Fußball

Den FC Bayern zurückgebaut Hoeneß führt die "Uligarchie" wieder ein

Wenn's Zurückhaltung nach der Rückkehr an die Spitze gab, dann nur ganz kurz: Uli Hoeneß hat den FC Bayern wieder zu seinem Klub gemacht.

Wenn's Zurückhaltung nach der Rückkehr an die Spitze gab, dann nur ganz kurz: Uli Hoeneß hat den FC Bayern wieder zu seinem Klub gemacht.

(Foto: dpa)

Vor einem Jahr wird Uli Hoeneß erneut zum Präsidenten des FC Bayern gewählt. Zurückhaltend, wie er es damals ankündigt, ist er danach keineswegs. Im Eiltempo macht er die Bayern wieder zu seinem Klub - auch auf Kosten von Karl-Heinz Rummenigge.

Das mit der Zurückhaltung, die er sich angeblich auferlegen wollte, hat er wohl selbst nicht geglaubt. Er werde, nein, er müsse sich in Zukunft nicht mehr in alles einmischen, behauptete Uli Hoeneß. Da war der 25. November 2016 gerade vorbei, und der alte und neue Präsident des FC Bayern München e.V., zugleich alter und neuer Aufsichtsratsvorsitzender der FC Bayern München AG, war wohl der Meinung, er müsse ein wenig Demut zeigen. Ob nun gewollt oder ungewollt: Es war ein Täuschungsmanöver.

Seit Hoeneß vor einem Jahr mit 97,7 Prozent der stimmberechtigten Mitglieder im überfüllten Audi Dome gewählt wurde, hat er den e.V. und die AG ganz schön aufgemischt. Der FC Bayern ist wieder sein FC Bayern. Überrascht? Nein. O-Ton Hoeneß vor genau einem Jahr: "Ich denke, dass ich sehr viele Dinge, die ich vorher gemacht habe, jetzt wieder zurückbringen muss."

Die "Münchner Abendzeitung" nennt die Herrschaft von Hoeneß die "Uligarchie" - und in der Tat scheint es, als wolle, als könne Hoeneß durchregieren. Auch die Personalentscheidungen tragen das Etikett "Mia san mia": Willy Sagnol wurde als Assistent, genau genommen als Aufpasser für Carlo Ancelotti geholt; Hasan Salihamidzic kam als neuer Sportdirektor, Jupp Heynckes aus dem Ruhestand - und Dr. Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt aus dem Schmollwinkel.

Rummenigges Vorfreude wird enttäuscht

"Die Fähigkeit, in einer klaren Sprache und Aussprache Probleme anzusprechen, ist nicht verloren gegangen, sie schläft nicht, sie ruht, und sie kann bei Bedarf jederzeit zurückkommen", hatte Hoeneß im vergangenen November betont. Bedarf besteht permanent. Sollte er je vorgehabt haben, seine Meinung nur intern kund zu tun, nun ja. Gerade eben erst musste sich Hoeneß entschuldigen, weil er den deutschen Handball verunglimpft hatte.

Auch intern knirschte es gewaltig. Hatte Karl-Heinz Rummenigge bei der erneuten Inthronisierung von Hoeneß noch versichert: "Ich bin neugierig auf die neuerliche Zusammenarbeit mit dir", dürfte er in den Monaten danach arge Nackenschmerzen vom Kopfschütteln bekommen haben. Hätte er wissen können. Und müssen. Denn wie sagte Hoeneß doch an jenem Abend: "Es ist immer unsere Stärke gewesen, kontroverse Meinungen zu haben." Stärke?

Die Kontroverse um Philipp Lahm

Die Kontroversen begannen früh. Rummenigge wollte Philipp Lahm in die sportliche Leitung einbinden - Hoeneß nicht: Den Berater des Kapitäns, der wenig später seinen Rücktritt für den Sommer 2017 ankündigte, hat er dick. Und tatsächlich scheint die Erneuerung des FC Bayern auf der Führungsebene sowie in der Mannschaft eher ins Stocken geraten zu sein. Trotz Salihamidzic. Hoeneß ließ sogar Kaderplaner Michael Reschke zum VfB Stuttgart wechseln.

In den knapp 1000 Tagen, in denen Hoeneß sich nicht einmischen konnte, führte Rummenigge den Klub geschäftsmäßig und eher kühl kalkulierend, aber gewiss nicht erfolglos. Gut, die Verpflichtung von Carlo Ancelotti war nicht allzu glücklich. Doch seit der Bauchmensch Hoeneß zurück ist, wirkt Rummenigge eher wie ein Geschäftsführer. Die Trennung sei eine "Scheidung" gewesen, sie seien eben "noch nicht wieder verheiratet", sagte Rummenigge im September.

Der Kitt, der Rummenigge und Hoeneß nun zusammenhält, heißt Jupp Heynckes, der beiden auch Empfehlungen für seine Nachfolge abgegeben hat. Und was bringt die Zukunft? Rummenigges Vertrag läuft bis Dezember 2019, Hoeneß ist gewählt bis November 2019. Die USA, erzählt er gern, leisteten sich doch einen 70-Jahre alten Präsidenten - er selbst sei erst 65, und gefühlt wegen seiner haftbedingten Auszeit ja sogar noch wesentlich jünger.

Quelle: ntv.de, Thomas Häberlein, sid

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