Fußball

Lewandowski kommt zur Unzeit Ein Wiedersehen, das dem FC Bayern nicht passt

Er hat wieder Bock auf den FC Bayern.

Er hat wieder Bock auf den FC Bayern.

(Foto: AP)

Der FC Bayern ist in der Fußball-Bundesliga ungeschlagen, doch drei Remis in Serie reißen die Stimmung nach unten. Trainer Julian Nagelsmann muss sich Kritik gefallen lassen. Im Team soll es rumoren, da kommt die Rückkehr von Robert Lewandowski überhaupt nicht gelegen.

Sadio Mané sprach eine eindringliche Mahnung aus. Sein Adressat: Thomas Müller, der einst kongeniale Partner von Robert Lewandowski. Müller, so bat und mahnte Mané, möge dem Stürmer an diesem Dienstagabend doch bitte keinen Ball auflegen. Ein kleiner Scherz, eine große Wahrheit. Denn wohl kein anderer Fußballer hat dem polnischen Starspieler je mehr Chancen und Tore möglich gemacht als Müller. An wie vielen der 344 Treffer für den FC Bayern der deutsche Nationalspieler direkt oder undirekt beteiligt war, das weiß man ja nicht so genau, aber es waren so viele, dass einige Medien die Kombination als "beste der Welt" ausriefen.

In diesem Sommer wurde diese erfolgreiche Symbiose gelöst. Robert Lewandowski polterte sich nach Spanien, er wechselte zum FC Barcelona. Und er fand dort sein Glück. Er macht, was er am besten kann: Tore schießen. In München hatte sie die große Hoffnung, dass sie das Wut- und Wuchtthema der vergangenen Monate schnell zu den Akten legen können - aber dieser Wunsch wurde nicht erhört. Trotz der Verpflichtung von Sadio Mané, trotz furiosen Siegen gegen Eintracht Frankfurt (6:1) und den VfL Bochum (7:0) in der Bundesliga. Der Schatten des 34-Jährige verschwand nie aus München - und kehrt nun als Leibhaftiger zurück.

Im zweiten Vorrundenspiel der Champions League tritt der FC Barcelona mit Lewandowski am Abend (21 Uhr/Amazon Prime Video und im Liveticker bei ntv.de) in der Münchner Arena an. Was ihn erwartet? Pfiffe? Buhrufe? Schmähungen? Oder aber Dankbarkeit für acht erfolgreiche Jahre mit Rekorden und Triumphen? Lewandowski wird sich mit diesen Dingen nicht beschäftigen. Er ist als Profi so abgezockt wie als Stürmer. Ohne jede Schwierigkeit hat er sich in das Spiel des katalanischen Giganten integriert. Sein Trainer Xavi, die Ikone der legendären Tiki-Taka-Ära, kann sein Glück mit dem 34-Jährigen kaum fassen. "Robert gibt uns viele Optionen vorne im Angriff", sagt der 42-Jährige. "Sein Spielverständnis ist fantastisch. Er ist ein Leader auf dem Platz."

Mané "fehlt ein Dosenöffner"

Es sind Dinge, die sie sich in München auch über Mané erzählt haben. Der Neuzugang vom FC Liverpool sollte, obwohl ein ganz anderer Typ, das offensive Leck schnell abdichten. Dass der Senegalese alle Qualitäten dafür hat, das ist unbestritten, ebenso, dass sein Start furios war. Doch mittlerweile ist die Euphorie abgeebbt. In den vergangenen Spielen stotterte der Mané-Motor. "Ich glaube, ihm fehlt so ein Dosenöffner", sagte Trainer Julian Nagelsmann vor dem Wiedersehen mit Lewandowski. Es kommt zur Unzeit. Oder vielleicht auch nicht? Je nach Verlauf des Duells werden die Münchner die unliebsame Diskussion, ob mit "Lewa" nicht doch alles besser nicht mehr los (zumindest vorerst), oder sie setzen ein beeindruckendes Statement.

Besonders für Coach Nagelsmann wäre das wichtig. Schon Mitte September spürt er den immensen Titeldruck, der ihm auferlegt worden ist. Sportvorstand Hasan Salihamidžić hat ihm schließlich einen Kader hingestellt, der eigentlich keine Wünsche offen lässt. Also auch nicht jenen nach einem klassischen "Neuner". In der perfekten Welt von Nagelsmann braucht es den nämlich nicht. Er hat andere Ideen. Ob es die zielführenden sind? Nach drei Unentschieden in der Bundesliga bekommt er reichlich Gegenwind. Medien und Experten machen seine wilden Rotationen zum Thema - und als Grund aus, dass die Ergebnisse und Leistungen nicht mehr stimmen.

Eine klare Linie hat der Coach noch nicht gefunden. Es ist auch das erste Mal, dass er ein so großes Star-Ensemble händeln muss. "Natürlich findet der Julian seinen Stil gerade. Das ist auch ein Lernprozess und nicht so einfach beim FC Bayern. So einen Kader hat er auch noch nicht gehabt", sagte Salihamidžić am vergangenen Sonntag im Doppelpass bei Sport1. Der Trainer selbst bemüht sich um Gelassenheit: "Man hat ja jetzt wieder gelesen, dass der ein oder andere unzufrieden ist mit seiner Position. Das nehme ich nicht so wahr", betonte der 35-Jährige. "Wir haben 18, 19, 20 ausgeglichene Spieler, da muss man auch rotieren dürfen." Jeder fordere, so der Bayern-Coach, "einen starken Kader, den haben wir, und dann gibt es auch mal Momente, wo man weniger spielt".

Nagelsmann muss das "gute Händchen" finden

Noch aber hat er die uneingeschränkte Rückendeckung vom Sportvorstand. "Ich habe dem Trainer gesagt: Es ist mir wichtiger, dass wir lieber einmal mehr unentschieden spielen, als dass wir zu viele unzufriedene Spieler haben", bekannte Hasan Salihamidžić. Doch wie lange lässt sich gerade beim FC Bayern an so einer Aussage festhalten? Zumal Salihamidžić vor Wochen einmal sagte, dass Nagelsmann mit seinem Team dafür verantwortlich sei, "wie man alle zufrieden stellt". Es gelte "ein gutes Händchen und Fingerspitzengefühl" zu haben. Ganz besonders jetzt, ganz besonders vor diesem brisanten Wiedersehen.

Mehr zum Thema

Und die Katalanen geben sich nicht der Illusion hin, auf eine verunsicherte und mieslaunige Bayern-Mannschaft zu treffen. Xavi warnt seine Spieler vor dem starken Münchner Kollektiv. "Sie sind alle gefährlich." Thomas Müller, Alphonso Davies oder Jamal Musiala seien "Spieler, die den Unterschied machen können". Ebenso natürlich wie Mané. Diesem versucht Nagelsmann wieder das Selbstvertrauen der ersten Münchner Wochen einzuimpfen. "Sadio ist kritisch, manchmal vielleicht auch zu kritisch. Er denkt einen Tick zu viel nach." Der Coach rät Mané, auf dem Platz selbstbewusster aufzutreten und in seine Fähigkeiten als Führungsfigur zu vertrauen: "Er darf gerne ein Stück positiv arrogant auftreten. Seine selbstlose Art habe ich schon gelobt, zu viel davon ist auch nicht gut."

Es gibt da einen Mann, der als Vorbild taugt. Sein Name: Robert Lewandowski.

Quelle: ntv.de, tno

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen