So läuft der 23. Bundesliga-Spieltag FC Bayern will zehn Rekorde, S04 einen Bus
28.02.2014, 12:55 Uhr
Guter Dinge: Manuel Neuer, Thomas Müller, Dante und, ach, der ganze FC Bayern.
(Foto: imago/Sven Simon)
Zehn Bestmarken kann der FC Bayern in dieser Saison der Fußball-Bundesliga noch knacken. Ob die Pleite-Schalker das verhindern? Trainer Jens Keller will den Torwart ersetzen, im Norden brennt der Baum und Tim Wiese kassiert weiter.
Wie hoch gewinnen die Bayern?
Mit 1:6 hat der FC Schalke 04 sein Achtelfinale in der Champions League gegen die Fußballkünstler von Real Madrid verloren - die zweitbeste Mannschaft der Welt, wie der Gelsenkirchener Trainer Jens Keller vor diesem peinlichen Debakel gesagt hatte. Nun müssen die Schalker an diesem 23. Spieltag der Bundesliga beim FC Bayern antreten - der besten Mannschaft der Welt, sagt Keller. Das wird vermutlich kein Spaß. Zumal auch Manager Horst Heldt nach Real-Satire in trauter Runde philosophierte: "Die Bayern sind noch besser als Real, aber anders. Bei Madrid hatte ich trotz des 1:6 das Gefühl, dass man gegen die Mannschaft Chancen bekommt. Auch wenn wir die wenigen nicht genutzt haben. Aber die Bayern lassen auch hinten nichts zu." Nur Manuel Neuer, der Schalker im Münchner Tor, ist aus alter Verbundenheit so höflich zu behaupten, dass er für den frühen Samstagabend kein leichtes Spiel erwarte: "Gerade nach so einer Pleite wollen sie ihr wahres Gesicht zeigen." Aber selbst das dürfte die Bayern nicht erschrecken.
Wie spanisch sind die Verhältnisse?
Mittlerweile hat der FC Bayern 19 Punkte Vorsprung auf Bayer Leverkusen, das ist die Mannschaft, die im Achtelfinale der Champions League mit 0:4 gegen Paris St. Germain verloren hat. 20 Zähler sind es auf Borussia Dortmund, die in der Königsklasse mit 4:2 in St. Peterburg gewann, und 21 auf den FC Schalke 04, der gegen Madrid - ach, lassen wir das. Nun könnten sich die Münchner angesichts der debakulösen Europapokalpleiten zweier der drei Verfolgerchen fragen, was das Ganze eigentlich wert ist und ob sie wirklich die Tabelle der stärksten Liga der Welt anführen. Aber vielleicht ist ihnen das auch egal und sie jagen lieber Rekorde. Zehn sind es, die sie in dieser Saison knacken können, wie der "Kicker" auflistet:
1. Saison ohne Niederlage. Das hat in 51 Jahren Bundesliga noch keine Mannschaft geschafft. 2. Höchste Punktzahl. In der vergangenen Saison holten die Bayern 91 von 102 möglichen Zählern. Gewönnen sie in dieser Spielzeit die restlichen zwölf Partien, kämen sie auf 98. Rekord, klar. 3. Nur Heimsiege. Auch das hat noch kein Klub geschafft. Schalke (1971/1972), Bayern (1972/1973) und Wolfsburg (2008/2009) gewannen 16 Mal zu Hause. 4. Wenigste Gegentore. In der Vorsaison kassierten die Münchner 18 Treffer, derzeit stehen neun zu Buche. Das könnte klappen. 5. Meiste Zu-Null-Spiele. Bisher sind es 14, der Rekord aus der vergangenen Saison steht bei 21. 6. Meiste Saisonsiege. Neun Erfolge aus den anstehenden zwölf Partien – und die bayrische Bestmarke aus der Vorsaison ist passé. 7. Größter Abstand auf Platz zwei. Am Ende der vergangen Spielzeit lagen die Bayern 25 Punkte vor Borussia Dortmund. Schaun mer mal. 8. Meiste Tore. Das ist lange her, in der Saison 1971/1972 trafen die Münchner 101 Mal. Davon sind sie zurzeit 40 Tore entfernt. 40:12 = 3,33. Wird schwer. 9. Frühester Meister. Zuletzt feierten die Bayern am 6. April vergangenen Jahres. Der "Kicker" nennt nun den 25. Spieltag als frühesten Termin. Das wäre der 15. März. 10. Meiste Partien in Folge mit mindestens zwei Treffern. Diese Bestmarke kann am Samstag gegen Schalke fallen, es wäre das 15. Mal. Beim 4:0 in Hannover am vergangenen Sonntag hatten die Münchner den Rekord des BVB aus der Saison 1995/1996 eingestellt.
Was passiert sonst noch?

Wollen's wieder gut machen: Dortmunds Trainer Jürgen Klopp und Torjäger Robert Lewandowski.
(Foto: dpa)
Die Borussia aus Dortmund hat sich ja zuletzt gege n einen Abstiegskandidaten schwer getan, die 0:3-Niederlage beim Hamburger SV am vergangenen Spieltag war ein Schlag ins Kontor im Kampf um den ersten Platz hinter dem FC Bayern. Eine Woche und einen Sieg in der Champions League später steht nun das Heimspiel gegen den 1. FC Nürnberg an, auch ein Anwärter für den Gang in Liga zwei. "Wir haben in der Bundesliga etwas gutzumachen", hat Trainer Jürgen Klopp erkannt. Und bekundet dem Gegner seinen Respekt: Nürnberg spielt eine herausragende Rückrunde." In diesem Jahr hat der Club in fünf Spielen zwölf Punkte geholt, der BVB zehn. Daher gelte: "Die Nürnberger bekommen unsere maximale Aufmerksamkeit und idealerweise unsere maximale Leistungsfähigkeit." Das wäre auch ein guter Plan für Bayer Leverkusen. Der Tabellenzweite, der inklusive Königsklasse und DFB-Pokal sieben der jüngsten neun Spiele verloren hat, tritt gegen den FSV Mainz 05 an. Wie sagte Leverkusens Nationalspieler Lars Bender dem Kölner "Express" so schön: "Wir haben die Kritik verdient. Auch Häme gehört wohl jetzt dazu." Die bekam auch die Eintracht aus Braunschweig zu spüren, der vor einer Woche bei der Partie in Nürnberg das Kunststück gelang, gleich zwei Elfmeter zu vergeben. Unabhängig davon hat der Tabellenletzte flugs und vorzeitig den Vertrag mit Trainer Torsten Lieberknecht bis 2017 verlängert. Nun geht es gegen Borussia Mönchengladbach. Deren Trainer Lucien Favre sagt: "Nach zuletzt zwei Unentschieden ist endlich ein Sieg fällig."
Welche Mannschaft überrascht?
Die TSG Hoffenheim - und zwar uns alle. Vor einem Monat hatten die Verantwortlichen verkündet, der ehemalige Nationaltorhüter Tim Wiese verlasse den Verein mit sofortiger Wirkung. Nun stellte sich heraus, dass der bis 2016 datierte Vertrag gar nicht aufgelöst wurde. Hört, hört. Die Hoffenheimer halten nach wie vor die Transferrechte an Wiese, um bei einem Wechsel des 32-Jährigen einen Teil der Abfindung - angeblich sechs Millionen Euro- über eine Ablösesumme wieder hereinzubekommen. "Wir haben uns Optionen erhalten", sagte Geschäftsführer Peter Rettig. Dafür bekommt Wiese weiter sein Gehalt, allerdings weit weniger als zuvor. Und er ist nicht vereinslos, kann also erst in der nächsten Transferperiode wechseln. "Ja, ich halte mich fit, um im Sommer irgendwo angreifen zu können. Denn abgehakt habe ich meine Karriere noch nicht", sagte Wiese. Erstaunlich. Ach ja, Fußball spielen sie auch noch. Also die anderen, nicht Wiese. Am Sonntag ist der Tabellenfünfte aus Wolfsburg zu Gast.
Für welchen Trainer wird es eng?
Sieben Mal in Folge hat der VfB Stuttgart in der Liga verloren. Die Frage ist: Was passiert mit Trainer Thomas Schneider, wenn seine Mannschaft am späten Sonntagnachmittag bei der europapokalgebeutelten Frankfurter Eintracht zum achten Mal hintereinander verliert und die Gefahr abzusteigen immer größer wird? Manager Fredi Bobic mochte auch der "Süddeutschen Zeitung" diese Frage nicht beantworten. "Entscheidend ist, was auf dem Platz passiert. Im Moment sehe ich einen Trainerstab, in dem keiner hadert oder zaudert. Und ich sehe eine Elf, die sich reinhaut." Bobic weiß aber auch: Scheitert Schneider, wäre das auch für ihn, den starken Mann im Verein, nicht gut. Schließlich hatte er nach dem dritten Spieltag Bruno Labbadia entlassen und den U-17-Trainer und Bundesliga-Novizen zum Chef befördert. Die Partie in Frankfurt könnte also zum Endspiel für Schneider werden. Der sagt brav: "Ich bin absolut überzeugt, wenn die Jungs beharrlich arbeiten, werden wir auch belohnt". Und: "Letzten Endes geht es nicht um meine Person."
Wo wird es brisant?
In Bremen. Dort trifft der SV Werder am Samstagnachmittag auf den Hamburger SV, zum 100. Mal in der Geschichte der Bundesliga. Motto: Hand in Hand gen Abgrund, der mit 25 Toren drittschlechteste Angriff gegen die mit 51 Gegentreffern schlechteste Abwehr. "Die Brisanz hat diesmal weniger mit der Derby-, als mit der Tabellensituation zu tun. Der 16. spielt beim 14., das ist brisant genug", hat HSV-Trainer Mirko Slomka vor seinem zweiten Spiel messerscharf erkannt. Nach dem Sieg gegen den BVB steht seine Mannschaft nur noch drei Punkte hinter den Bremern, die seit fünf Begegnungen nicht mehr gewonnen haben. Slomkas Kollege Robin Dutt sagt ebenfalls: "Natürlich ist die Wichtigkeit auch aus der Tabellenkonstellation abzuleiten. Aber es ist so oder so ein besonderes Spiel. Ich lebe und liebe Werder." Dann sind sich ja alle einig.
Was sagt das Orakel?
"Wir haben beim DFB einen Antrag gestellt, ob wir den Mannschaftsbus ins Tor stellen können." Schalkes Trainer Jens Keller zeigt nach den sechs Gegentoren gegen Real Madrid vor der Partie beim FC Bayern München seine humoristische Seite.
Quelle: ntv.de