Mit dem Bayer-Omen in die Saison Der BVB unterliegt seiner Kopie
24.08.2014, 01:09 UhrBayer Leverkusen schlägt Borussia Dortmund im spannenden Bundesliga-Topspiel mit den eigenen Waffen. Die Offensivreihe des BVB enttäuscht. Aber ein Blick in die Vergangenheit lässt hoffen.
Noch lachten die BVB-Fans, beim Vorglühen, gut zwei Stunden vor Anpfiff, im stadionnahen Kreuzviertel. "Den hätten wir nie verkaufen dürfen", raunte ein Mann seinen Kumpels zu. Das Gejohle war gr oß. Julian Schieber hatte gerade seinen zweiten Treffer für die Hertha aus Berlin erzielt. In der vergangenen Saison hatte der Stürmer im Trikot des BVB in zwölf Einsätzen kein einziges Tor erzielt.
Umso länger der Abend dauerte, umso schmerzlicher wurde den Dortmunder Anhängern bewusst, dass ihre neue Nummer neun heute gut als Kopie des Schiebers im schwarzgelben Trikot durchgehen könnte. Bemüht, aber glücklos, technisch limitiert, nicht gedankenschnell genug – so präsentierte sich Neuzugang Ciro Immobile bei seiner Bundesliga-Premiere.
Tore: 1:0 Bellarabi (1.), 2:0 Kießling (90.+4)
Dortmund: Langerak - Piszczek, Sokratis, Ginter, Durm - Kehl - Jojic (75. Großkreutz), Mkhitaryan - Reus (75. Hofmann) - Aubameyang, Immobile
Leverkusen: Leno - Jedvaj, Toprak, Spahic, Boenisch - Castro, Rolfes (62. Reinartz) - Bellarabi, Son (76. Brandt) - Calhanoglu (80. Papadopoulus) - Kießling
Schiedsrichter: Aytekin
Zuschauer: 80.667
Weil zu allem Überfluss mit Bayer Leverkusen noch eine richtig gute BVB-Kopie auf dem Platz stand, endete dieser Abend mit einer herben Enttäuschung für den Vizemeister. Denn Leverkusen spielte aggressiv, schnell und präzise. So wie die Dortmunder zu ihren erfolgreichsten Zeiten. Und das vom Anpfiff weg: Neun Sekunden dauerte es, bis Karim Bellarabi den Ball ins Netz bugsierte. Bundesliga-Rekord. "Ein unglaublich dummes Tor", nannte es BVB-Youngster Jonas Hofmann anschließend. Anderseits, wandte Marco Reus ein: "Wir hatten ja genug Zeit, das Spiel zu drehen." Sie taten es nicht, am Ende stand es 2:0 für Leverkusen.
Bayer setzt Matchplan perfekt um
Die ersten neun Sekunden dieser Partie sind leicht nacherzählt: Anstoß Stefan Kießling auf Hakan Calhanoglu, Pass auf Heung-Min-Son, Pass auf Sebastian Boenisch, Pass auf Bellarabi, und schon ist das 1:0 gefallen. Keine Raketenwissenschaft, nur schneller, gnadenlos effektiver Fußball. Dortmunds Trainer Jürgen Klopp behauptete anschließend, das Spiel habe sich wegen des Treffers "seltsam entwickelt". Das dürfte allerdings eine etwas verkürzte Erklärung für die Dominanz der Leverkusener in den ersten 30 Minuten sein.
Während die Dortmunder ihre Raute mit einem Sechser nicht für ein schnelles Spiel über die außen nutzten, pressten die Leverkusener in einer Art 4-2-4 früh und hoch. Teilweise standen bei Ballbesitz des BVB acht Bayer-Spieler in der gegnerischen Hälfte - und die Dortmunder wussten sich nur mit hohen Bällen zu helfen, die Immobile nur in den seltensten Fällen behaupten konnte.
Sogar bei eigenen Einwürfen fanden die Dortmunder keine Anspielstationen, was immer wieder zu Ballgewinnen für Bayer führte. "Früh attackieren, schnell nach vorn spielen und abschließen", diese Direktive von Trainer Roger Schmidt setzte sein Team glänzend um, allen voran Hakan Calhanoglu. Der Neuzugang vom HSV bewies ein ums andere Mal sein Riesentalent. Sein Lupferpass über vier verdutzte schwarzgelbe zu Son ließ sogar das Dortmunder Publikum anerkennend raunen.
Wenigstens ein gutes Omen
Glich das Spiel in der ersten Halbzeit noch einem Duell zwischen Arnolds Schwarzeneggers Terminator und der Weiterentwicklung T-1000, bekam Klopps Truppe die Partie mit der Zeit besser in Griff. Besonders Henrikh Mkhitaryan setzte nun die Außen in Szene – allein, klare Torchancen sprangen dabei nicht heraus. Zu oft landete der letzte Pass in den Beinen der Bayer-Verteidiger, zu oft klappte das Zusammenspiel mit Immobile nicht.
Bayer zog sich zwar weiter zurück, wirkte aber weiterhin zwingender in den raren Offensiv-Aktionen. Eine davon schloss Stefan Kießling schließlich in der fünften Minute der Nachspielzeit zum verdienten 2:0 ab. "Wir suchen nicht nach Ausreden", sagte BVB-Routinier Sebastian Kehl nach dem Spiel. "Natürlich war die Vorbereitung nicht optimal. Aber wir müssen uns jetzt strecken." Ganz anders natürlich die Gemütslage bei Hakan Calhanoglu und Bayer: "Dass es so früh so gut läuft, hätte ich nicht gedacht." Dabei kennen die Leverkusener das Gefühl, mit einem 2:0 in Dortmund zu starten, noch aus der Saison 2010/2011. Meister wurde am Ende übrigens: der BVB.
Quelle: ntv.de