Fußball

Dortmund schlägt Hoffenheim Die Patientin Borussia fängt sich

Pierre-Emerick Aubameyang schießt einen Elfmeter zum 1:1.

Pierre-Emerick Aubameyang schießt einen Elfmeter zum 1:1.

(Foto: imago/Revierfoto)

Peter Stöger feiert mit dem BVB gegen die TSG Hoffenheim den zweiten Sieg im zweiten Spiel. Der Trainer des Fußball-Bundesligisten weiß aber auch: An seiner neuen Wirkungsstätte hat er noch viel Arbeit vor sich.

So richtig muss sich der Betrachter immer noch daran gewöhnen: Peter Stöger mit schwarz-gelber Kappe, auch die Farbe des Brillengestells ist an seinen Arbeitgeber angepasst. Schwarz statt rot, wie es der Österreicher jahrelang in Köln getragen hat. Der neue Mann auf der Bank von Borussia Dortmund fühlt sich schon gut integriert, seit er vom Rhein ins Ruhrgebiet gezogen ist. Er verspüre eine "große Vorfreude", gab der 51-Jährige Wiener vor seinem ersten Heimspiel mit dem BVB zu Protokoll.

Die Begegnung gegen 1899 Hoffenheim war nicht ohne Brisanz, schließlich wird Julian Nagelsmann im Revier hartnäckig als der Mann gehandelt, der Stöger im Sommer beerben soll. An diesen Gerüchten werden auch die Aussagen von Hoffenheims Mäzen nichts ändern, der unmissverständlich erklärte, seinen begehrten Trainer auf keinen Fall vor Juni 2019 aus seinem Vertrag zu erlassen. "Damit ist alles gesagt", betonte Nagelsmann, und damit sollte man das Spekulieren auch erst einmal ad acta legen.

Wie auch immer sich die Dinge entwickeln werden, derzeit sind Nagelsmann und Stöger in Hoffenheim und Dortmund unter Vertrag. Der BVB gewann die Spitzenbegegnung des Spieltags vor 81.000 Besuchern im nicht ganz ausverkauften Dortmunder Stadion mit 2:1 (0:1), drehte einen Rückstand zur Pause und kletterte in der Tabelle zumindest bis zum Sonntag bis auf Platz drei. "Meiner Meinung nach war Dortmund heute schlagbar", sagte Torschütze Mark Uth, "wir hätten das zweite Tor machen müssen". Auch Nagelsmann sprach von einer "nicht verdienten Niederlage, das Spiel hätten wir nicht verlieren müssen". Das sah sein Kollege ähnlich: "Dieses Spiel muss man nicht unbedingt gewinnen", sagte Stöger, der über viele Phasen beobachtete, "dass die letzten Wochen nicht spurlos an der Mannschaft vorbeigegangen sind".

Vor dem Anpfiff hatte Kölns neuer Sportdirektor Armin Veh für Aufregung gesorgt, indem er gegen Stöger nachtrat. Das Team sei "mental und vor allem körperlich schwer angeschlagen", beklagte Veh. "Da haben wir große Defizite, da kann mein jetziger Trainer überhaupt nichts dafür." Die Misere habe "ein anderer zu verantworten, was den körperlichen Zustand betrifft". Rumms, das saß wie eine rechte Gerade von Wladimir Klitschko, doch auf diesen Schlagabtausch mochte sich Stöger nicht einlassen: "Das tut mir leid, ich entschuldige mich, dass ich die Mannschaft so übergeben habe", sagte der Trainer süffisant und verzog dabei keine Miene. Er selbst geht mit seinem Vorgänger Peter Bosz weit stilvoller um: "Ich habe hier viel Gutes vorgefunden."

Stöger dreht an Stellschrauben

Stöger hat nicht viel geändert und lediglich an einigen Stellschrauben gedreht. Doch diese Maßnahmen bewirken etwas. So zum Beispiel, dass er seine Abwehrkette nicht so weit vorn agieren lässt, sondern sie tiefer stehen lässt, was dem vorher so fragilen Gesamtgefüge Stabilität verleiht. Torhüter Roman Bürki spricht von einem "Effekt, der uns Sicherheit gibt. Wir wissen, wir müssen den Ball nicht vorne erobern."

Dennoch hat Stöger nach einem überwiegend holprigen Auftritt erkannt, dass er die Patientin Borussia nicht mit Handauflegen kurieren kann: "Es läuft nicht alles rund, wir machen zu viele einfache Fehler, die Passqualität ist nicht so, wie man sich das vorstellen könnte und wir müssen im Zweikampfverhalten mehr dagegen halten." Tatsächlich war der Sieg, den Torjäger Pierre-Emerick Aubameyang per Elfmeter und Youngster Christian Pulisic mit seinem späten Treffer sicherstellten, schmeichelhaft. Hoffenheim agierte griffiger und präsentierte die reifere Spielanlage.

"Das Spielglück ist zurück", betonte Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke, der den schönen Treffer von Pulisic verpasst hatte, weil er sich bereits auf den Weg ins ZDF-Sportstudio gemacht hatte. Dort bemühte sich Watzke, ein wenige Tage zuvor gemachtes Statement zu relativeren, in dem er Peter Bosz kein gutes Zeugnis ausstellte: "Während wir gewonnen haben, habe ich nie ein sicheres Gefühl gehabt", gab Watzke zu Protokoll: "Das war immer fragil." Das hatte monatelang völlig anders geklungen und war eine Ansage, die wenige Tage nach der Demission des Niederländers nicht gerade von Souveränität zeugte.

Zudem räumte Watzke ein, was in Dortmund seit längerem kolportiert wird: Dass es in der Mannschaft Grüppchen und Allianzen gibt, die dem großen Ganzen abträglich sind. "Die Spieler haben gemerkt, dass sie sich zusammenraufen müssen", betont Watzke. Nach der Heimniederlage gegen Bremen, die das Aus für Bosz bedeutete, habe er in der Kabine lautstark "die Möbel geradegerückt".

Mit Stöger glauben sie in Dortmund einen Mann verpflichtet zu haben, dem sie die soziale Kompetenz zutrauen, die Kräfte wieder zu bündeln. Der Österreicher gab zum Ende eines turbulenten Jahres mit zwei Trainerwechseln, einem Sprengstoffattentat, dem Pokalsieg und vielen emotionalen Erlebnissen einen positiven Ausblick. Er sieht seine neue Mannschaft in einem "Prozess, dann wird auch wieder die Leichtigkeit zu sehen sein. Der Wille, Spiele zu gewinnen, ist erkennbar. Gepaart mit der hier vorhandenen spielerischen Qualität werden wir im Frühjahr eine richtig gute Mannschaft auf dem Rasen haben."

Quelle: ntv.de

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