Fußball

So läuft der 16. Bundesliga-Spieltag Hoffenheim vergisst Wiese, van Marwijk wütet

Wenig amüsiert: Bert van Marwijk.

Wenig amüsiert: Bert van Marwijk.

(Foto: imago sportfotodienst)

In Gelsenkirchen singt ein Straßenbahnfahrer ein Schmählied gegen BVB-Profi Kevin Großkreuz, in Hamburg prügelt Trainer Bert van Marwijk verbal auf seine Spieler ein, und in München träumen sie von Marokko. Verrückte Fußball-Bundesliga.

Wie hoch gewinnt der FC Bayern?

Wir tippen auf 9:2, dann muss der Hamburger SV wieder ein Grillfest für seine armen Fans ausrichten wie in der vergangenen Saison, als sie mit ebenjenem Ergebnis im München verloren. Überraschenderweise sehen auch die Wettanbieter den FC Bayern an diesem 17. Spieltag der Fußball-Bundesliga als Favoriten. Bwin bietet dem, der auf den HSV setzt, 17,50 Euro für einen. Wer auf einen Sieg der Bayern setzt, bekommt für jeden Euro neun Cent obendrauf. Und was sagt Uwe Seeler? "Mit Laufbereitschaft und Kampf kann man sehr viel verhindern. Ich erwarte Moral, aufopferungsvollen Einsatz und dass die Spieler das so gut wie möglich gestalten." Für neun Cent? Hamburgs Trainer Bert van Marwijk kocht jedenfalls schon jetzt vor Wut. Seine Spieler sind ihm zu selbstgefällig. "Die Zufriedenheit hier fängt an, mich zu irritieren, das kann ich nicht akzeptieren." Einige seien "eingeschlafen", er müsse "wachrütteln. Das gibt mir keine Ruhe, solange ich keine Lösung habe. Ich habe schon viele Dinge geändert, muss aber noch mehr ändern - gerade bei der Disziplin."

"Wunderbare Sache: Fanshop des FC Bayern an der Autobahnraststätte Wendling. International halt.

"Wunderbare Sache: Fanshop des FC Bayern an der Autobahnraststätte Wendling. International halt.

(Foto: imago sportfotodienst)

Die Bayern hingegen beschäftigen sich mit ganz and eren Dingen als damit, dass sie mit einem Sieg in Stellingen die Herbstmeisterschaft perfekt machen können. Ist ja auch kaum eine Meldung wert. Nein, die Münchner sind mit ihren Gedanken schon in Marokko. In Agadir steigen sie am Dienstag ins Halbfinale der Klub-Weltmeisterschaft ein. Den Gegner ermitteln am Samstag Guangzhou Evergrande aus China mit dem italienischen Weltmeistertrainer Marcelo Lippi und die Ägypter von Al-Ahly aus Kairo. Natürlich wollen die Bayern auch dort reüssieren. Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge sagt auch, warum. Der Titel werde zwar in Deutschland "nicht zu hoch bewertet, aber er ist in Asien, Afrika, Südamerika extrem wichtig. Wir müssen die Marke FC Bayern jetzt internationalisieren. Da wäre das eine wunderbare Sache". Aber nicht vergessen: vorher fürs Grillfest in Hamburg sorgen.

Wie spanisch sind die Verhältnisse?

So gesehen ist Bayer Leverkusen als ärgster und streng genommen einziger Verfolger der Bayern das Atletico Madrid der Bundesliga. Aber im Ernst: Die selbst ernannte Werkself mausert sich - vier Punkte hinter dem Tabellenführer auf Platz zwei, sechs Zähler vor Rand drei. Und das Achtelfinale der Champions League haben die Leverkusener als Bestandteil eines deutschen Quartetts auch erreicht. Am Sonntag geht es nun gegen die Eintracht aus Frankfurt. Die ist zwar mit fünf Siegen und einem Remis in die Zwischenrunde der Europaliga marschiert, aber sonst läuft's alles andere als rund. Seit zehn Spielen gab's keinen Erfolg mehr, Frankfurt steht auf dem viertletzten Tabellenplatz. Oder wie es Abwehrspieler Marco Russ formulierte: "In der Bundesliga bekommen wir von jedem auf die Mütze." Arg gebeutelt, zumindest personell, ist auch Borussia Dortmund, immer noch auf Platz drei, mittlerweile aber punktgleich mit der Namenscousine aus Mönchengladbach. Während die Gladbacher nach sechs Siegen in Serie nun beim FSV Mainz antreten, spielt der BVB in Sinsheim. Und wahrscheinlich wieder mit Marian Sarr in der Innenverteidigung. Der 18-Jährige hatte beim Champions-League-Drama bei Olympique Marseille ein außerordentlich gelungenes Debüt bei den Profis. "Er ist natürlich eine Option", sagte Trainer Jürgen Klopp.

Was passiert sonst noch an diesem Spieltag?

"Ich bin schon ein bisschen enttäuscht, weil bei der Weihnachtsfeier normalerweise alle Angestellten eingeladen sind": Tim Wiese.

"Ich bin schon ein bisschen enttäuscht, weil bei der Weihnachtsfeier normalerweise alle Angestellten eingeladen sind": Tim Wiese.

(Foto: picture alliance / dpa)

Apropos Hoffenheim. Die TSG hat vergessen, Tribünendauerga st Tim Wiese zur Weihnachtsfeier am kommenden Mittwoch einzuladen. Der ehemalige Nationaltorhüter stand einfach nicht auf der Gästeliste. Ein Versehen, ließ der Verein verlauten. Und will ihn und die anderen Aussortierten nun nachträglich ins Mannheimer Palazzo-Zelt von Sterne-Koch Harald Wohlfahrt bitten. Wiese selbst zeigte sich gegenüber der "Bild"-Zeitung enttäuscht: "Einen Grund hat man uns nicht gesagt. Ich bin schon ein bisschen enttäuscht, weil bei der Weihnachtsfeier normalerweise alle Angestellten eingeladen sind." Und sonst? Spielen die rekordverdächtig sieglosen Nürnberger in Hannover, und natürlich hat Trainer Gertjan Verbeek nicht im Advent schon die Hoffnung aufgegeben, dass doch noch alles gut wird. "Ich habe noch immer Vertrauen in die Mannschaft. Es wird ein langer Weg sein bis zum Ende." Das gilt auch für die Eintracht aus Braunschweig, die als Tabellenletzter noch einen Punkt weniger auf dem Konto hat. Vor der Partie in Augsburg sucht Trainer Torsten Lieberknecht nach Verstärkung, wie der der "Sport Bild" sagte. Wenn auch etwas verklausuliert: "Wir sind uns alle einig, dass unsere Aktivitäten im Winter von der Situation am Ende der Hinrunde abhängen. Zum einen könnte das von der tabellarischen Situation abhängen, vor allem aber davon, ob jemand perspektivisch zu uns passt." Klingt wie Peter Neururer.

Welche Mannschaft überrascht?

Der Hamburger SV. Kleiner Scherz. Darauf eine Bratwurst.

Für welchen Trainer wird es eng?

Jede Wette: Sollte der FC Schalke 04 am Sonntag gegen den soeben aus der Europaliga ausgeschiedenen SC Freiburg verlieren, geht die Diskussion um Jens Keller munter weiter, nachdem er sich mit dem Sieg gegen den FC Basel und dem Einzug ins Achtelfinale der europäischen Königsklasse etwas Luft verschafft und in Gelsenkirchen für durchaus gute Laune gesorgt hatte. Der Straßenbahnfahrer war am Mittwoch auf dem Weg vom Stadion zum Hauptbahnhof jedenfalls so euphorisiert, dass er die müde schweigenden Fans kurz vor Mitternacht zum Singen aufforderte: "Was ist los Jungs, so ganz ohne Animation heute?", klang es durch die Lautsprecher. Freundlicherweise skandierte das Publikum tatsächlich irgendwas mit Schalke, auch die Gäste vom FC Basel kamen, ebenfalls nach Aufforderung, zu Wort. Nur als die Fans dann gemeinsam auf und ab sprangen, wurde es dem Fahrer zu viel: "Jungs, hüpfen ist immer schlecht, lasst uns lieber singen." Gesagt, getan. "Einen hab' ich noch für euch", kündigte der Kutscher an - und sang ein Solo: "Im Stadion vor mir sitzt der Kevin Großkreutz, er sitzt bei seiner Mama auf den Schoß." Was folgte, verschweigen wir lieber. Wir wollen ja nicht zur Gewalt gegen Fußballprofis aufrufen. Nur so viel: Er hat dem Fan im BVB-Trikot nichts Gutes gewünscht.

Wo wird es brisant?

In Wolfsburg. Die Liga hat die Partie gegen den VfB Stuttgart als Topspiel auf Samstag, 18.30 Uhr terminiert. Ähm. Da wird das Bezahlfernsehen sich aber freuen und einen neuen Zuschauerrekord feiern. Das ZDF jedenfalls hätte die Partie bestimmt nicht übertragen. Ansonsten spielt halt der Tabellenfünfte gegen den Tabellenzehnten. In Wolfsburg ärgern sie sich derweil über Willi Evseev. Der 21-Jährige hat gerade den Sprung in den Profikader geschafft. Und war in dieser Woche zum 1. FC Nürnberg gefahren, um zu schauen, was da so geht. Sehr zum Ärger von Geschäftsführer Klaus Allofs. "Unangemessen und unangebracht" sei das. Schließlich war längst ein Gespräch mit der sportlichen Leitung des VfL anberaumt. "Es zeigt, dass die Spieler auch nicht immer gut beraten sind", keifte Allofs. Brisant.

Was sagt das Orakel?

"Spielausgang hat nichts mit Laufleistung zu tun." Was um Himmels Willen möchte Hannovers Trainer Mirko Slomka uns damit sagen?

Quelle: ntv.de

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