Das enge Rennen um die Plätze Bremst Werner RB aus Champions League?
20.06.2020, 12:32 Uhr
Timo Werner kann RB Leipzig in die Champions League schießen. Er selbst hat sein letztes Spiel für die Sachsen in der Königsklasse bereits hinter sich.
(Foto: Sebastian El Saqqa/firosportphot)
Am 33. Spieltag der Fußball-Bundesliga gibt es schon reichlich Endspiele, drei davon im Kampf um zwei verbliebene freie Plätze in der Champions League. Es könnte sich schon alles entscheiden, viel mehr deutet aber auf ein Herzschlag-Finale am nächsten Wochenende hin.
"Wir haben alle gesagt, dass wir unser großes Ziel Champion League erreichen wollen", sagte Marco Rose, Trainer von Borussia Mönchengladbach, am Freitag in der Pressekonferenz vor dem Spiel gegen den SC Paderborn. Alle, das sind in Roses Fall seine Gladbacher, die auf Platz fünf liegend an der Tür zur Königsklasse kratzen. Alle sind aber auch all die Leipziger und Leverkusener, die neben den bereits qualifizierten Borussia Dortmund und Meister Bayern München ihre Startberechtigung für die kommende Champions-League-Saison klarmachen wollen. Klar ist: Es wird am Ende eine Zentimeter-Entscheidung im Rennen um die Plätze - und heute könnte sich das Bewerberfeld auf ein mickriges Pünktchen zusammenschieben.
So eng ist das Rennen um die Champions-League-Plätze
Borussia Mönchengladbach (5. Platz, 59 Punkte, 61:38 Tore)
Neunmal war Borussia Mönchengladbach in der Hinrunde Tabellenführer, in die Winterpause ging man als Zweiter hinter RB Leipzig. Zahlen, die belegen: Die Fohlen haben unter ihrem neuen Trainer Marco Rose eine großartige Saison hinter sich, die Mannschaft spielte teilweise begeisternden Hochgeschwindigkeitsfußball mit gewaltiger Intensität. Man hat sich ein breites Arsenal an Möglichkeiten erarbeitet, Spiele zu gewinnen. Das steht schon fest und ist eine Errungenschaft unabhängig von der Endplatzierung. Den Schritt in die Champions League wollen sie aber natürlich trotzdem machen. In der eigenen Hand haben Rose und Co. es nicht, Gladbach muss in Paderborn und gegen Hertha BSC punkten und dann auf Ausrutscher von Leverkusen oder Leipzig hoffen. Bei zwei Siegen wäre die Statistik auf Gladbacher Seite: 65 Punkte haben bisher immer für den Einzug in die Königsklasse gereicht.
Bayer Leverkusen (4. Platz, 60 Punkte, 60:42 Tore)
"Wir haben jetzt zwei Endspiele. Die Spieler wissen, worum es geht. Wir können in einer Woche alles gewinnen", ordnete Leverkusens Trainer Peter Bosz die Stimmung innerhalb seiner Mannschaft ein. Und das Programm scheint machbar: Mit zwei Siegen bei Hertha BSC und gegen den dann möglicherweise schon von allen Sorgen befreiten Abstiegskandidaten Mainz 05 ist Leverkusen sicher auch in der kommenden Saison ein Champions-League-Teilnehmer. Dass Hertha BSC nach einem starken Start aus der Corona-Pause dreimal in Folge verloren hat, hängt Bosz nicht zu hoch. "Wir wissen, dass für uns mehr auf dem Spiel steht als für Hertha. Dennoch erwarten wir einen Gegner, der gewinnen will. Das will jeder Profi-Sportler. Wir wollen das auch." Zwei Siege noch, dann ist auf jeden Fall alles gewonnen.
RB Leipzig (3. Platz, 63 Punkte, 79:34 Tore)
RB Leipzig hat unter allen Aspiranten die beste Ausgangslage, befindet sich aber auch in einer schweren Situation. Heute empfängt der Herbstmeister Borussia Dortmund. Der will seinen zweiten Platz verteidigen und hat in Person von Mittelfeldspieler Julian Brandt schon mal ein Offensivfeuerwerk angekündigt: "Es wird definitiv noch mal knallen." Der BVB ist nach der 0:2-Pleite gegen Mainz in der Bringschuld, Platz zwei zu halten ist das ausdrückliche Ziel. "Es ist nicht nur eine Sache des TV-Rankings, sondern es geht auch ums Prestige", untermauerte Sportdirektor Michael Zorc jüngst. Mit anderen Worten: Es wird ein Spiel, in dem es für beide Spitzenklubs um viel geht.
"Natürlich ist ein bisschen Druck da", sagte Leipzigs Trainer Julian Nagelsmann. "Aber wir haben die Matchbälle und ich bin 100 Prozent davon überzeugt, dass wir einen nutzen werden. Leverkusen und Gladbach würden gern mit uns tauschen." Ob die Personalie Timo Werner in den Köpfen eine Rolle spielt? Unter der Woche war der Wechsel des Toptorjägers vollzogen worden - und gleichzeitig verkündet worden, dass er im ersten Champions-League-Viertelfinale für RB nicht auflaufen werde.
"Das war die Entscheidung der Seite Werner. Wir müssen es so akzeptieren", sagte Sportchef Markus Krösche mit wenig Begeisterung. Nagelsmann braucht Werner für die neuerliche Qualifikation und hält dem 26-fachen Torschützen den Rücken frei: "Ich finde das nicht gut, wie er gerade jetzt behandelt wird. Was da alles geschrieben wird, dass er kein Sportsmann ist oder was weiß ich was", sagte Nagelsmann, der seinen Stürmer "natürlich gerne dabei gehabt hätte". "Ich glaube auch, dass er im tiefen Inneren gerne für uns gespielt hätte, aber es ist schon ein Wechsel, der einen großen Lebensabschnitt beendet und einen ganz neuen Lebensabschnitt öffnet. Dass man da mittendrin nicht irgendwo spielen, ein Verletzungsrisiko haben und einfach ankommen will, kann ich nachvollziehen."
Bayer Leverkusens Geschäftsführer Rudi Völler hätte jedenfalls nichts dagegen, wenn beim Konkurrenten ein bisschen andere Gedanken den Fokus auf die "Endspiele" trüben würden. Dass die Top-Spieler bis zu einem etwaigen Europacupfinale für ihren Verein antreten, "das ist für mich selbstverständlich, jeder unserer Spieler würde das auch so wollen", sagte der Weltmeister von 1990 zum Fall Werner.
So oder so: Mit einem Sieg über den BVB wäre Leipzig sicher Dritter. Das Problem: Seit Beginn der Geisterspiele reisen die Gegner gern nach Leipzig, RB gelang nicht mal gegen Schlusslicht Paderborn ein Dreier. Nächste Woche fahren die Sachsen nach Augsburg - dann vielleicht schon für den letzten Matchball.
Gladbach spielt nächste Saison in der Champions League, wenn ...
... sie beide Spiele gewinnen, Leverkusen aber nicht.
... sie ein Spiel gewinnen, Leverkusen aber keines mehr.
... sie einen oder mehr Punkte holen und Leverkusen zweimal verliert.
... sie beide Spiele gewinnen, Leipzig aber nur noch einen Punkt holt.
Leverkusen spielt nächste Saison in der Champions League, wenn ...
... sie beide Spiele gewinnen.
... Gladbach beide Spiele verliert.
... sie ein Spiel nicht gewinnt, Leipzig aber keinen Punkt mehr holt.
... sie ein Spiel gewinnen, Gladbach aber einmal verliert.
Leipzig spielt nächste Saison in der Champions League, wenn ...
... sie ein Spiel gewinnen.
... wenn sie beide Spiele nicht verlieren.
... wenn Gladbach nur ein Spiel gewinnt.
... wenn Leverkusen ein Spiel verliert.
Quelle: ntv.de