Fußball

"Tausend Millionen Mal besser" Guardiola verteidigt dominanten FC Bayern

Guardiola in Jubelpose: Es hätte schlechter laufen können für den spanischen Trainer und den FC Bayern.

Guardiola in Jubelpose: Es hätte schlechter laufen können für den spanischen Trainer und den FC Bayern.

(Foto: imago/Ulmer)

Gegen Donezk feiert der FC Bayern einen der höchsten Siege in der Champions League und steht im Viertelfinale. Ein Spaziergang? Davon will Trainer Guardiola nichts wissen. Lieber lobt er sich für seinen Mut.

Selbstverständlich war Josep Guardiola zufrieden. Sein FC Bayern hatte gerade in München mit 7:0 (2:0) gegen Schachtjor Donezk gewonnen und nach dem torlosen Remis im Hinspiel dieses Achtelfinals die Runde der besten acht Fußballmannschaften der Champions League erreicht. "Die Spieler haben überragend gespielt. Wir haben keine Torchance zugelassen. Von Anfang an haben wir gesehen: Die Mannschaft war da. Gratulation!"

Was gab es da noch zu meckern? Nun, man musste nur anklingen lassen, dass die Spieler des ukrainischen Meisters am Mittwochabend vielleicht nicht ganz so überragend gespielt hatten und dass es sicherlich kein Nachteil für die Bayern war, dass sie nach dem Platzverweis des Donezker Verteidigers Olexandr Kutscher 87 Minuten mit einem Spieler mehr bestreiten durften. Mit diesen Thesen war der Trainer des FC Bayern aber ganz und gar nicht zufrieden. "Ja klar, mit Zehn gegen Elf ist es ein bisschen einfacher." Aber: Grundsätzlich "war es nicht einfach. Champions League ist immer schwer". Und: "Manchmal ist Zehn gegen Elf nicht einfach." Schließlich könne man auch in Überzahl viel falsch machen. Haben seine Spieler aber nicht, sondern den Gegner erst recht und munter in Grund und Boden kombiniert.

"Badstuber ist mein persönlicher Held"

München - Donezk 7:0 (2:0)

Tore: 1:0 Müller (4./Foulelfmeter), 2:0 Boateng (34.), 3:0 Ribéry (49.), 4:0 Müller (52.), 5:0 Badstuber (63.), 6:0 Lewandowski (75.), 7:0 Götze (88.)
FC Bayern München: Neuer - Rafinha, Boateng, Badstuber (67. Dante), Alaba - Schweinsteiger - Robben (19. Rode), Müller, Götze, Ribéry (59. Bernat) - Lewandowski
Donezk: Pijatow - Srna, Kutscher, Rakizki, Schewtschuk - Fred, Stepanenko - Taison (9. Kryvtsov), Teixeira (70. Ilsinho), Costa (79. Wellington) - Adriano
Schiedsrichter: William Collum (Schottland)
Zuschauer: 70.000 (ausverkauft)
Rote Karte: Kutscher nach Notbremse (3.)

Am Ende standen 74 Prozent Ballbesitz, 25:3 Torschüsse - und eben 7:0 Treffer. Bei dieser Dominanz - ist es nicht doch so, Herr Guardiola, dass Ihre Aussage vor der Partie, Donezk wäre in der in der Bundesliga ein Kandidat auf den Titel, ein wenig hochgegriffen war? "Mit großem Respekt", sagte der Katalane, "ich kenne Schachtjor Donezk tausend Millionen Mal besser als Sie." Um nicht zu sagen: eine Milliarde Mal besser. Er blieb dabei: Seine Elf hatte keinen schlechten Gegner geschlagen, das wollte er sich partout nicht einreden lassen. Tatsächlich war es aber so, dass sich die Leistung des Gegners einer ernsthaften Bewertung entzog, weil die Partie nach drei Minuten entschieden war, nach der Roten Karte und dem Strafstoß, den Thomas Müller zur Führung nutzte.

Ganz nebenbei war Kutschers Platzverweis nach zwei Minuten und 33 Sekunden der frühste in 23 Jahren Königsklasse. Dem FC Bayern jedenfalls hat das "voll in die Karten gespielt", wie Holger Badstuber sagte. "Dann haben wir das eiskalt ausgenutzt." Überhaupt Badstuber. Das ist eine gute Geschichte. Nicht nur, dass der Innenverteidiger nach all seinen Verletzungen erstmals seit zweieinhalb Jahren bei einem Champions-League-Spiel in der Startelf stand. Er machte zudem seine Sache an der Seite von Jérôme Boateng überragend. Mal abgesehen davon, dass es nicht allzu häufig etwas zu verteidigen gab. Auch deshalb hatte Badstuber wohl die Muße, sein erstes Tor in der Königsklasse überhaupt zu erzielen. Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge lobte: "Holger Badstuber ist mein persönlicher Held. Er war drei Mal so schwer verletzt, hat sich immer wieder zurückgekämpft und heute so ein Tor gemacht."

Kollege Bastian Schweinsteiger zeigte sich ähnlich euphorisiert: "Ich bin froh, dass Holger Badstuber zurück ist. Er ist ein super Fußballer und hat eine tolle Persönlichkeit. Er ist nicht nur für den FC Bayern wichtig, sondern auch für Deutschland." Und Guardiola konstatierte: "Wir sind sehr zufrieden mit Holger. Sein Blick für den Pass ist exzeptionell." Und noch einmal: "Ex-zep-tio-nell!" Doch was sagte der Gefeierte? Er gab sich bescheiden. "Es fühlt sich immer besser an und ich versuche mich reinzuhauen, zu lernen von den Mitspielern und vom Trainer. Das ist das Einzige, was zählt." Dazu fiel seinem Trainer doch noch was ein: "Wichtig ist, dass er weiter gesund bleibt und spielen kann."

Aber nicht nur mit ihm war Guardiola zufrieden. Sondern auch mit sich selbst. Schließlich hatte er die Richtung vorgegeben und mit Arjen Robben, den er nach 19 Minuten mit einem eingeklemmten Nerv auswechseln musste, Mario Götze, Müller, Ribéry und Robert Lewandowski fünf Offensivkünstler aufgestellt. Und mit Schweinsteiger nur einen Defensivstrategen im Mittelfeld. Das war durchaus riskant, weil er vorher nicht wissen konnte, dass der Gegner so früh einen Spieler verliert. Und weil er doch zuvor gewarnt hatte, wie gefährlich Donezk bei Kontern sei. Aber es hat ja geklappt. "Es war das erste Mal in meiner Karriere, dass ich ein wichtiges Spiel mit fünf Stürmern gespielt habe." Sprach’s und schaute dabei so, als wolle er sagen: "Das soll mir erst mal einer nachmachen."

Quelle: ntv.de

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