Fußball

"Vielleicht nicht Lewandowski" Flick spricht über WM, das Land über Werner

Vertrauensverhältnis.

Vertrauensverhältnis.

(Foto: dpa)

Dass die Fußball-Weltmeisterschaft im kommenden Jahr in Katar ohne Deutschland stattfindet, das glaubt niemand. Erst recht, seit Hansi Flick Bundestrainer ist. Der könnte gegen Nordmazedonien so gut werden wie sein Vorgänger und das Ticket in den Unrechtsstaat buchen.

Das "Schicksal" der deutschen Nationalmannschaft liegt am Montagabend in den Händen von Nordmazedonien, Rumänien und Armenien. So eine wilde Konstellation hat es in der Geschichte der bisherigen 983 deutschen Länderspiele wohl auch noch nicht gegeben. Aber die Lage ist wie sie ist, dabei jedoch weit weniger verzwickt, als sie auf den ersten Blick erscheint. Der Blitz-Weg nach Katar, zur umstrittenen Weltmeisterschaft Ende kommenden Jahres sieht so aus: Deutschland gelingt mit einem Qualifikationssieg die süße Revanche gegen Nordmazedonien und parallel dazu gewinnen die Armenier nicht gegen Rumänien. Zack, Ticket in der Tasche.

Ob sich auch Freude mit ins Gepäck schleicht? Vermutlich schon ein bisschen. Ist halt doch 'ne WM. Dass diese in einem Unrechtsstaat stattfindet, das ist umfassend thematisiert und die Nationalmannschaft hat sich bereits klar positioniert: Sie wirbt für Menschenrechte. Nicht immer wirkte der Umgang mit den Aktionen sonderlich gelungen. Stichwort: Hochglanzvideo schlägt Spontanität. Aber gut, noch ist Qualifikation und noch ist nicht Katar.

Die Aufgabe, die Bundestrainer Hansi Flick seinen allseits wieder Spaß bereitenden Mentalitäts-Männern nun stellt, ist derweil unmissverständlich: Schnellstmöglich alles klarmachen. Klarmachen könnte Flick übrigens auch einen Rekord: Mit vier Siegen und 14:1 Toren hat er einen Topstart hingelegt. Besser war bisher nur Vorgänger Joachim Löw, der 2006 mit fünf Siegen loslegte. Wichtig wäre ihm das Einstellen dieser Marke nicht. Flick will lieber den nächsten Entwicklungsschritt sehen. Auch wenn er mit der Leistung beim doch eher mühsamen Sieg gegen Rumänien schon sehr einverstanden war. Vor allem wegen des enormen Siegeswillens. Aber er sah auch Mängel: Ihm fehlte oft die Präzision beim letzten Pass und den Abschlussaktionen. Die Spieler, so fordert er nun, müssten "noch mehr füreinander da sein." Er wolle in Skopje wieder eine Mannschaft auf dem Platz sehen, "die begeistert" und "jeden mitzieht". Dabei gehe es auch abermals darum, Charaker zu zeigen.

Nun also Nordmazedonien und das klingt ja auch nicht wie der größte Schrecken, der vor einem auftauchen kann. Aber Obacht, die Erinnerung lehrt anderes. Denn Ende März dieses Jahres wurde Deutschland von den Osteuropäern böse abgestraft. Mit 1:2 ging das Hinspiel verloren und wenn die Ära Löw nicht eh schon am Tiefpunkt angekommen war, dann war es in Duisburg endgültig soweit. Nun hat sich die Lage aber verändert: Der Trainer ist ein anderer, die Stimmung hat sich ablehnend auf zuneigend gedreht. Und beim Gegner ist mit Goran Pandev die Legende abgetreten. Die Mannschaft ist im Umbruch. Deutschland weiß, was dieses Wort bedeutet.

Wie weit ist es noch zur Weltspitze?

Die Zeiten der Ansagen ohne Besserung ist vorbei. Das DFB-Team befindet sich vermutlich wirklich wieder auf dem Weg zurück in die Weltspitze. Da wollen alle hin. Vom Trainer über die Spieler bis hin zu Oliver Bierhoff. Der ist DFB-Direktor. An welcher Wegmarke man gerade so steht, weiß indes niemand. Zu schwach sind die bisherigen Gegner gewesen, um sehr seriös beurteilen zu können, was im kommenden Jahr möglich ist - in der Nations League, die findet im Sommer statt, und dann schließlich bei der WM. Ein paar richtige, gute Dinge sind erkannt: eine mutige Philosophie sowie eine hohe Leidenschaft und Einsatzfreude. Ein paar Probleme sind indes auch ausgemacht: Ein Stürmer fehlt und die Abwehr ist angesichts der riskanten Spielidee von Flick mit hohem Pressing noch nicht voll auf Flughöhe.

Dennoch wird es in der Viererkette wohl kaum Veränderungen geben. Antonio Rüdiger ist fit genug, um wieder neben Niklas Süle aufzulaufen. Auch Jonas Hofmann dürfte wieder eine Chance haben, seine Polyvalenz zu beweisen. Thilo Kehrer ist eh ein Gewinner unter Flick und wird es wohl bleiben. Spannend ist vor allem die Frage, was der Coach im Sturmzentrum plant. Setzt er wieder auf Timo Werner, der gegen Rumänien wieder unglücklich wirkte, zum nationalen Thema wurde und reichlich Kritik bekam?

Flick verteidigt Werner erneut

Die Kritik sei in den wuchtigen Ausprägungen indes nicht berechtigt gewesen, findet Flick am Tag vor dem Duell in der hitzigen Atmosphäre von Skopje. "Ich habe ihn explizit vor der Mannschaft gelobt für sein Engagement und seinen Einsatz", berichtete der Bundestrainer, der Werner beim Abschlusstraining in den Arm genommen hatte. "Timo erfüllt seine Aufgaben sehr gut." Räume aufreißen, in die Tiefe gehen - das könne Werner. Er habe "ein Näschen" für Torszenen, die abermals aufgekommenen Schwalben-Vorwürfe seien "nicht fair". Schon nach dem Spiel gegen Rumänien hatte der Trainer seinen Stürmer vehement verteidigt. Ein Einsatz, sehr wahrscheinlich. Und eine Entscheidung, die die Mannschaft mitträgt: Serge Gnabry befand: "Wir stehen alle hinter Timo." Werner sei "vielleicht nicht Lewandowski, der klassische Mittelstürmer. Aber er hat seine Qualitäten, schießt viele Tore ist schnell und macht gute Laufwege. Das ist genau so wichtig." Ob im Training oder im Spiel, Werner "gibt Gas, hängt sich rein, das ist das Wichtigste".

Und sonst so? Achja, über Thomas Müller könnte man noch kurz reden. Dessen Tor gegen Rumänien mit dem vogelwilden Laufweg war ja großes Thema. Womöglich könnte der Mann des FC Bayern in die Startelf rücken. Womöglich aber auch nicht. Denn die Konkurrenz ist groß. Unter anderem mit Marco Reus, den Flick auch sehr schätzt. Das formstarke Top-Talent Florian Wirtz (Bayer Leverkusen) scheint dagegen (noch) nicht der Mann der Wahl zu sein, wenn es um die Stammplätze geht. Das kann sich mit Blick auf Katar 2022 indes schnell ändern. Flick sagte in aller Nebulösität: "Wir werden eine Mannschaft hinstellen, die in der Lage ist, Nordmazedonien zu schlagen." Damit wäre das halbe Schicksal erfolgreich bearbeitet.

Quelle: ntv.de, tno

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