Fußball

Selbst Stanisic ist "verwundert" Das undurchsichtige Kader-Puzzle des FC Bayern

Versucht, einen kühlen Kopf zu bewahren: Bayern-Trainer Thomas Tuchel.

Versucht, einen kühlen Kopf zu bewahren: Bayern-Trainer Thomas Tuchel.

(Foto: picture alliance/dpa)

Bleibt Benjamin Pavard oder geht er doch? Von außen betrachtet wirkt die Personalplanung beim FC Bayern etwas undurchsichtig. Symptomatisch dafür ist auch Josip Stanisic, der selbst nicht so genau weiß, warum er eigentlich zu Bayer Leverkusen verliehen wurde.

Es ist kein Geheimnis mehr, dass Benjamin Pavard mit dem FC Bayern abgeschlossen hat. Sein Vertrag in München läuft noch bis zum Ende dieser Saison, doch weil er keine Perspektive als Innenverteidiger sieht, will er weg. Mit Inter Mailand gibt es auch einen Abnehmer, mittlerweile haben beide Vereine sogar eine Einigung erzielt: 30 Millionen Euro Ablöse plus bis zu drei Millionen Boni. Nur: Wechseln kann Pavard noch immer nicht.

Der Franzose, wohlgemerkt als Rechtsverteidiger mit der Nationalmannschaft Weltmeister 2018 und WM-Finalist 2022, darf nach dem Willen der Bayern erst gehen, wenn sie einen Ersatz für ihn gefunden haben. Mehr als ebenbürtig wäre der von Trainer Thomas Tuchel begehrte Kyle Walker gewesen, der blieb dann aber lieber doch bei Manchester City. Was, wenn es doch geklappt hätte, nicht gerade ein Vertrauensbeweis für Noussair Mazraoui gewesen wäre.

Gesucht wird nun also ein Mann, der die rechte defensive Seite bespielen kann. Auf den ersten Blick scheint es daher unverständlich, dass der "Ausschuss Sport" Josip Stanisic nicht halten wollte: Das Eigengewächs wurde als Neuzugang bei Bayer Leverkusen vorgestellt, wenn auch erst mal nur als Leihspieler ohne Kaufoption. Doch von dieser Tatsache war dann auch Stanisic selbst leicht überrascht. "Ein bisschen verwundert war ich schon", sagte der 23-Jährige. "Aber die Vereine waren sich einig und für mich ist es die beste Entscheidung."

Denn auch Stanisic wusste nicht so recht, wie viele Konkurrenten er eigentlich hat: Ist es nur Mazraoui? Oder sind es mit Pavard doch zwei? "Es war auch ein Hin und Her. Ich wusste nie: Bleibt Benji, geht Benji, und was ist mit mir?", sagte der kroatische Nationalspieler: "Ich hing etwas in der Luft." Nach der Anfrage von Leverkusen und dem Kontakt mit Werkself-Trainer Xabi Alonso habe er "richtig Bock" auf das Projekt Bayer bekommen, sagte Stanisic. Nur, das Problem für den FC Bayern bleibt noch immer. Als potenzielle Konkurrenten von Mazraoui sind deshalb nun unter anderem Lukas Klostermann von RB Leipzig und Lutsharel Geertruida von Feyenoord Rotterdam im Gespräch.

Und da ist ja auch noch die Torhüter-Position

Nicht minder undurchdacht und hektisch wirkt zudem die Suche nach einem Torhüter - ausgelöst durch die Verletzung und anhaltende Reha-Phase des über allem schwebenden Manuel Neuer. Allem Anschein nach wollen die Münchner den 23 Jahre alten Daniel Peretz von Maccabi Tel Aviv verpflichten, der Streitpunkt ist wohl noch die Ablöse. Er soll zunächst als Stellvertreter von Sven Ulreich kommen - und vermutlich auf lange Sicht Neuer nachfolgen.

Was die Behandlung der Torhüter-Position angeht, ist wohl nicht nur Rekordnationalspieler Lothar Matthäus irritiert. "Ich frage mich", sagte er bei einem Sponsorentermin von interwetten.de, "warum hat man diesen jungen Torhüter nicht selbst hochgezogen." Ja, warum? Alexander Nübel kam einst mit der Perspektive nach München, dass er Neuers Nachfolger werde. Ihn haben sie nun zum VfB Stuttgart ausgeliehen. Und auch andere, einst hochgelobte Talente sind nicht mehr da.

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Ob es an mangelndem Vertrauen liegt? Oder an einer falschen Einschätzung? Ron-Thorben Hoffmann jedenfalls spielt jetzt für Eintracht Braunschweig, Christian Früchtl ist nach dem verunglückten Abstecher zum 1. FC Nürnberg mittlerweile bei Austria Wien gelandet. Und ihr Eigengewächs Johannes Schick haben die Münchner vor der Saison zum Drittligisten Preußen Münster verliehen. Yann Sommer wiederum durfte zu Inter Mailand wechseln.

Immerhin: Nach monatelangem Poker haben sie in Harry Kane jetzt wieder einen Mittelstürmer beim FC Bayern. Und wenn Not am Mann ist, könnte ja vielleicht auch Joshua Kimmich Rechtsverteidiger spielen. Ansonsten: Bis zum 1. September, 18 Uhr, ist das Transferfenster geöffnet.

Quelle: ntv.de, ses/sid/dpa

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