Fußball

Teams beziehen Quarantäne-Camps Bundesligisten auf "Corona-Klassenfahrt"

Mit eigenem Kissen, mit Spielekonsole, mit Gitarre: Die Spieler des 1. FC Köln haben alles für die Quarantäne dabei.

Mit eigenem Kissen, mit Spielekonsole, mit Gitarre: Die Spieler des 1. FC Köln haben alles für die Quarantäne dabei.

(Foto: imago images/Herbert Bucco)

Am 16. Mai soll die Fußball-Bundesliga wieder starten, bis dahin müssen die Teams die Zeit in Quarantäne verbringen. Und so macht sich der 1. FC Köln als erster Klub auf in das Abenteuer, dass an alte Zeiten im Schullandheim erinnert. Der 1. FC Union geht die Sache sogar ganz strikt an.

Ein bisschen erinnerte die Szenerie an Jugendliche, die brav ins Schullandheim einziehen. Mit schweren Taschen bepackt und Schutzmasken im Gesicht trotteten die Profis des 1. FC Köln in ihr Quarantäne-Hotel in der Innenstadt. Toni Leistner rückte mit einem Geschicklichkeitsspiel unterm Arm ein, Brady Scott brachte seine Gitarre mit, und Thomas Kessler hatte die Playstation eingepackt. Schließlich gilt es, zehn Tage bis zum ersten Bundesligaspiel seit der Corona-Unterbrechung zu überbrücken - völlig abgeschottet von der Außenwelt.

"Mindestens die letzten sieben Tage vor Saisonbeginn", so sieht es das Hygienekonzept der Deutschen Fußball Liga (DFL) für den Restart am 16. Mai vor, sollen "als Trainingslager in Quarantäne verbracht" werden. Heißt: Zum täglichen Training dürfen Spieler und Betreuer raus, danach geht es ohne Umwege mit dem Mannschaftsbus wieder zurück ins Hotel. Dort sind die Teams strengstens abgeschirmt, direkte Kontakte nach außen sind verboten - Familie und Freunde gibt es nur per Videocall zu sehen.

Union zieht nach Niedersachsen

Die Kölner hatten es am Donnerstagabend als erster Bundesligaklub vorgemacht, die Konkurrenten ziehen dieser Tage nach. So wird Rekordmeister Bayern München am Samstag ein Hotel in Unterschleißheim beziehen. "Von da an wird gewährleistet sein, dass die Mannschaft exklusiv mit dem Betreuerstab untereinander ist in dieser Quarantäne", sagte der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge bei Sky. Am Donnerstag hatte Trainer Hansi Flick seinen Spielern freigegeben, damit diese nochmals einen Tag mit ihren Familien genießen konnten.

Noch strikter hält es Aufsteiger Union Berlin, der den Spitzenreiter aus München am 17. Mai in der Hauptstadt empfängt. Statt in Berlin bereiten sich die Eisernen im 326 Kilometer entfernten Barsinghausen in Niedersachsen vor. Die Gefahr, dass Spieler für einen Abstecher nach Hause aus der Isolation ausbüxen, ist damit freilich minimiert.

RB Leipzig zieht die Quarantäne hingegen ab Samstag auf dem eigenen Vereinsgelände durch, gegen einen möglichen Lagerkoller sieht sich Trainer Julian Nagelsmann gut gerüstet. Stürmer Yussuf Poulsen habe "im Spielwarenladen um die Ecke" ein paar Spiele gekauft, dazu habe sich das Team "schnelleres Internet gewünscht", erzählte Nagelsmann und zeigte sich guter Dinge: "Ich habe keine große Sorge, dass wir in der Quarantäne alle durchdrehen."

Keine Alternative

Natürlich fordert die besondere Situation den Betroffenen aber viel ab. "Klar ist es für keinen angenehm, zehn, 14 Tage im Hotel zu sein, in einem kleinen Zimmer alleine zu leben", sagte der Kölner Vizekapitän Marco Höger dem "Express", jedoch sei dies "Meckern auf hohem Niveau". Eine Alternative gibt es sowieso nicht, schließlich sind Disziplin und die strikte Befolgung der Hygieneregeln neben den engmaschigen Corona-Tests essenziell für das Gelingen des Konzepts.

"Ich erwarte von jedem Einzelnen, dass er seiner Verantwortung gerecht wird", hatte DFL-Boss Christian Seifert eindringlich betont. Zwölf Infektionsfälle waren bei den Klubs der 1. und 2. Bundesliga in den ersten beiden Testwellen offenbar geworden. Und jeder weitere positive Fall brächte das fragile Konstrukt mehr in Gefahr.

Bislang gelten Mitspieler und Betreuer bei einem positiven Corona-Fall im Konzept der DFL gemäß der Einstufung des Robert Koch-Instituts nicht automatisch als direkte Kontaktpersonen der Kategorie eins. Deshalb schickten die Gesundheitsämter nur nachweislich Infizierte in eine zweiwöchige Quarantäne, nicht das gesamte Team. Vorsorglich isoliert werden müssten nur Kontaktpersonen, die aus dem gleichen Haushalt kommen oder insgesamt mehr als 15 Minuten Gesichtskontakt mit dem Infizierten hatten - ob die Behörden kasernierte Mitspieler in Hotels zu dieser Gruppe zählen würden, ist offen.

Quelle: ntv.de, ara/sid

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen