Fußball

Liga veräußert stille Reserven Der englische Rekorddeal, der Europas Fußball zittern lässt

Richard Masters, der Boss der englischen Liga, musste den TV-Anbietern schon etwas besonders präsentieren.

Richard Masters, der Boss der englischen Liga, musste den TV-Anbietern schon etwas besonders präsentieren.

(Foto: IMAGO/Shutterstock)

Die englische Premier League setzt sich mit ihrem neuen Rekord-Medienvertrag weiter vom Rest der Welt ab und erhöht den Druck auf die Bundesliga. Andere Ligen sind bei ihrem Bestreben, mit England Schritt zu halten, bereits kläglich gescheitert. Den Engländern gelingt der Deal auch nur mit einem Kniff.

Bei der Lektüre der Rekordzahlen von der Insel mussten sich die Bundesliga-Bosse erst einmal die Augen reiben. Dass die englischen Kollegen der Premier League künftig fast zwei Milliarden Euro pro Saison durch den Verkauf der nationalen Medienrechte einstreichen, wo hierzulande schon seit Monaten um die Hälfte gebangt wird, schürt die Ängste vor dem endgültigen Ende der Konkurrenzfähigkeit.

Doch nicht nur der deutsche Profifußball ist schon vor dem Verkauf seiner nationalen Rechte im zweiten Quartal des kommenden Jahres abgehängt. Dass es dazu kam, hat auch mit den stillen Reserven der Premier League zu tun. Die gute Nachricht: Diese werden weniger. Die schlechte Nachricht: Sie gibt es immer noch. Vorerst aber hat die englische Liga einen "Joker" gezogen.

Die Premier League bot Spiele an, die bislang nicht live übertragen worden sind. So werden in England ab der Saison 25/26 erstmals die Sonntags-Nachmittagsspiele um 15 Uhr live übertragen und auch der letzte Spieltag wird dann in Gänze parallel übertragen werden. Unberührt blieb somit nur der "Blackout" am Samstag. Traditionell ist in England der Slot am Nachmittag für den Amateursport und Stadionzuschauer reserviert. Noch bleibt er unangetastet.

Andere Ligen machen Verluste

Die Engländer haben mit ihrem neuen Vertrag so oder so ihre Vorherrschaft gegenüber dem Rest der Welt zementiert - und das ließen sie ihre Konkurrenzligen auf dem Kontinent auch wissen. "Das Ergebnis unterstreicht die Stärke der Premier League", sagte Ligaboss Richard Masters: "Es ist der Beweis dafür, dass bei uns weiterhin der beste Fußball der Welt gespielt wird."

Da kann der Rest Europas kaum widersprechen. 1,95 Milliarden Euro fließen ab 2025 pro Spielzeit in die Kassen der englischen Klubs. Vier Jahre gilt der Vertrag mit den Pay-TV-Sendern Sky Sports und TNT Sports sowie der öffentlich-rechtlichen BBC. Nie zuvor wurde so viel für Fußballrechte bezahlt, bisher kassiert die Premier League 1,83 Milliarden pro Saison.

Zum Vergleich: Die Serie A machte bei ihrem Vertragsabschluss Ende Oktober einen Verlust. 900 Millionen erhalten die Italiener ab dem kommenden Jahr pro Spielzeit bis zur Saison 2028/29 von DAZN und Sky. Bisher waren es 27,5 Millionen Euro mehr pro Saison.

Für die Franzosen scheint es noch schlimmer zu kommen. Eine Milliarde Euro wollte der Ligaverband LFP pro Saison zwischen 2024 und 2029 - statt wie bisher 624 Millionen. Damit scheiterte die Ligue 1 grandios. Als die erste Phase der Ausschreibung endete, erfüllte keiner der Interessenten die finanziellen Bedingungen. Nun muss einzeln mit den potenziellen Kandidaten verhandelt werden. Etwas entspannter können die Spanier agieren. Sie haben ihre Rechte bis 2027 vergeben und kassieren dafür 1,2 Milliarden Euro pro Spielzeit.

DFL träumt sich mit Superlativen an die Spitze

Wesentlich interessierter wird der englische Abschluss bei der Deutschen Fußball Liga (DFL) registriert. Der Ligaverband muss im kommenden Jahr das nehmen, was der unruhige Markt für die Spielzeiten von 2025/2026 bis 2028/2029 hergibt. Derzeit erhalten die Klubs der Bundesliga und der 2. Liga rund 1,1 Milliarden Euro pro Saison - was bereits einem Minus von 100 Millionen im Vergleich zum vorhergehenden Zyklus entspricht.

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Aufgrund der kolportierten wirtschaftlichen Probleme der möglichen Interessenten wird seit Langem über einen weiteren Rückgang der Einnahmen spekuliert. Um das zu verhindern, betreiben die neuen DFL-Geschäftsführer Marc Lenz und Steffen Merkel seit Monaten Werbung in eigener Sache. Nach der jüngsten Versammlung der Klubs wurde ein Superlativ an den nächsten gereiht. "Die Bundesliga ist eine Spitzenliga", sagte Merkel - und kündigte hinsichtlich der Ausschreibung im Frühjahr an: "Wir werden ein innovatives Topmedienprodukt auf Weltniveau anbieten."

Mit Blick auf den gesamten Globus wird die Vorreiterrolle der Premier League allerdings noch deutlicher, da die Engländer bei der Auslandsvermarktung allen anderen Ligen weit enteilt sind. Bei der Addition der nationalen und internationalen Erlösen thront die Premier League mit 3,3 Milliarden Euro pro Saison über allen anderen. Spanien (1,49 Milliarden), Deutschland (1,37), Italien (1,30) sowie Frankreich (790 Millionen) bleibt nur der Neid - und die Angst.

Quelle: ntv.de, sue/sid

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