Zoff über Kader-Nominierung Hermoso empört sich über "Manipulation" und "Spaltung"
19.09.2023, 10:28 Uhr
Jennifer Hermoso fühlt sich nicht so, als müsste sie beschützt werden.
(Foto: REUTERS)
15 streikende Spielerinnen werden für den spanischen Fußball-Kader für die anstehenden Spiele in der Nations League berufen. Diese wollen aber gar nicht spielen. Nicht nominiert ist dagegen Jennifer Hermoso. Die Begründung dafür kann sie nicht nachvollziehen.
Im eskalierten Streit um Spaniens Fußball-Weltmeisterinnen hat sich auch Jennifer Hermoso zu Wort gemeldet und dem Verband RFEF "Spaltung" und "Manipulation" vorgeworfen. Dieser hatte am Montag 15 der streikenden Spielerinnen in den Kader für die kommenden Nations-League-Spiele berufen, ohne erfolgreiche Rücksprache mit diesen.
"Die Spielerinnen sind sich sicher, dass dies eine weitere Strategie der Spaltung und Manipulation ist, um uns einzuschüchtern, mit rechtlichen Konsequenzen und finanziellen Strafen zu drohen", schrieb Hermoso in der Nacht auf Dienstag bei X, vormals Twitter. Am späten Montagabend hatten die Spielerinnen die Nominierung verweigert und mit einer Klage gedroht.
Hermoso selbst fehlt in dem Aufgebot, laut Verband zu ihrem eigenen Schutz. "Der Weg, ihr zu helfen, ist, auf sie zu achten. Wir glauben, dass dies der beste Weg ist, sie zu schützen. Wir zählen auf Jenni, ich arbeite seit fünf Jahren mit ihr zusammen. Wir haben als Teamkolleginnen zusammengespielt", sagte die neue Nationaltrainerin Montse Tomé. Hermoso war nach dem gewonnenen WM-Finale in Sydney bei der Siegerehrung von dem mittlerweile zurückgetretenen spanischen Verbandspräsidenten Luis Rubiales ohne ihre Zustimmung auf den Mund geküsst worden.
"Wovor soll ich geschützt werden? Und vor wem?", schrieb die 33-Jährige nun. Schutz durch den Verband habe es in der Vergangenheit nie gegeben. Die Nominierung der Spielerinnen, die ausdrücklich darum gebeten hatten, nicht berufen zu werden, sei nun "ein weiterer Beweis dafür, dass sich nichts geändert" habe.
"Ich möchte erneut meine volle Unterstützung für meine Kolleginnen zum Ausdruck bringen, die nun wieder gezwungen sind, auf eine unglückliche Situation zu reagieren", schrieb Hermoso weiter. Diese sei "von den Menschen ausgelöst" worden, "die in der RFEF weiterhin die Entscheidungen treffen."
Erst am vergangenen Freitag hatten die Spielerinnen in einem offenen Brief ihren Boykott erklärt. Am Montag nominierte Tomé, Nachfolgerin des entlassenen Jorge Vilda, dennoch unter anderem die zweimalige Weltfußballerin Alexia Putellas, Aitana Bonmati und Olga Carmona für die kommenden Partien gegen Schweden am Freitag und die Schweiz am Dienstag nächster Woche. Die Spielerinnen betonten, die Nominierung habe gegen Verfahrensvorschriften des Weltverbandes FIFA verstoßen. Demnach müssten Sportler mindestens 15 Tage vor der Nominierung schriftlich darüber informiert werden.
Geldstrafen und Sperren drohen
Der Präsident der obersten spanischen Sportbehörde CSD, Víctor Francos, kündigte inzwischen einen Schlichtungsversuch an, warnte die streikenden Fußballerinnen aber zugleich vor rechtlichen Konsequenzen. "Morgen früh werde ich eine Reihe von Leuten aus der Nationalmannschaft anrufen, um mit ihnen zu sprechen. Ich denke, es gibt einen Punkt, an dem die Regierung eingreifen muss; nicht alles ist zulässig", sagte er dem Radiosender El Larguero am Montagabend. "Wenn die Spielerinnen nicht antreten, muss die Regierung - so leid es mir tut - handeln und dem Gesetz Geltung verschaffen", warnte er.
Dem spanischen Sportgesetz zufolge stellt die Weigerung, trotz Nominierung nicht anzutreten, eine besonders schwere Verfehlung dar. Sie kann Geldstrafen zwischen 3000 und 30.000 Euro sowie Sperren zwischen 2 und 15 Jahren nach sich ziehen. Francos betonte, die Regierung stehe auf der Seite der Spielerinnen und sei nicht an deren Bestrafung interessiert. "Wir werden den Spielerinnen sagen, dass wir alles Notwendige tun werden, um das Problem zu lösen, aber wir bitten sie, zu den Spielen zu gehen. Wir wollen, dass sie Olympiasiegerinnen werden", sagte er.
Quelle: ntv.de, ara/sid/dpa