Fußball

DFB versus Türkei Der Kampf um die Fußball-Talente

Es war lange Zeit eine Erfolgsgeschichte.

Es war lange Zeit eine Erfolgsgeschichte.

(Foto: dpa)

Der DFB und der türkische Verband streiten seit Jahren um die größten Talente. Zuletzt hat sich die Situation allerdings entspannt. Offenbar auch, weil Bundestrainer Joachim Löw und der ehemalige Coach der Türkei, Fatih Terim, ein Gentlemen's Agreement getroffen haben.

Es ist ziemlich genau zehn Jahre her, da schlug Mesut Özil der blanke Hass der türkischen Fußballfans entgegen. Tausende, die es an jenem Abend im Oktober 2010 in der EM-Qualifikation in Berlin mit der Türkei hielten, pfiffen den deutschen Jungstar bei jeder Ballberührung aus. Und das nur, weil sich Özil für das deutsche und nicht das türkische Trikot entschieden hatte.

Özil, der bereits für die deutschen Junioren aufgelaufen war, widerstand den großen Bemühungen des türkischen Verbandes TFF und galt seitdem als Verräter. Inzwischen hat er seine Länderspielkarriere im DFB-Dress beendet. Andere deutsche Junioren-Nationalspieler folgten dagegen den Rufen aus der Türkei. Özil, Sohn türkischer Eltern, ist wohl der prominenteste Profi, der in den vergangenen Jahren für Unmut zwischen dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) und der türkischen Seite im Kampf um die größten Talente gesorgt hatte.

Auch vor dem Länderspiel des DFB-Teams gegen die Türkei am Mittwoch (20.45 Uhr im Liveticker bei ntv.de und live bei RTL) in Köln stehen die Profis im Fokus, die die Wahl zwischen den Nationalmannschaften hatten. Bundestrainer Joachim Löw nominierte in Emre Can und Suat Serdar zwei Profis türkischer Herkunft, beim Gegner sind gleich sechs Spieler dabei, die in Deutschland geboren wurden - unter anderem Hakan Calhanoglu oder Kaan Ayhan.

Ein Gentlemen's Agreement

Mittlerweile hat sich das Gerangel um die besten Nachwuchsspieler allerdings entspannt. Zur Beruhigung der Lage soll ein Treffen zwischen Löw und dem früheren türkischen Nationaltrainer Fatih Terim beigetragen haben. Sollte sich ein Spieler einmal für die DFB-Junioren entschieden haben, darf die Türkei keine Abwerbungsversuche mehr starten - so lautet seitdem offenbar die Vereinbarung.

Erst wenn sich zeige, dass ein Spieler keine Chance in der A-Nationalmannschaft habe, könne der türkische Verband an diesen Spieler herantreten, meinte Ayhan Yildiz vom Europäisch Türkischen Fußballverband ATFF, der deutsch-türkische Talente in Deutschland unterstützt, der "Bild am Sonntag". Zuletzt wechselte Yunus Malli 2015 nach mehreren Jahren in den U-Teams des DFB unter die Fittiche des türkischen Verbandes.

Dass in den deutschen Juniorenteams derzeit Top-Talente wie einst Özil oder Ilkay Gündogan fehlen, trägt wohl zusätzlich zur Entspannung der Lage bei. "Solche Fußballer gibt es aktuell in Deutschland nicht", sagte Sportjournalist Erdem Ufak. Und: Die TFF schloss bereits 2014 ihr Büro in Köln, aus dem sie jahrelang die Talente in ganz Europa beobachtet hatte.

Für den Grünen-Politiker Cem Özdemir hat sich zudem das Verhalten des DFB verbessert. "Ich glaube, wir haben mittlerweile viel besser verstanden, wie wir diesen Kampf gewinnen können", sagte der Grünen-Politiker der Welt: "Indem wir nämlich richtig auf die Deutsch-Türken zugehen: Die Familien mit einbinden, Hausbesuche machen, uns kümmern und bemühen."

Quelle: ntv.de, Jonas Wagner, sid

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