Fußball

"Ob er glücklich wäre?" Haaland arbeitet im Rekordtempo an seiner Legende

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(Foto: IMAGO/Action Plus)

Pep Guardiola ist nicht überrascht, der Rest staunt einfach: Erling Haaland stürmt im Rekordtempo durch die Premier League. Mit seinem zweiten Hattrick hintereinander stellt der Norweger eine erste Bestmarke auf.

Gut 70 Millionen Euro musste Manchester City für Erling Haaland an Borussia Dortmund überweisen. Finanziell ist das im internationalen Transfergetöse nicht mal mehr ein Grundrauschen. Dass der norwegische Torjäger ein Vielfaches davon wert ist, wusste jeder. Die internationalen Topklubs und auch der BVB, der seinem Superstar eine entsprechende Ablösesumme in den Vertrag schreiben musste, um ihn wenigstens zweieinhalb Jahre in der Bundesliga halten zu können. Seit wenigen Wochen spielt der 22-Jährige nun unter Pep Guardiola in der Premier League und spielt seine Transfersumme ganz schnell wieder ein. Und zwar in Rekordgeschwindigkeit.

Beim 6:0 des Meisters gegen den ambitionierten Aufsteiger Nottingham Forest, der sich vor der Saison für rund 160 Millionen Euro verstärkt hatte, erzielte Haaland bereits die Saisontore sieben, acht und neun - am Ende eines wieder beeindruckenden Auftritts stand der zweite Hattrick im fünften Spiel. Damit knackte der Norweger den Rekord von City-Legende Sergio Agüero, der einst nach dem fünften Spieltag acht Treffer auf dem Konto hatte. Alle 43 Minuten trifft der Neuzugang aus der Bundesliga.

Und das Tempo, das Haaland vorlegt, sorgt für reichlich Staunen auch bei Englands Fußball-Idol Gary Lineker: "So wie Haaland loslegt, wird er vor Kane den Rekord von Shearer holen", schrieb der frühere Weltklasse-Stürmer bei Twitter. Mit 260 Toren ist Alan Shearer Führender der ewigen Torjägerliste der Premier League. Harry Kane (Tottenham) ist als derzeit bester noch aktiver Stürmer mit 187 Toren Vierter. "Ich wiederhole: Dieser Kerl wird praktisch jeden Rekord brechen, den es gibt", twitterte die ehemalige englische Fußball-Legende Michael Owen.

"Weiß nicht, ob er glücklich wäre ..."

Sein Trainer Pep Guardiola dagegen ist gar nicht überrascht, dass der Edeleinkauf sofort auf höchstem Niveau abliefert. "Was er in Norwegen, Österreich und Deutschland gemacht hat, macht er auch hier", sagte der Coach, der beim FC Barcelona, dem FC Bayern und nun seit vier Jahren bei Manchester City mit den größten Stars des Weltfußballs arbeitet. Im Angesicht von Haalands Überschallperformances in Serie tritt der Welttrainer aber auch vorsichtig auf die Bremse: "Man will immer alles sofort, manchmal braucht es aber Zeit und Ruhe. Je besser wir spielen, desto mehr Chancen hat er, um Tore zu machen." Und: "So wie ich ihn kenne, weiß ich nicht, ob er glücklich wäre, Rekorde zu brechen, wenn wir keine Titel gewinnen würden. Aber wenn ihm die Rekorde dabei helfen, ist es gut."

Der ehemalige walisische Verteidiger Ashley Williams sagte gegenüber BBC Match of the Day: "Er ist im Moment ein echtes Problem für die Liga. Es ist schwierig, gegen ihn zu spielen, und er ist ein kompletter Stürmer - er hat alles." Das Spiel gegen Nottingham war nicht nur wegen der Tore ein beeindruckender Beweis, wie schnell und wie nachhaltig Haaland in der kaum zu überschätzenden Premier League angekommen ist. Der Stürmer findet atemberaubend schnell die Räume, die ihm das Spiel seiner hochkarätigen Nebenleute eröffnet, er lässt auch die selbst auf Hochgeschwindigkeit geeichten Verteidiger der Liga auf den ersten Metern schlecht aussehen - und er nutzt eben auch die Chancen, die sich ihm eröffnen.

Haaland tut Haaland-Dinge, wie zuvor in Norwegens Eliteserien, in Österreich und in der Bundesliga. "Er ist brillant. Er hat alles, was man braucht", schwärmte denn auch Forest-Trainer Steve Cooper. Und der ehemalige englische Nationalspieler Dion Dublin ist sich sicher: "Man City hat im Moment den besten Stürmer der Welt. Wenn er in der Premier League bleibt, wird er jeden Rekord brechen." Haaland selbst beschreibt seinen Saisonstart schlicht: "Es läuft gut so weit. Ich kann nicht klagen", sagte er nach seinem zweiten Dreierpack innerhalb einer Woche.

Eine unangreifbare Legende

Einen Rekord hat Haaland in seinen ersten Wochen in der Stadt Manchester Citys Rekordtorschützen Sergio Agüero, der in 390 Spielen für die Skyblues 260 Mal traf, also schon abgejagt. Eines kann er dem Argentinier allerdings nicht nehmen, ist sich sogar Guardiola sicher: Haaland wird nie den Stellenwert in der Klubgeschichte erreichen, den der über die Maßen verehrte Vorgänger innehat. "Sergio ist eine Legende", sagte Guardiola. "Niemand kann ihm seine Position in den Herzen der City-Fans nehmen, seitdem er das wichtigste Tor der jüngeren Klubgeschichte schoss."

Gleich in seiner ersten Saison schoss Agüero Manchester City mit einem Treffer tief in der Nachspielzeit des letzten Saisonspiels 2011 zur ersten Meisterschaft seit 44 Jahren. Er gewann mit Manchester insgesamt viermal die Meisterschaft, fünfmal den Liga-Pokal und einmal den FA-Cup, 2021 wurde sein Vertrag nicht mehr verlängert, wenige Monate nach seinem Abschied musste der Stürmer seine Karriere nach einem Zusammenbruch auf dem Platz unter Tränen wegen Herzproblemen beenden. "Sergios Beitrag für Manchester City in den letzten zehn Jahren kann nicht genug betont werden", sagte Klubchef Khaldoon Al Mubarak bei Agüeros Abschied. Es werde eine Statue von dem legendären Stürmer errichtet werden. An seiner eigenen Statue arbeitet nun auch Erling Haaland. Der Anfang ist bereits gemacht. In Rekordzeit.

Quelle: ntv.de, ter

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