Grafite: "Schrecklich", aber gut Ex-Starstürmer lacht heute über Zeit mit Magath
16.03.2022, 11:45 Uhr
Magath machte aus Grafite einen Ausnahmestürmer.
(Foto: imago images/pmk)
Mit 28 Toren schießt Grafite den VfL Wolfsburg in der Saison 2008/09 sensationell zum Meistertitel in der Bundesliga. Trainer damals: Felix Magath. Der übernimmt jetzt ähnlich überraschend Hertha BSC. Grafite erinnert sich lebhaft an die harte Arbeit - die sich allerdings gelohnt habe.
Der frühere Bundesliga-Stürmer Grafite erinnert sich noch lebhaft an seine Zeit unter dem neuen Hertha-Trainer Felix Magath. "Wenn Magath sauer war, gab es zwei Möglichkeiten. Entweder er schwieg oder er brüllte. In Brasilien sagt man: Oito ou otenta, er ist entweder acht oder achtzig. Dazwischen gibt es nichts", sagte der Brasilianer der "Süddeutschen Zeitung" in einem von Humor geprägten Interview.
Magath, der am Montag als Nachfolger von Tayfun Korkut vorgestellt worden war, soll Hertha BSC in den verbleibenden acht Ligaspielen vor dem Abstieg retten. Der Klub liegt auf Tabellenplatz 17. "Wenn Magath kommt, dürften die ziemlich weit unten stehen", sagte Grafite, der Magath zweimal beim VfL Wolfsburg erlebt hatte, verglich die Ausgangslage mit dem Ende der Saison 2010/2011. Damals war der Trainer kurz vor Schluss zum VfL zurückgekehrt und hatte den Verein in der Bundesliga gehalten.
Die Geschichte von der Bergwanderung
"Magath hatte zwei besondere Eigenheiten. Er stärkte die Mentalität der Spieler. Und er hielt ein Training ab, das ungemein hart war", so Grafite: "Das gefällt den meisten Spielern zwar nicht. Doch es gab uns eine starke Physis. Ich weiß nicht, ob er das jetzt in Berlin auch so handhaben kann, er hat ja nur wenig Zeit." Am kommenden Samstag (15.30 Uhr/Sky und im Liveticker bei ntv.de) gibt Magath sein Hertha-Debüt gegen die TSG Hoffenheim.
Grafites größter Erfolg war der Meistertitel in Magaths erster Amtszeit in Wolfsburg im Jahr 2009, als er mit 28 Toren auch Torschützenkönig wurde. Der heute 42-Jährige war zwei Jahre zuvor aus Frankreich gekommen und profitierte von den harten Methoden seines Trainers, auf die er aus heutiger Sicht mit einem Lachen als anfangs "schreckliche Erfahrung" kategorisiert. "Ich war physisch ein Monster. Meine Technik wurde besser, weil ich körperlich besser drauf war. Es gibt Kollegen, die sagen, ich sei verrückt, weil ich gut über Magath rede", sagte er: "Aber es ist so: Die Erfolge in der Bundesliga habe ich ihm zu verdanken."
Der Brasilianer berichtet auch von ungewöhnlichen Methoden, mit denen Magath seine Spieler zu Höchstleistungen antrieb. Beispielhaft erzählt Grafite die Geschichte einer Bergwanderung, getarnt als Ausflug zum Kaffeetrinken. "Wir liefen und liefen, plötzlich waren wir aus dem Ort raus. Und dann war da dieser Berg. Wir dachten nur: 'Nein. Wir sind schon tot.' Aber da ging's erst los. Eine Stunde. Zwei Stunden. Bergauf." Er selbst habe irgendwann nur noch erschöpft im Gras gelegen und auf das Okay vom Arzt gewartet, um mit wieder normalisiertem Blutdruck die letzten Meter hinaufzusteigen. "Runter gings dann mit der Seilbahn."
Quelle: ntv.de, tsi/sid