Meisterkrönung im Schnellcheck Für die Stimmung ist Bayern selbst verantwortlich
23.04.2022, 20:38 Uhr
Thomas Müller ist zum elften Mal deutscher Fußball-Meister.
(Foto: IMAGO/kolbert-press)
Der FC Bayern ist zum zehnten Mal in Folge Deutscher Meister, eine beeindruckende Leistung. Der Titel durch den Sieg im Klassiker gegen Borussia Dortmund ist aber auch ein dringend benötigter Stimmungsaufheller.
Was ist da in der Allianz Arena passiert?
"Bayern wird Meister, 3:1", hatte Lothar Matthäus vor dem Anpfiff bei Sky prophezeit und damit hatte der Rekord-Nationalspieler noch einmal prägnant auf den Punkt gebracht, worum es am sonnigen Abend in der Allianz Arena ging: Gegen Borussia Dortmund wollte sich der FC Bayern nach einer für eigene Maßstäbe reichlich verkorksten Saison (Pokal-Aus! Champions-League-Pleite! Lewandowski will vielleicht nicht mehr für den Klub spielen! Eine desaströse Jahreshauptversammlung, die sogar Uli Hoeneß sprach- und fassungslos machte!) zum Deutschen Meister machen. Zum zehnten Mal in Serie. Damit hätte man Juventus Turin (9 Titel) in der Rangliste der Serienmeister zurückgelassen und wäre weiter auf der Jagd auf Skonto Riga (Lettland) und Lincoln Red Imps (Gibraltar), die jeweils 14 nationale Meisterschaften hintereinander holten.
Vor allem ging es aber auch darum, sich einen kleinen Stimmungsaufheller zu verschaffen. "Aktuell trüben die letzten zwei Wochen schon das Stimmungsbild", hatte Julian Nagelsmann in der Woche vor dem Spiel gesagt. Was sich schön in das Bild einfügt, das längst viele Fußballfans von der Bundesliga haben, einem Wettbewerb, der zumindest an der Spitze längst keiner mehr ist: Für den FC Bayern ist der nationale Titelgewinn längst zur Pflicht geworden. Ob die Saison als gut oder schlecht eingeordnet wird, ist davon völlig entkoppelt.
Der Stimmungsaufheller im Spielfilm:
1. Minute: Es ist angerichtet! Das Spiel beginnt und beim Blick auf die Bank fällt auf: Unter den bestbezahlten Reservisten der Partie befinden sich nicht ausschließlich Profis des FC Bayern! Roman Bürki, der hoch bezahlte, aber wechselunwillige dritte Torwart des BVB steht erstmals in dieser Saison im Kader von Borussia Dortmund. Der Schweizer, längst ohne sportliche Zukunft bei Borussia Dortmund, soll etwa fünf Millionen Euro im Jahr verdienen. Leroy Sané würde sich für das Geld allerdings wohl nicht mal auf die Bank setzen.
6. Minute: Serge Gnabry bedient Leon Goretzka mit einem Chippass an der Kante des BVB-Fünfmeterraums, doch der Ball entgleitet dem Nationalspieler trotz eleganten Erstkontakts. Keine Chance, aber Goretzka fordert das Publikum gleich vehement auf, den Emotionspegel hochzuhalten.
15. Minute: TOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOR für den FC Bayern München! Eine Viertelstunde lang passiert nahezu nichts. Viel Ballbesitz für den FCB, wenig für den BVB, keine Chancen für beide. Dann bringt Gnabry den FC Bayern meisterlich in Titelstimmung: Eine Ecke legt Goretzka nur halb freiwillig zurück auf Gnabry. Der wundert sich kurz, dass er am Sechzehner lächerlich frei steht, legt sich den Ball selbst mit dem Oberschenkel auf und zimmert ihn dann aus dem Stand volley ins Tor. Den hätte nicht mal Roman Bürki gehalten.
19. Minute: Gerade wirkt es nicht völlig ausgeschlossen, dass das hier wieder mal ziemlich bitter werden könnte für den BVB. Nicht nur, weil man dem nationalen Rivalen später beim Feiern zuschauen muss, sondern weil der FC Bayern weitermacht: Gnabry wird auf der rechten Außenbahn freigespielt und flankt nach innen. Dort verpasst Lewandowski, der bisher noch gar keine Aktion hatte. Die Stimmung ist so prächtig, wie sie nach einer Dekade der nationalen Unantastbarkeit auch beim zehnten Meisterspiel noch sein kann.
24. Minute: Jetzt eskaliert es, wie damals bei dieser vogelwilden Treterei 2001, als Schiedsrichter Hartmut Strampe neun gelbe und drei rote Karten verteilt. Oder doch nicht? Emre Can schubst Alphonso Davies leicht an der Außenlinie, Bayerns Verteidiger fällt und dann passiert ... nichts. Weil Can Davies aufhilft und sich alles wieder sofort beruhigt. Das kennt man aus der Historie des Duells wirklich anders.
27. Minute: Da kann Erling Haaland mehr draus machen, aus sowas hat Haaland schon deutlich mehr gemacht: Der Stürmer wird von Julian Brandt mit einem Steilpass in den Sechzehner bedient, doch der norwegische Torjäger macht aus zehn Metern diesmal eben nichts draus. Das war eine ganz große Chance.
30. Minute: Kurz heißt es "Tor für den FC Bayern München". Stadionsprecher Stefan Lehmann feiert, das Publikum jubelt, Torschütze Serge Gnabry wird ausgerufen - und dann wird das Tor zurückgenommen. Thomas Müller reagiert zuvor schnell und schickt Kingsley Coman auf die Reise, über Umwege kommt der Ball zu Serge Gnabry, der einschiebt. Doch Coman steht knapp im Abseits. Gänsehautmoment: Die Fans beider Teams sind sich einig in ihren "Scheiß DFB!"-Gesängen.
34. Minute: TOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOR für den FC Bayern München! Anstatt sich lange zu ärgern, repariert der FC Bayern die kurze Missstimmung einfach prompt. Dortmunds Dan-Axel Zagadou leistet sich im Spielaufbau einen Ballverlust, der Trainer Marco Rose und alle, die es mit dem BVB halten, wahnsinnig machen dürfte. Kimmich erobert den Ball, Müller leitet weiter zu Lewandowski und der trifft. Was für eine Einladung. Die Party beginnt, die Stimmung wirkt für diesen Moment ungetrübt.
36. Minute: Bisweilen fragt man sich ja: Ist es Haaland oder ist es Marius Wolf, der dem Norweger in Haarpracht und Figur zumindest auf den ersten Blick nahe ist? Auf der Sechserposition, eigentlich deutlich näher an Wolfs natürlichem Habitat, ist es diesmal wirklich Mittelstürmer Haaland, der Teil des Spiels werden will. Ein starkes Indiz dafür, wie dominant der FC Bayern hier inzwischen ist.
40. Minute: Nun gibt es doch die erste Rudelbildung. Wolf fällt Thomas Müller, danach gehen Emre Can und Leon Goretzka in einen kleinen Infight. Viel Geschrei, Schiedsrichter Daniel Siebert pfeift zur Ordnung und verteilt zweimal Gelb: Einmal für Can, einmal für Marco Rose. Der Freistoß führt zu einer guten Kopfballchance, aber Goretzka verfehlt.
44. Minute: Der BVB hat gut und konzentriert begonnen, mutig. Zwar ohne sich Chancen zu erarbeiteten, aber auch dem FC Bayern hat man ordentlich Stress bereitet. Mit dem 0:1 änderte sich das Bild dann schlagartig: Die Fehler häuften sich, der Mut entwich aus der Mannschaft. Und Marco Rose muss seitdem fürchten, dass man hier nur noch Statist bei der frühzeitig gestarteten Meisterparty ist. Lewandowski darf noch weitestgehend unbedrängt aus 17 Metern aufs Tor schießen, dann ist Halbzeit.
Halbzeit, Seitenwechsel: Es ist die erwartet spannungsfreie Angelegenheit. Der FC Bayern, das gilt im Großen wie Kleinen, ist eben haushoch überlegen. Besonders, wenn der BVB nach München kommt. Acht Jahre ist es her, dass Dortmund bei Bayern punktete, die Trainer hießen noch Pep Guardiola und Jürgen Klopp, die Führung besogte Henrikh Mkhitaryan. Seitdem, heute sogar noch ausgenommen: null Punkte und 5:31 Tore.
50. Minute: War das der schlechteste Zweikampfversuch, den der so zuverlässige, so präzise, so unantastbare Joshua Kimmich je gewagt hat? Julian Brandt spielt einen Pass in den Sechzehner, Marco Reus ersprintet ihn sich mit einem schnellen Schritt - und Kimmich, diese menschgewordene Zuverlässigkeit mäht Reus einfach um. Es gibt Elfmeter.
52. Minute: TOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOR für Borussia Dortmund! Nachdem erst Reus länger unter Schmerzen im Strafraum liegt, es großes Geschiebe und Diskussionen um den besten Platz in der Nähe des Schützen gibt, versenkt Emre Can den Elfmeter souverän. Borussia Dortmund ist dran ...
54. Minute: ... und bleibt dran. Haaland bedient Reus, der den Ball aus etwas zu spitzem Winkel aufs Tor bringt. Doch Neuer rettet.
55. Minute: Wieder Haaland auf Reus, wieder das Tor vor Augen. Doch von der Seite kommt Lucas Hernandez herangeflogen und klärt mit einer wunderbaren Grätsche. Im Moment ist ein völlig verwandelter BVB hier doch sehr überraschend nahe dran, den Stimmungskiller zu geben. Eine Meisterfeier beim FSV Mainz 05 am kommenden Wochenende wäre doch deutlich weniger glanzvoll als daheim nach einem Sieg im Spitzenspiel.
60. Minute: Der nächste Elfmeter für den BVB? Jude Bellingham wird im Strafraum von Benjamin Pavard getroffen, der in der selben Bewegung auch den Ball berührt. Die Situation wird überprüft, aber es bleibt dabei: Kein Elfmeter. Und das ist wohl eine Fehlentscheidung.
61. Minute: Jetzt will auch der FC Bayern einen Elfmeter. Nach einer Hereingabe von Gnabry soll Raphael Guerreiro mit der Hand am Ball gewesen sein. Aber Siebert winkt ab.
67. Minute: Jamie Bynoe-Gittens kommt bei Borussia Dortmund. Der Engländer ist erst 17 Jahre alt und macht hier auf der ganz großen Bühne sein zweites Bundesligaspiel. Der Teenager war im Herbst von Manchester City zum BVB gewechselt. Hat hier jemand "Jadon Sancho" gesagt?
69. Minute: Von einem Debakel für den BVB sind wir hier längst weit entfernt, inzwischen würde sich der FC Bayern schlicht über die Vorentscheidung freuen. Der kam er gerade ganz nahe, aber Marvin Hitz, der den verhinderten Gregor Kobel im Dortmunder Tor vertritt, pariert aus kurzer Distanz stark gegen Lewandowski.
80. Minute: In den letzten Minuten hatte der FC Bayern das wilde Spiel wieder mit viel Ballbesitz etwas befriedet, dann kommt der BVB doch wieder mal zu einer Chance: Bynoe-Gittens spielt einen klugen Pass auf Haaland, dessen abgefälschten Schuss lenkt Manuel Neuer um den Pfosten.
81. Minute: Und wieder Haaland! Doch der Norweger wird das voraussichtlich vorerst letzte direkte Torjäger-Duell mit Lewandowski wohl verlieren. Nach einer Flanke von Brandt kommt Haaland vor Dayot Upamecano an den Ball, jagt seinen Volley aber drüber.
83. Minute: TOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOR für den FC Bayern München! Jamal Musiala gibt das Startsignal zur Meisterfeier. Erst scheitert der 18-Jährige noch an Hitz, dann verpasst es Guerreiro, den Abpraller entscheidend zu klären, über den eingewechselten Marcel Sabitzer flippert der Ball zurück zu Musiala, der entschlossen einschießt. An der Seitenlinie eskaliert Julian Nagelsmann. Für den 34-Jährigen ist es der erste Meistertitel.
84. Minute: Das Volk singt in Dauerschleife, der FC Bayern spielt es offensiv zu Ende - von gedämpfter Stimmung ist hier nichts zu spüren.
90. +3 Minute: Niklas Süle bekommt noch ein paar Minuten Spielzeit. Süle wird sich mit dem Titel verabschieden. Zum BVB.
Und dann ist es vorbei: Der FC Bayern München ist deutscher Fußball-Meister, zum zehnten Mal in Serie. Was für eine Leistung. Auch wenn es vielen Fußballfans keinen Spaß macht, wenn es den Wettbewerb an sich in Frage stellt: Es ist natürlich verdient, es ist bemerkenswert. Und blickt man auf Julian Nagelsmann und viele der in Feierlichkeiten überaus routinierten Spieler, stellt man fest: Es ist eben keine Selbstverständlichkeit, auch wenn es eben - es ist ein bisschen pervers - lediglich das Minimalziel ist, das man als FC Bayern erreichen muss. Der Rest ist dann wieder Routine: Vorbereitete Meistershirts und Bierduschen. Die Schale gibt es heute noch nicht.
Ein sichtbar euphorischer Thomas Müller brüllt dann noch ins Sky-Mikrofon, dass sich "in den letzten Tagen viel Frust angesammelt" habe, "den wir uns heute von der Seele gespielt haben." Die Stimmung beim FC Bayern, sie ist zumindest für den Moment wieder in Ordnung. Ob sie die Analyse der gesamten Saison übersteht, wird sich zeigen. Bemerkenswert: Robert Lewandowski, der seit Wochen an einer oder wahrscheinlich gegen eine Vertragsverlängerung arbeitet, steht lange Augenblicke alleine auf dem Rasen und schaut ins Rund. Wie einst Kaiser Franz im Stadio Olimpico von Rom nach dem deutschen WM-Titel 1990. Wenig später nahm Beckenbauer Abschied vom DFB.
So wars im Stadion: Für große Aufregung im Vorfeld war kaum Zeit. Zu klar verteilt die Machtverhältnisse, zu einseitig Bilanz und zu lang die Reise für die Dortmund-Fans für die große Demütigung im Münchener Stadion. Während Teile der Münchener Fanszene zum 4:2 der zweiten Mannschaft in Rain/Lech gereist waren, um dann zwar pünktlich, aber auch wenig euphorisiert ins Stadion zu kommen, hatte der BVB Probleme, alle Auswärtstickets an den Mann zu bringen. Noch am Morgen suchten unzählige Karten Abnehmer. Das jedoch hinderte die Anreisenden an diesem Frühlingstag in München nicht daran, schon lange vor Anpfiff in Erinnerung zu schwelgen. Dortmund ist in München so schlecht wie der HSV, war das Fazit.
An den verschiedenen Mikrofonen der übertragenden Sender gab es Legenden-Stau. Der US-Sender ESPN hatte besonders dick aufgefahren. Arne Friedrich und Bastian Schweinsteiger standen als Experten zur Verfügung, der kommende starke Mann beim BVB, Sebastian Kehl, umarmte die ehemaligen Nationalmannschafskollegen vor seinem Interview. Im Hintergrund schlawinerte Lothar Matthäus übers Feld und auf den Tribünen brachten sich die Fans in Stellung. Die waren beileibe nicht nur aus Deutschland angereist. Sie kamen aus Polen, Spanien, Italien und auch in den USA. International hat der Klassiker trotz der unglaublichen Dominanz der Bayern weiterhin einen anderen Stellenwert.
Neben dem internationalen Flair dieser Partie fiel mal wieder auf, wie tief verankert beide Klubs in Deutschland sind. Sie trug BVB und er FCB oder andersrum. Von Hass oder einer größeren Rivalität kann sicher nicht die Rede sein und so pfiffen die jeweiligen Fangruppierungen auch mehr oder wenig pflichtschuldig, als die Gegner zum Aufwärmen auf das Feld kam. Wenige Minuten vor Anpfiff vereinte der Applaus der Fans sich sogar. Da ging es um die Hilfsaktionen der Vereine für die von Russland im Februar angegriffene Ukraine. Die Reihen füllten sich erst kurz vor Spielbeginn. Es war angerichtet. Das Matchball-Spiel der Bayern konnte beginnen.
Als den Bayern die Meisterschaft mit dem 2:0 durch Lewandowski eigentlich nicht mehr zu nehmen war, breitete sich eine gewisse Vorfreude in der Arena aus. War die Südkurve mit dem harten Kern der Bayern-Fans in den ersten 45 Minuten noch verhalten, so wehten die zweite Halbzeit über die Fahnen und die Gesänge wurden immer lauter. Verzweifelt stemmten sich erst die BVB-Fans mit einem Dauersingsang gegen die drohende Demütigung und dann auch das Team von Trainer Marco Rose.
Nach dem Anschlusstreffer durch einen Can-Elfmeter und den zwei großen Reus-Chancen kurz darauf, entwickelte sich auf dem Rasen wenigstens für einige Minuten eine hitzige Schlacht. Reihenweise lagen Spieler beider Mannschaften nun auf dem Grün, die Anspannung der Münchener Anhänger war merklich zu spüren. Plötzlich hatten sie eine Meisterschaft zu verlieren. Wenigstens in diesem Spiel.
Es blieb ein kurzes Frühlingserwachen des BVB. Eine Pavard-Aktion gegen Bellingham hielt einem VAR-Check nicht stand. Dann nahmen beide Teams n die Lautstärke der Ränge auf. Erstmals an diesem Abend entstand so etwas wie Fußball-Atmosphäre. Auch Schiedsrichter Siebert rückte zwischenzeitlich in den Vordergrund. Seine Entscheidungen wurde mit misstrauischem Raunen begleitet, besonders als BVB-Keeper Hitz bei einer Abwehraktion Hernandez abräumte.
Das Spiel trudelte nach dieser Aktion langsam aus. Ein paar vielversprechende Aktionen der Bayern versandeten letztendlich und so zogen in der 75. Minute Ordner vor Südkurve auf. Bloß kein Platzsturm. Davon war bis dahin jedoch wenig zu spüren. Überraschend war das Spiel zu diesem Zeitpunkt eben noch nicht entschieden, trotz des Dortmunder Rumpfkaders, trotz der 2:0-Pausenführung. Jetzt aber schunkelten und hüpften die Bayern-Fans sich warm. Außerhalb des Stadions dämmert es, Haaland hat noch ein paar verzweifelte Abschlüsse und für Coman und Müller kommen Sabitzer und Sané. Auch sie sollen feiern.
Wie auf der Südkurve, in der die Anhänger ihre Schals präsentieren, eine gute Zeit haben. Niemand zweifelt mehr an der Meisterschaft, die Musiala in der 83. Minute besiegelt. Smartphones werden gezückt, um den magischen Moment festzuhalten. Noch mehr Ordner ziehen auf. Das Stadion singt "Deutscher Meister wird nur der FCB". Es ist 20:15 Uhr. Noch einmal folgt ein bunter Gassenhauer-Mix, alle stehen. Um 20:24 Uhr macht es Schiedsrichter Daniel Siebert offiziell. Die Party beginnt.
Und wo spielt eigentlich Erling Haaland nächste Saison?
Michael Zorc ließ sich am Sky-Mikrofon nur bedingt locken – und wusste vermutlich genau, dass seine Andeutungen nun frei interpretiert werden. Es würde ihn "nicht komplett überraschen", sagte der am Saisonende scheidende BVB-Sportdirektor, wenn Erling Haaland in die Premier League wechseln würde. Das Interesse von Manchester City ist bestens belegt, auch angebliche Gehaltsangebote mit absurd vielstelligen Zahlen machten schon die Runde. Dass der Ausnahmestürmer mithilfe seiner Ausstiegsklausel die Bundesliga verlässt, gilt längst als ausgemachte Sache.
In Dortmund ist er nach wechselhaften, teils lustlos wirkenden Leistungen in diesem Frühjahr ohnehin nicht mehr bei allen Fans gut gelitten. Stattdessen wird unter BVB-Fans diskutiert, wer denn an Haalands Stelle in der kommenden Saison die Tore schießen soll – wahrscheinlichster Kandidat dafür ist Karim Adeyemi, dessen Wechsel aus Salzburg allerdings auch noch nicht offiziell ist. "Ich habe auch sehr viel gelesen, was wir schon gemacht haben, was schon unterschrieben ist", sagte Zorc dazu – wohlwissend, wozu seine Worte führen.
Die Reaktionen aus dem Bayern-Lager:
Bayern-Kapitän Manuel Neuer: "Wir sind richtig happy. Schöner wäre es natürlich mit der echten Schale, wenn man zuhause gegen so eine tolle Mannschaft wie Dortmund spielt und die Meisterschaft für sich entscheidet. (...) Das war für uns am Ende wichtig, dass wir es nach dem Ausscheiden gegen Villarreal vernünftig abschließen. Es waren 75.000 Zuhause in der Allianz Arena. Das wollten wir uns auf gar keinen Fall nehmen lassen."
Bayern-Trainer Julian Nagelsmann: "Wir haben ein gutes Spiel gemacht, sind verdient Meister geworden. Wenn wir heute nicht gewonnen hätten, wäre das ein kleiner Dämpfer gewesen, der unnötig gewesen wäre. Ich habe vorher gesagt: Der Rahmen gibt sehr viel vor heute, deshalb haben wir es Gott sei Dank heute gemacht."
Thomas Müller sagte Sky: "Wir wollten es heute unbedingt. Wir konnten uns den Frust gut von der Seele spielen - alles wunderbar jetzt. Wir haben einen tollen Kader, wir haben super Spieler, aber du musst es erstmal immer wieder auf den Platz bringen. Wir sind zwölf Punkte weg von unserem schärfsten Verfolger Dortmund. In der ersten Halbzeit haben wir schon gezeigt, was Sache ist."
Quelle: ntv.de