Fußball

So läuft das Duell mit Neapel Hecking weckt Wolfsburger Schnarchnasen

Dieter Hecking musste seine Jungs noch einmal ordentlich aufrütteln vor dem Spiel gegen den SSC Neapel.

Dieter Hecking musste seine Jungs noch einmal ordentlich aufrütteln vor dem Spiel gegen den SSC Neapel.

(Foto: picture alliance / dpa)

Der VfL Wolfsburg ist eine Spitzenmannschaft. Das sagt Dieter Hecking immer wieder. Ob das stimmt, zeigt sich heute gegen Neapel in der Fußball-Europaliga. Denn der Trainer sagt auch: Ein Titel soll es in dieser Saison schon sein.

Worum geht’s?

Die Wolfsburger möchten in dieser für sie außergewöhnlich starken Saison unbedingt einen Titel gewinnen, das haben sie und ihr Trainer Dieter Hecking oft genug betont. Und da die zweitbeste Fußballmannschaft des Landes in der Bundesliga den FC Bayern zumindest in dieser Spielzeit nicht mehr einholen wird, bleiben ihnen zwei Chancen: Am 29. April spielen sie im Halbfinale des DFB-Pokals beim Drittligisten Arminia Bielefeld. Und heute (ab 21 Uhr im Liveticker bei n-tv.de) ist der SSC Neapel, der Tabellenvierte der Serie A, zu Gast im Stadion am Mittellandkanal. Das Hinspiel im Viertelfinale der Europaliga steht an, bevor es genau eine Woche später, am 23. April, zum Rückspiel in den Süden Italiens geht.

Wie stehen die Vorzeichen?

So könnten sie spielen

Wolfsburg - Neapel, 21 Uhr

VfL Wolfsburg: Benaglio - Vieirinha, Naldo, Knoche, Rodriguez - Luiz Gustavo, Guilavogui, Caligiuri, De Bruyne, Schürrle - Dost. - Trainer: Hecking

SSC Neapel: Andujar - Maggio, Albiol, Koulibaly, Strinic - Inler, Gargano - Callejon, Hamsik, Mertens - Higuain. - Trainer: Benítez

Schiedsrichter: Antonio Mateu Lahoz (Spanien).

Wie die "Wolfsburger Allgemeine" zu berichten wusste, sah sich der Trainer am Dienstag genötigt, seine Spieler sanft darauf hinzuweisen, dass es nun so richtig ernst wird für den VfL. "Jetzt werdet endlich mal wach!", rief Hecking seinen Profis zu, als die es beim Training doch allzu schnarchnasig angehen ließen. "Da muss ich dann eben auch mal etwas lauter werden." Mittelfeldspieler Daniel Caligiuri findet das völlig in Ordnung: „Unser Trainer ist eher ein Kumpeltyp. Aber er kann auch ganz schön dazwischen hauen. Das finde ich völlig in Ordnung, sonst geht es nicht in unsere Köpfe rein.“ Mittlerweile sind also alle Mann wieder hellwach. Und das tut auch Not. Denn: "Mit Neapel haben wir eine sehr harte Nuss", sagt Hecking. Aber: "So, wie wir im Moment aufgestellt sind, traue ich meiner Mannschaft zu, dass wir die Hürde schaffen". Schließlich sei grundsätzlich jedem im Verein bewusst, worum es in dieser entscheidenden Phase der Saison geht: "Einen Strich unter die Saison werden wir erst machen, wenn alles vorbei ist. Dann wird man sehen, ob aus unserer guten Bilanz noch eine deutlich bessere geworden ist." Und da war sie wieder, die Sehnsucht nach einem Titel.

Wie ist der VfL Wolfsburg drauf?

Sie mögen ja bisweilen ein wenig schläfrig sein. Aber gut informiert sind sie, die Spieler des Vereins für Leibesübungen. So weiß der niederländische Angreifer Bas Dost: "Das wird ein ganz anderes Spiel als am Samstagabend, weil Neapel eben kein HSV ist." Dem lässt sich nichts oder nur noch wenig hinzufügen. Stehen doch die Hamburger seit diesem 0:2 gegen Wolfsburg am Tabellenende der Bundesliga. Schon klar, dass die Neapolitaner da ein ganz anderes Kaliber sind. Dementsprechend motiviert und angriffslustig zeigt sich der Kollege Dost: "Ich habe sehr viel Lust auf dieses Spiel. Und ich glaube, meinen Mannschaftskollegen geht das nicht anders - wir werden Gas geben."

Wie läuft's beim SSC Neapel?

Ganz gut, wie Wolfsburgs Manager Klaus Allofs konstatiert: "Mit Neapel und Wolfsburg stehen sich zwei Mannschaften gegenüber, die ihre Stärke in der Offensive haben. Für ein italienisches Team ist das nicht normal. Wir sind beeindruckt von dem Spiel, das Rafael Benitéz spielen lässt. Sie sind auf jeden Fall stärker als Inter, wir können Schwierigkeiten bekommen." Wie so oft im Fußball könnte ein anderes Problem sein, dass der SSC genau das anstrebt, was die Wolfsburger auch wollen - einen Titel nämlich. In der Champions League war Neapel bereits in der Qualifikation an Athletic Bilbao gescheitert, aber die Europaliga tut's zu Not auch. Und so steht der Klub erstmals seit 26 Jahren im Viertelfinale eines Europapokals. Für die Spieler gilt vor diesem Hinspiel: Keine Familien, keine Fans, keine Medien. Nichts soll die Vorbereitung auf den "wichtigsten Moment der Saison" stören, wie die Zeitung "Tuttosport" berichtete.

Der Einzug ins Halbfinale könnte auch Trainer Benítez, der heute 55 Jahre alt wird und 2013 mit Chelsea die Europaliga gewann, den Job retten. Zumindest vorerst. Doch dem Vernehmen nach soll spätestens im Sommer Schluss sein. Präsident und Patron Aurelio De Laurentiis, der auch den Hausarrest und das Redeverbot für die Profis verfügte, strebt nach Höherem. Will meinen: Champions League. Und das wird eng in dieser Saison. Von Platz vier und damit von der Teilnahme an der Königsklasse trennen den SSC acht Spieltage vor Toresschluss sieben Punkte. Aber es gibt noch einen zweiten Weg: Auch der Gewinner der Europaliga darf in der kommenden Saison in der Königsklasse mitspielen. Wetten, dass die Neapolitaner versuchen werden, diese Chance zu nutzen?

War sonst noch was?

Das Stadion wird heute Abend wie meist im Europapokal wieder nicht ausverkauft sein. Der Verein erwartet 1300 Anhänger aus Neapel und rechnet insgesamt mit 25.000 Zuschauern. Das sind 1000 weniger, als bei internationalen Partien reindürfen. Ex-Profi Holger Ballwanz, einer der Fanbeauftragten des VfL, erklärte das mit den leidigen Schichten bei VW. Das ist der Autobauer, dem der VfL gehört und der auch 50.000 Wolfsburger beschäftigt. Die ja, das nur nebenbei, gar nicht alle ins Stadion passen würden. Ballwanz jedenfalls argumentiert: "Die Anstoßzeit ist nicht glücklich, fast alle drei Schichten sind davon betroffen. Die, die in der Spätschicht sind, schaffen es zeitlich nicht, für die Nachtschicht gilt das ebenfalls. Und für die, die in die Frühschicht am nächsten Morgen und nach dem Spiel vielleicht auch noch ein bisschen fahren müssen, bis sie zu Hause sind, ist diese Zeit ebenfalls schlecht." Und Urlaub zu nehmen sei auch nicht so einfach: "Drei Wochen gehen für den Werksurlaub drauf - und die restlichen Tage sind wegen der vielen Spiele in dieser Saison fast schon aufgebraucht." Alles klar? Es ist schon ein Kreuz mit diesem VW. Aber wer die Kapelle bezahlt, bestimmt, was gespielt wird. Und darf auch schon mal einen Titel bestellen.

Quelle: ntv.de

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