Fußball

Teuerster deutscher Spieler Brillant für Schalke, gefährlich für Sané

Mal gucken, wie's wird bei Manchester City: Leroy Sané.

Mal gucken, wie's wird bei Manchester City: Leroy Sané.

(Foto: imago/Team 2)

Der FC Schalke 04 startet ohne sein Top-Talent Leroy Sané in die neue Saison der Fußball-Bundesliga. Eine schlechte Nachricht ist das aber weniger für den Klub als für den so gehypten Spieler.

Josep Guardiola ist ein Murmeltier. Mindestens mal, was das rhetorische Handwerk angeht. So sehr sich der eingedeutschte katalanische Superlativ in die Ohren seiner ehemaligen Spieler festgesetzt hat (der eine mochte es sicher gerne hören, der andere weniger), so sehr erinnert seine gerade erfolgreich beendete Sané-Vehemenz an das Frühjahr 2013. Damals soll der 45-jährige Fußballer-Trainer seinen neuen Klub, den FC Bayern München, mit der Forderung "Thiago oder nichts" unter Druck gesetzt haben. Er bekam den Spanier vom FC Barcelona, doch der bekam seine Leistungen nicht in den Griff. So unverzichtbar wie Guardiola ihn gerne gemacht hätte, ist er nie geworden. Sicher auch, aber freilich nicht nur, wegen seiner zahlreichen Verletzungen. Nun wiederholt sich die Geschichte, zumindest der sprachliche Impetus.

Der Bundestrainer setzte erst ganz spät im EM-Turnier auf Leroy Sané.

Der Bundestrainer setzte erst ganz spät im EM-Turnier auf Leroy Sané.

(Foto: dpa)

Mit keinem anderen Spieler haben sich Guardiola und sein neuer Klub Manchester City in der laufenden Transferperiode (und auch schon davor) so intensiv beschäftigt wie mit Leroy Sané, dem Schalker Supertalent. Und sie haben ihn jetzt endlich bekommen. Wegen der Überzeugungskraft, die beinahe jeden Klub auf der Welt irgendwann einknicken lässt: Scheich-Millionen. 50 oder ein paar mehr davon haben sie ins Ruhrgebiet überwiesen, um den 20-Jährigen zu bekommen. Eine irrwitzige Summe, die das Talent Sané zum teuersten deutschen Fußballer aller Zeiten macht. Ein fantastischer Deal für den FC Schalke 04, ein höchst gefährlicher für den Spieler.

Gut, sehr gut, aber keineswegs überragend

Natürlich, Sané kann sich mit seinem herausragenden Talent auf der Insel durchsetzen. Er kann mit ManCity Titel gewinnen und in der Nationalmannschaft die akute Abschluss-Not von Bundestrainer Joachim Löw lindern. Sein ehemaliger Ausbilder Norbert Elgert schwärmte im vergangenen Herbst im Gespräch mit n-tv.de von den Qualitäten des Spielers, von dessen Tempodribblings, Geschwindigkeit und Torgefahr. Alles richtig. Aber: Sané ist erst 20 Jahre alt, lief vor 14 Monaten noch für die A-Junioren auf, hat bisher nur 47 Bundesligaspiele für die Königsblauen absolviert, 11 Tore erzielt, sieben vorbereitet. Seine erste richtige Bundesliga-Saison war gut, manchmal sehr gut, aber keineswegs überragend. Und sie war erst recht nicht so brillant, dass er nun teuerster Spieler des Landes (zuvor war es Mesut Özil) sein sollte. Da zieht auch das Argument nicht, dass der Transfermarkt mittlerweile völlig überreizt und Sané mit seiner herausragenden Perspektive aktuell sicher ein paar Scheine mehr wert ist als beispielsweise ein André Schürrle, für dessen Ja-Wort Schalkes Erzrivale Borussia Dortmund über 30 Millionen Euro investierte.

Die Gefahr allerdings ist eine ganz andere: Sané hat sich bislang fast ausschließlich in der Bundesliga und in der zweitklassigen Europa League beweisen dürfen. Die Champions League kennt er gerade mal von einem, wenn auch beeindruckenden, 61-Minuten-Einsatz gegen Real Madrid (ein Tor, eine Vorlage) im März 2015 und bei der Europameisterschaft in Frankreich setzte der Bundestrainer erst beim verzweifelten Anrennen gegen die Franzosen im Halbfinale auf die Expertise des Youngsters – allerdings auch nur elf Minuten, bei 0:2-Rückstand. Angesichts der sich durchs ganze Turnier schleppenden Torallergie der DFB-Offensive hatten viele Fans und Experten schon früher einen Einsatz des Tempodribblers gefordert. Der kam nicht. Stattdessen durften sich zunächst Mario Götze und dauerhaft der unglückliche Thomas Müller durchs Turnier quälen. Die großen Schlachten, Löw traute sie Sané offenbar noch nicht zu.

Was schert's die Citizens?

Nun also Manchester. Ein Klub, dem Geld so schnurzegal ist wie der Kuh das Zähneputzen. 50 Millionen Euro in ein Fußball-Versprechen. Gerne. Wenn es klappt, super, wenn nicht, irgendwie auch egal. Kommt halt ein anderes Super-, Mega-, Toptalent. Denn die Citizens haben in diesem Jahr mehr denn je den Anspruch, den europäischen Fußball in der Spitze mitzugestalten, gar zu prägen. Talente ausbilden und fördern, dafür ist keine Zeit (und ohnehin auch nicht die Kernkompetenz von Coach Guardiola). Der Druck des Erfolgs lässt das nicht zu. Wer spielt, muss liefern. Wem das nicht gelingt, der wird ersetzt. Und das recht zügig. Große Namen? Große Summen? Große Perspektiven? Egal. Das Scheitern von Talenten es wird wortwörtlich in Kauf genommen. Für Sané bedeutet das: Er hat nur ein kleines Zeitfenster, um zu zeigen, dass er, Deutschlands teuerster Fußballer, bereit ist und dem Anspruch des Klubs auf dem Rasen gerecht werden kann.

So groß der Druck für den Spieler ist, so prima ist der Deal für den FC Schalke. 50 Millionen Euro – damit lässt sich in der Bundesliga schon noch etwas anfangen. Ein Teil des Geldes wurde bereits in den international umworbenen Schweizer Nationalspieler Breel Embolo investiert. Ebenfalls Stürmer, ebenfalls hoch talentiert und mit 19 Jahren sogar noch ein bisschen jünger als Sané. So schade und bitter der Verlust des Schalker Jung aus fußballromantischer Sicht auch sein mag: Ökonomisch ist er für den Klub "super, super" - und sportlich (noch) verkraftbar. Da kann Murmeltier Guardiola seinen Wunschspieler so stark reden, wie er will.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen