Vier CL-Klubs weiter, aber ... Europäische Dominanz der Bundesliga trügt
11.12.2020, 05:58 Uhr
Thomas Müller spielt zwar, aber nur für den FC Bayern.
(Foto: imago images/Sven Simon)
Der FC Bayern, Dortmund, Leipzig, Mönchengladbach - alle vier Bundesligisten überstehen die Gruppenphase der Champions League. Hansi Flick sieht darin eine "Aufwertung", auch weil viele deutsche Nationalspieler in den Teams spielen. Allerdings hat die Sache einen Haken.
Deutsche "Dominanz", "Werbung für die Bundesliga", und gleich vier gute Nachrichten für den arg gebeutelten Bundestrainer: Beim Blick auf das deutsche Achtelfinal-Quartett in der Champions League ging nicht nur Joachim Löw das Herz auf. Der geschlossene Einzug der Bundesligisten in die K.-o.-Runde ist Balsam in schweren Pandemie-Zeiten - und lässt Erinnerungen an die goldenen Jahre 2013 und 2014 wach werden.
Damals fragte sich nach dem "German Final" von Wembley zwischen Bayern München und Borussia Dortmund nicht nur das Fußball-Mutterland, was die "verdammten Deutschen" besser machen. Ein Jahr später krönten sich Jogis Jungs in Rio zu Weltmeistern, im folgenden Spätherbst kamen zum bislang letzten Mal alle vier Bundesliga-Klubs in der Königsklasse weiter. Wie damals überwintern auch diesmal die beiden Teams in der unterklassigen Europa League.
Rekordnationalspieler Lothar Matthäus sprach schon von einer neuen deutschen "Dominanz", Bayern-Trainer Hansi Flick sah eine "Aufwertung für die Bundesliga". Und diese frohlockte. "Die Liga ist konkurrenzfähig", meinte BVB-Manager Michael Zorc. "Wir machen seit Jahren einen guten Job", ergänzte der Mainzer Sportchef Rouven Schröder, "das tut uns richtig gut in der internationalen Wahrnehmung." Kölns Horst Heldt sprach von einem "guten Zeichen".
Viele Nationalspieler gucken oft zu
Freiburgs Trainer Christian Streich fand die Erfolgsbilanz "lustig, weil es vor ein paar Monaten hieß, der deutsche Fußball liege am Boden. Ich habe schon damals gesagt, dass die Spiele in der Bundesliga gut sind". Und Rio-Weltmeister Benedikt Höwedes sprach bei Sky von "Werbung für die Bundesliga. Es macht richtig Spaß, den deutschen Mannschaften zuzuschauen. Wir sind alle froh, dass wir Teams auf diesem Niveau haben." Vor allem Joachim Löw.
Gleich 24 (!) aktuelle deutsche Nationalspieler stehen bei den 16 Achtelfinalisten der Champions League unter Vertrag, 16 davon bei den Bayern, Leipzig, Dortmund oder Gladbach - damit stehen Löws Leute mit Abstand vorne. Zum Vergleich: Spanien, das ebenfalls noch alle vier Teams im Rennen hat, bringt es auf 17 Auswahlspieler, Weltmeister Frankreich hat wie Brasilien 16, England und Italien je 13, Europameister Portugal 11.
Rosige EM-Aussichten? Jein, sagte Löws Weltmeister-Assistent Flick. Für ein Turnier sei es "wichtig, dass man erfahrene Spieler hat, die international immer wieder gefordert werden. Das wertet eine Mannschaft auf und wird der Nationalmannschaft guttun." Aber: Für Löw sei entscheidend, wie viele wirklich spielten. Und da sieht es jenseits der sechs Münchner düster aus. Der BVB wird von den Toren des Norwegers Erling Haaland getragen - nicht von Nico Schulz, Emre Can, Julian Brandt oder Mo Dahoud.
Am Ende liegt es an den Bayern
Leipzig hatte im Topspiel in München und beim Weiterkommen gegen ManUnited keinen (!) Deutschen in der Startelf. Und wer Gladbachs DFB-Stammverteidiger Matthias Ginter in Madrid schwimmen sah, dem muss mit Blick auf die EM im Sommer angst und bange werden. Flick gab deshalb den Mahner. Noch, sagte er, sei unklar, wie weit die Reise für die Ritter der Königsklasse oder für Leverkusen und Hoffenheim gehe.
"Wenn man sieht, wer sich alles qualifiziert hat, wartet enorme Qualität auf uns alle", betonte Flick. Dennoch: Der Bayern-Coach bescheinigte dem Oberhaus, es habe "enorm an Qualität dazugewonnen". Das zeichne sich auch im aktuell (noch) spannenden Titelkampf ab, "da ist es sehr, sehr eng und für alle interessant".
Wenn es am Ende um den Henkelpott geht, dürfte es aber wohl wieder auf Flicks Bayern ankommen. Gelingt wie 2013 und im vergangenen Sommer der große Wurf? "Für mich", sagte Matthäus, "sind sie einer der ganz großen Favoriten. Es ist ein Genuss, dieser Mannschaft zuzuschauen."
Quelle: ntv.de, Marco Mader, sid