Fußball

Anomalie im Fußball-Geschäft Die Trainer-Urgesteine der 2. Liga

Frank Schmidt (l.) und Torsten Lieberknecht haben einen sicheren Job in einem unsicheren Geschäft.

Frank Schmidt (l.) und Torsten Lieberknecht haben einen sicheren Job in einem unsicheren Geschäft.

(Foto: picture alliance / Peter Steffen)

Egal welcher Verein, Trainer kommen und gehen. Nicht so in der 2. Fußball-Bundesliga in Heidenheim und Braunschweig: Dort starten Frank Schmidt und Torsten Lieberknecht in ihre jeweils elfte Saison und jagen den Rekord von Volker Finke.

In der Saison 2007/08 führte Christoph Daum den 1. FC Köln in die Fußball-Bundesliga, Ottmar Hitzfeld bescherte Bayern München die 21. Meisterschaft und Frank Pagelsdorf steuerte Hansa Rostocks Kogge vorerst letztmals durch das Oberhaus. Eine gefühlte Ewigkeit ist seither vergangen - und eines haben alle Trainer gemeinsam: Schon lange sind sie nicht mehr bei ihren Klubs tätig.

Zwei aktuelle Zweitliga-Coaches haben jedoch die Jahre überdauert. Frank Schmidt beim 1. FC Heidenheim und Torsten Lieberknecht bei Eintracht Braunschweig gehen an diesem Wochenende in ihre elfte Saison und stehen in Zeiten von immer schneller vollzogenen Trainerentlassungen für einen alternativen Weg.

Exakt neun Jahre, zwei Monate und 19 Tage wird der 43 Jahre alte Lieberknecht im Amt sein, wenn die Löwen am Montag (20.30 Uhr/Sky) bei Fortuna Düsseldorf in die neue Saison der 2. Bundesliga starten. Sein gleichaltriger Trainerkollege Schmidt wird beim Saisonauftakt gegen Erzgebirge Aue (Sonntag, 15.30 Uhr/Sky) sogar sieben Monate und 25 Tage mehr an der Seitenlinie der Heidenheimer verbracht haben. Zum Vergleich: Von den 36 Trainern in den beiden höchsten deutschen Spielklassen haben 22 noch nicht einmal ein ganzes Jahr bei ihrem aktuellen Verein auf dem Buckel.

"Von mir aus unbefristet lebenslänglich"

"Ohne Frank Schmidt wäre die erfolgreiche Entwicklung des 1. FC Heidenheim so niemals möglich gewesen", sagte der Vorstandsvorsitzende Holger Sanwald. Er machte im September 2007 den als Spieler zurückgetretenen Schmidt zum Trainer - und der coachte den Klub seiner Heimatstadt von der fünftklassigen Oberliga bis in die 2. Liga. "Auf diesem gemeinsamen Weg hat sich ein enges Vertrauensverhältnis zwischen uns entwickelt", sagte Sanwald. Das stellte der FCH-Boss am Ende einer verkorksten Rückrunde in der vergangenen Saison eindrucksvoll unter Beweis. "Egal wann er will, kann er den Vertrag verlängern - von mir aus unbefristet lebenslänglich", sagte Sanwald über seinen Trainer, der bereits bis 2020 an den FCH gebunden ist: "Das ist ein völlig anderes Fußballkonzept."

Ein Konzept, dem auch Ligarivale Braunschweig vertraut. Seit Mai 2008 hat Torsten Lieberknecht bei den Löwen die sportlichen Zügel in der Hand. Auch nach dem sofortigen Wiederabstieg aus der Bundesliga 2014 hielt der Klub an ihm fest - eine Rarität im schnelllebigen Fußball-Geschäft.

Zusammen mit Sportdirektor Marc Arnold bildet Lieberknecht bei der Eintracht seit 2008 ein eingespieltes Team. "Die Zusammenarbeit ist geprägt von großem Vertrauen, aber auch von kontroversen Meinungen, die uns im Endeffekt immer nach vorne bringen", erklärte Arnold das Erfolgsgeheimnis mit Lieberknecht, der einen Vertrag bis 2020 besitzt.

Rekord von Volker Finke

Trainer Peter Neururer sieht in Heidenheim und Braunschweig sogar ein Vorbild für andere Klubs. "Diese beiden Vereine zeigen, wie man zu arbeiten hat, wenn die Qualität des Trainers stimmt", sagte der 62-Jährige und monierte: "Diese Fluktuation auf dem Trainermarkt ist mittlerweile ausgeufert. Das hat oft damit zu tun, dass Entscheidungsträger selber Amateure sind, die - nicht negativ gemeint -, über Profis zu entscheiden haben. Und das geht meistens in die Hose."

Das alles sind Sorgen, von denen Schmidt und Lieberknecht seit bald zehn Jahren unberührt sind. Er wolle "der Volker Finke von Heidenheim" werden, hatte Schmidt bei seiner Vorstellung 2007 gesagt. Finke war 16 Jahre ununterbrochen Trainer des SC Freiburg und ist damit Rekordhalter im deutschen Fußball - eine Marke, die sowohl Schmidt als auch Lieberknecht durchaus zuzutrauen ist.

Quelle: ntv.de, Tobias Schwyter, sid

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