Fußball

Niklas Süles pfundige Vorgänger Die dicksten Lebemänner der Bundesliga

Ailton, ein reiner Lebemann.

Ailton, ein reiner Lebemann.

(Foto: RTL / Stefan Gregorowius)

Fußball-Nationalspieler Niklas Süle kämpft aktuell offenbar mit den Pfunden. Knapp 100 Kilo soll der Abwehrspieler des FC Bayern München wiegen. Das verwundert den Fußballfreund - und weckt Erinnerungen an legendäre Lebemänner der Bundesliga.

Einer dieser unvergesslichen Typen der Fußball-Bundesliga, der Duisburger Fünf-Tore-Kahn-Bezwinger Michael Tönnies, hat einmal gesagt: "Pommes und Pils, so konnte ich prima leben. Aber man wird reifer, lassen wir also die Pommes …"

Tönnies, der alle Veranlagungen hatte, um einer der ganz Großen im deutschen Fußball zu werden und sogar vom FC Bayern München umworben wurde, hat es während seiner Karriere nie so genau mit der Ernährung genommen. Wie frappierend der Satz des gebürtigen Esseners allerdings den Worten des damals 18-jährigen Niklas Süle ähnelt, ist schon erstaunlich: "Fastfood ist jetzt abgehakt. Man wird ja auch reifer."

In Zeiten, in denen man den Profisport Fußball-Bundesliga eher in der hochwissenschaftlichen Nähe zur NASA denn zum Feierabendbier der Kreisliga-Kicker im provinziellen Vereinsheim wähnt, verwundert die öffentliche Debatte über den Fitnesszustand und das Gewicht des Nationalspielers Niklas Süle schon sehr. Man glaubte sogar, dass diese Art von Berufsspieler komplett ausgestorben sei. Doch offensichtlich weit gefehlt. Dennoch muss man einige Jahre zurückgehen, um die legitimen Vorgänger des Pfundskerls Süle zu suchen und zu finden.

Ansgar, bist du bekloppt?

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Starten wir einfach einmal bei einem, den man den "weißen Brasilianer" nannte und der eigentlich über 50 Länderspiele hätte absolvieren müssen - wenn denn dieser Ansgar Brinkmann nicht schon während seiner Fußballer-Laufbahn das Leben immer ein wenig zu gern gehabt hätte. Und so passierte ihm zu Bielefelder Zeiten folgende Geschichte: "Ich war ein Freigeist. Ich habe vor einem Bundesligaspiel Pommes rot-weiß gegessen. Welcher Spieler macht das schon? In der Mannschaftsbesprechung, erste Reihe, vor dem Spiel gegen Bochum, vor Trainer Benno Möhlmann. Anfangs hat er es nicht gewagt, mich anzusprechen, dann hat er geschrien: "Ansgar, bist du bekloppt?" Meine Antwort: "Das ist das Benzin für gleich!" Und so war es tatsächlich, wie der weiße Brasilianer noch heute mit einem Strahlen im Gesicht erzählt. Die anschließende Begegnung im Ruhrstadion habe zu einer seiner besseren gehört und natürlich habe seine Arminia gewonnen.

Viele Fans der Bundesliga werden sich auch noch an einen Mann erinnern, der Aílton Gonçalves da Silva, kurz Ailton, hieß und als "Kugelblitz" bekannt wurde - obwohl er selbst nie ein Problem mit seinem Gewicht hatte: "Ich habe kein Gramm zu viel. Es liegt an meinem Körperbau, dass ich so füllig aussehe." Irgendein Fernsehreporter nutzte schließlich im Winter einmal die optische Steilvorlage des Brasilianers für einen verbalen Treffer: "Ailton ist der einzige Bundesligaspieler mit einer Figur wie ein Schneemann."

Ein optisches Ebenbild des früheren Torschützenkönigs Ailton war viele Jahre vorher ein Mann, den sie "Buffy" riefen. Kein Wunder, denn das ganze Fußballerleben des Spielers Johann Ettmayer wurde von einem Thema beherrscht: seinem Gewicht. Und "Buffy" heißt auf Tschechisch so viel wie Dickerchen. Ein Spitzname, den ihm sein ehemaliger Trainer Leopold Stasny verpasst hatte.

"Einen dicken Hintern werde ich immer haben"

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Lange kämpfte Ettmayer ("Ich bin der einzige Österreicher, der seinen Rucksack vorne trägt") gegen das Image des behäbigen Profis an, doch irgendwann hatte er genug und ging verbal in die Offensive: "Einen dicken Hintern werde ich immer haben, und mit dem Ruf, dass ich nicht laufen und kämpfen kann, muss ich halt leben." Doch Ettmayer wurde nicht nur wegen seiner Tore und der Statur des Mannes von nebenan so sehr vom Publikum geliebt, insbesondere seine Sprüche werden noch heute gerne zitiert. Als beim VfB Stuttgart sein Trainer Albert Sing einmal zu ihm sagte: "Es gibt Bilder, da warst du dünner". Da konterte Ettmayer launig: "Die sind wahrscheinlich mit einer Schmalfilmkamera gemacht!"

Nach seinem Karriereende brachen schließlich alle Dämme und Ettmayer ließ es sich endgültig gut gehen. Doch dem österreichischen Starspieler war es gleich. Er erzählte: "Wenn ich heute auf eine Waage steige, sagt die sofort: "Bitte nicht in Gruppen benutzen!"

Auch die Bayern hatten früher schon einmal einen Spieler, der stets mit den Kilos zu kämpfen hatte. In den 80er-Jahren war es Roland Wohlfarth, der kein einfacher Typ war. Damit es bei ihm lief, brauchte es auch schon mal die Brachialmethode von seinem Trainer Udo Lattek, der den zaghaften Torjäger eines Tages fragte: "Was machst du, wenn einer in dein Haus kommt, dir das Bier wegtrinkt, die Wurst wegisst und dir die Frau wegnimmt?" Wohlfarth antwortete völlig korrekt: "Dem hau ich eine in die Schnauze, Trainer!" Lattek war zufrieden: "Dann wehr dich gefälligst auch auf dem Fußballplatz!"

"Bei mir bekommt sogar Mineralwasser Kalorien"

Das Beispiel mit dem Einbrecher, der nicht das Geld oder den Schmuck, sondern das Bier und die Wurst von Wohlfarth klauen möchte, war bei Weitem nicht von ungefähr so von Lattek gewählt. Denn eines von Wohlfarths größten Problemen war das gute Essen. Auch wenn sich das der zweifache Nationalspieler selbst versuchte schönzureden: "Obwohl bei mir sogar Mineralwasser Kalorien bekommt, bin ich überzeugt, dass Bayern nie einen findet, der mehr Tore schießt als ich."

Ben Redelings

Ben Redelings ist ein leidenschaftlicher "Chronist des Fußballwahnsinns" (Manni Breuckmann) und Anhänger des ruhmreichen VfL Bochum. Der Autor, Filmemacher und Komödiant lebt im Ruhrgebiet und pflegt sein Schatzkästchen mit Anekdoten. Für ntv.de schreibt er dienstags und samstags die spannendsten und lustigsten Geschichten auf. Weitere Informationen zu Ben Redelings, seinen aktuellen Terminen und Projekten gibt es auf seiner Seite www.scudetto.de.

Das Thema verfolgte Wohlfarth aber so lange, bis es schließlich eskalierte. Als Stürmer des VfL Bochum hatte er beim Essen mal wieder so tüchtig zugelangt, dass er in seiner kalorienreichen Misslage irgendwann keinen anderen Ausweg mehr sah, als in die nächstbeste Apotheke zu laufen und sich den Appetitzügler "Recatol N" zu besorgen. Zwar verlor der Torjäger daraufhin das eine oder andere Kilo, aber nach einem Dopingtest bei einem Hallenturnier auch die Berechtigung zu spielen. Die im Appetitzügler enthaltene verbotene Substanz "Norephedrin" machte Wohlfarth und dem VfL Bochum einen fetten Strich durch die Rechnung. Zwei Monate Sperre und 60.000 Mark Bußgeld waren die gerechte Strafe - im ersten Doping-Urteil der Fußball-Bundesliga vom 16. Februar 1995.

Übrigens: Natürlich haben nicht nur die Herren Profis Probleme mit ihrem Gewicht - auch wenn es bei ihnen selbstredend gravierendere Auswirkungen hat als bei Nicht-Berufsspielern. Aber auch die Damen und Herren, die über den Fußball schreiben, entsprechen nicht immer dem Idealtypus. Und auf genau so jemanden traf in der Spielzeit 1986/87 der damalige VfB-Trainer Egon Coordes. Als ihn ein schwergewichtiger Journalist auf der Pressekonferenz abschließend fragte, ob es noch "was Sportliches" gebe, schaute sich Coordes den Mann genau an und antwortete dann mit einem hämischen Grinsen: "Wenn ich Sie so sehe, nein!"

Quelle: ntv.de

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