner "Copa das Copas" die Messlatte für den nächsten WM-Gastgeber sehr hoch gelegt. Wenn die Fußball-Welt in drei Jahren nach Russland kommt, werden die Erinnerungen an das Spektakel-Turnier gewiss wieder wach. "So schön war es damals in Brasilien", werden wohl viele sagen. Für Befürworter einer WM in Russland liegt aber der Zauber in der reichen Vergangenheit mancher Spielorte.
Partien werden in Kaliningrad - dem früheren Königsberg - an der Ostsee sowie in Wolgograd, das bis 1961 Stalingrad hieß, zu sehen sein. Auch etwa die Städte Jekaterinburg am Ural, Rostow am Don, Sotschi am Schwarzen Meer und St. Petersburg versprechen ein stimmungsvolles Turnier. Sicher hat Russland nicht so viel Fußball-Historie und Fußball-Kultur wie Brasilen - aber einen ehrgeizigen Plan, für den auch Putin persönlich steht.
Russland lockt die Fifa mit hohen Gewinn-Aussichten
Die Voraussetzungen für die WM 2018 sind jedenfalls angesichts der Unterstützung durch den Kreml bestens - auch wenn "Freund" Blatter im nächsten Jahr den Fifa-Vorsitz unter Druck abgeben muss. Aber wer weiß, heißt es in Russland: Vielleicht arrangiert sich der gewiefte Taktiker Putin auch mit dem Nachfolger. Denn außer dem Ball soll 2018 auch der Rubel rollen. Russland stellt der Fifa satte Millionengewinne in Aussicht. Aus der russischen Wirtschaft seien über eine Milliarde US-Dollar in das Sponsoring der Olympischen Winterspiele 2014 in Sotschi investiert worden, sagt Sportminister Witali Mutko. Da Fußball in Russland Sportart Nummer 1 sei, könne die Fifa bei der WM mit noch höheren Zuwendungen rechnen. Das dürfte dem nächsten Chef des Weltverband nicht unrecht sein.
Quelle: ntv.de, Wolfgang Jung, Arne Richter, dpa