Fußball

Klub fühlt sich von Stadt übergangen HSV verhindert Zeltstadt für Flüchtlinge

In der Erstaufnahmeeinrichtung Schnackenburgallee leben derzeit 1300 Menschen. Für die Aufnahme weiterer Flüchtlinge braucht es dringend neue Unterbringungsmöglichkeiten.

In der Erstaufnahmeeinrichtung Schnackenburgallee leben derzeit 1300 Menschen. Für die Aufnahme weiterer Flüchtlinge braucht es dringend neue Unterbringungsmöglichkeiten.

(Foto: picture alliance / dpa)

In Hamburg gibt es einen gewaltigen Engpass bei der Unterbringung von Flüchtlingen. Die Stadt will daher eine Parkplatzfläche des Bundesligisten Hamburger SV anmieten. Der verhindert das. Doch der Klub will nicht als Sündenbock dastehen und wehrt sich.

Der Fußball-Bundesligist Hamburger SV verhindert eine Zeltstadt zur Unterbringung zusätzlicher Flüchtlinge. Wie das "Hamburger Abendblatt" berichtet, hat der Klub der Stadt untersagt, eine Unterkunft auf einem Parkplatz in der Nähe des Stadions einzurichten. Dem Bericht der Zeitung zufolge soll die Innenbehörde eine entsprechende Unterlassungserklärung erhalten haben. Der Aufbau von Zelten sei gestoppt worden.

Der HSV-Vorstandsvorsitzende Dietmar Beiersdorfer wehrt sich gegen die Kritik. Er sagt es gehe "nicht um die Frage, ob weitere Flächen zur Verfügung gestellt werden, sondern wo".

Der HSV-Vorstandsvorsitzende Dietmar Beiersdorfer wehrt sich gegen die Kritik. Er sagt es gehe "nicht um die Frage, ob weitere Flächen zur Verfügung gestellt werden, sondern wo".

(Foto: imago/MIS)

Die kleine Zeltstadt hätte auf einer Fläche errichtet werden sollen, auf der sonst 400 Fahrzeuge Platz finden. Der Parkplatz in der Nähe der Heimspielstätte des HSV befindet sich neben der Erstaufnahmeeinrichtung Schnackenburgallee. Die Aufnahmeeinrichtung war auf einem ebenfalls vom Bundesligisten gepachteten Parkplatz für etwa 300 Autos eingerichtet worden.

In der Erstaufnahmeeinrichtung Schnackenburgallee sollen derzeit rund 1300 Flüchtlinge leben. Weil es aber immer mehr Migranten in die Hansestadt zieht, wollte die Stadt nun weitere Zelte zur Unterbringung errichten. Doch das hat der Klub untersagt. Bei der Stadt seien die Mitarbeiter sehr verärgert über das Vorgehen des HSV. Der Verein habe die Flächen von der Stadt gepachtet und nutze sie nur an wenigen Tagen im Jahr, heißt es im "Abendblatt".

Bereits jetzt so viele Flüchtlinge wie gesamten letzten Jahr

Wie die Sozialbehörde berichtet, mussten in den ersten sechs Monaten dieses Jahres 5725 Flüchtlinge in Hamburg öffentlich untergebracht werden - genauso viele wie im gesamten vergangenen Jahr. Daher gebe es aktuell einen gewaltigen Engpass bei deren Unterbringung, sodass bereits Zelte und Sanitäreinrichtungen in Grünanlagen aufgebaut werden mussten.

Wie HSV-Mediendirektor Jörn Wolf gegenüber dem "Abendblatt" erklärte, habe der Klub der Stadt eine Alternative zur Unterbringung der Migranten vorgeschlagen. Demnach gibt es eine weitere Parkplatzfläche an der Luruper Chaussee, die der Klub bereitstellen wolle. Die Stadt soll darauf entgegnet haben, es sei nicht einfach, dort sanitäre Anlagen für die Flüchtlinge zu errichten.

Unterdessen hat der Hamburger SV auf seiner Internetseite eine umfangreiche Stellungnahme abgegeben. Darin wehrt sich der Vorstandsvorsitzende Dietmar Beiersdorfer gegen die Kritik, sein Verein begegne Flüchtlingen mit Ablehnung. "Wir sind uns der Flüchtlingsproblematik in vollem Umfang bewusst und kooperieren jetzt, in der Vergangenheit und auch in Zukunft in vollem Umfang mit der Stadt Hamburg, um unserer Verantwortung als HSV und als Gesellschaft gerecht zu werden", heißt es. Bei der geplanten und nötigen Erweiterung der Erstaufnahmeeinrichtung gehe es auch "nicht um die Frage, ob weitere Flächen zur Verfügung gestellt werden, sondern wo". In der kommenden Woche soll es weitere Gespräche geben.

Quelle: ntv.de, tno

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