Nach Kritik an Weltfußballerwahl Fifa veräppelt Uefa-Boss Platini auf Twitter
14.01.2014, 10:03 Uhr
Monsieur, warum so sauertöpfisch? Michel Platini (links), nicht in Feierlaune.
(Foto: dpa)
Die Wahl des Weltfußballers sorgt für Wirbel. Uefa-Präsident Platini murrt über die Ehrung für Ronaldo - und Fifa-Chef Blatter foppt seinen Konkurrenten via Twitter. Der Zickenkrieg der Fußballbosse geht in die nächste Runde.
Der Weltfußballer 2013 heißt nicht Franck Ribéry vom FC Bayern, sondern Cristiano Ronaldo von Real Madrid. Das sorgt in München für einigen Unmut, wo Bayern-Sportdirektor Matthias Sammer dem Portugiesen nur zähneknirschend gratulieren mochte: "Es ist eine demokratische Wahl. Das muss man anerkennen, man muss gratulieren. Aber für uns ist Franck der Beste." Auch Michel Platini, Präsident der Europäischen Fußball-Union (Uefa), ärgerte sich über das Ergebnis - weil sein französischer Landsmann Ribery nur Platz drei belegte.
"Ich bin sehr enttäuscht, dass Franck nicht gewonnen hat", gab der Uefa-Boss gegenüber "L'Equipe 21" unumwunden zu. Seine Kritik nutzte er zu einem Seitenhieb auf die Fifa und deren Boss Joseph Blatter, dem Platini in herzlicher Abneigung verbunden ist. Der Franzose warf Blatters Fifa vor, nicht mehr den besten Fußballer mit dem Ballon d’Or auszuzeichnen, sondern den am besten vermarktbaren Spieler.
Eine offizielle Antwort gab es nicht. Stattdessen ließ Blatter auf der Fifa-Homepage und bei Twitter ein Bild für sich sprechen. Es zeigt den frisch gekürten Weltfußballer Cristiano Ronaldo mit Kind und Trophäe, und im Hintergrund den verdrießlich dreinblickenden Platini mit unübersehbarer Schmolllippe. Die Überschrift bei Twitter lautet: "Die Fussballwelt huldigt dem neuen FIFA Weltfussballer @Cristiano".
"Ich bin enttäuscht"
Die Posse um die Weltfußballer-Wahl zeigt: Der "Zicken-Krieg" (SZ) zwischen Platini und Blatter, er geht also auch 2014 weiter. Galt der Franzose einst als Wunschnachfolger des Schweizer Fifa-Patrons Blatter, urteilte die "Süddeutsche Zeitung" im Herbst 2013: "Das Tischtuch ist zerschnitten. Fifa-Boss wird Platini wohl nur noch über Blatters Leiche." Wie "pubertierende Prinzesschen" würden Platini und Blatter ihre Streits austragen. Unstrittig ist: Bei allen großen Fußballthemen sind die Fußballbosse unterschiedlicher Meinung, offenbar aus Prinzip, und bevorzugt öffentlich.
Dieses Mal warf Platini den Fehdehandschuh. Er sagte nach der Wahl in Zürich: "Seit der Ballon d'Or zur Fifa gewechselt ist, hat sich etwas verändert. Ich bin enttäuscht, weil der Ballon d'Or 50 Jahre lang Resultate berücksichtigt hat. Heute zählt der weltweite Wert des Spielers und das sorgt für Probleme."
Von 1956 bis 2009 hatte die Fachzeitschrift „France Football“ den Goldenen Ball allein verliehen. Zunächst nur an den besten europäischen Fußballer, seit 2007 dann an Fußballer aus aller Welt - und ab 2010 schließlich gemeinsam mit der Fifa, weil die seit 1991 ebenfalls jährlich einen Weltfußballer kürt. Das hält Platini für einen Fehler.
Messi? Ronaldo?
Seine Argumentation: Ribéry habe 2013 mit dem FC Bayern "alles gewonnen und hätte deshalb auch den Goldenen Ball verdient gehabt“. Bekommen hat ihn aber Ronaldo: „Das ist ein Problem. 2010 hat nach dem WM-Sieg kein Spanier gewonnen, auch das ist ein Problem. Für Franck in diesem Jahr wie für die Spanier 2010 hätte eigentlich gelten müssen: Jetzt oder nie."
Sein Fazit: Die Leistung spiele bei der Abstimmung offenbar kaum eine Rolle – im Gegensatz zur Uefa-Auszeichnung für "Europas Spieler des Jahres". Die ging 2013 an Ribery, wird allerdings auch im Sommer vergeben und honoriert Leistungen während einer Saison, nicht während eines Kalenderjahres.
Mit Blick auf den "Ballon d’Or" fürchtet Platini nach vier Titeln für Messi und zwei für Ronaldo in den vergangenen sechs Jahren für die nächsten Jahre Langeweile - die Fans und Experten allerdings auch für die künftige Qualifikation zur von Platini auf 24 Teams aufgeblähte Fußball-EM erwarten, weil sich fast jedes zweite europäische Team für das Turnier qualifiziert. "Im nächsten Jahr werden wir wieder hier sein und es wird zwischen Messi und Ronaldo entschieden. In zwei Jahren wird es zwischen Ronaldo und Messi entschieden. Und in drei Jahren wird es zwischen Ronaldo und Messi entschieden", klagte Platini. Der Franzose hat den „Ballon d’Or“ übrigens in den 1980er Jahren dreimal in Folge gewonnen - 1983, 1984 und 1985.
Quelle: ntv.de